[39] Folge deinem Herzen

69 4 0
                                    

Schweigend gehe ich mit Marcello die Stufen des Gerichtsgebäudes hinunter. Dabei weichen wir den wenigen Reportern aus, die versuchen uns Fragen zu stellen.

„Marcello....Geht es dir gut?" frage ich vorsichtig. Marcello seufzt, bleibt stehen und dreht sich zu mir um. „Ich schätze, ich bin einfach nur ziemlich enttäuscht. Du sollest nach Hause gehen und dich ausruhen. Immerhin erholst du dich noch. Brauchst du eine Mitfahrgelegenheit?"

Aber bevor ich antworten kann, höre ich von hinten eine Stimme. „Kate."

„Lorenzo." Marcellos Augen verengen sich und er tritt zwischen mich und Lorenzo. „Was willst du?"

„Das geht dich nichts an." faucht er. „Nach dem, was du getan hast, wagst du es, hierherzukommen? Lass sie in Ruhe!" faucht er seinen Bruder an.

Lorenzo bricht in ein scharfes, durch und durch humorloses Gelächter aus. „Willst du mich zwingen, großer Bruder?"

„Du solltest von hier verschwinden, bevor ich dein Gesicht neu arrangiere."

„Für wen hälst du dich eigentlich? Ihren Beschützer?" fragt er.

„Wenn es sein muss."

Stopp! Hört auf damit! Hört auf euch zu streiten! Alle beide!" Schreite ich ein.

„Ich will nur mit dir reden." Lorenzo wendet sich mit einem flehenden Blick mir zu. „Kate, du weißt, wie leid es mir tut. Was kann ich tun, um es wiedergutzumachen?"

Ich kann sehen, wie viel es ihm abverlangt, das vor seinem Bruder zu sagen. Auch Marcello wendet sich mir zu. Seine Augen dunkel und suchend. „Kate...Bitte, um Himmels willen...Hör nicht auf ihn!"

„Komm mit mir, Kate!" fleht mich Lorenzo an.

„Nein! Bleib bei mir, Kate!" Marcello sieht mich bittend an.

Ich glaube es ist an der Zeit mich zu entscheiden. Wenn ich ehrlich bin, hat sich mein Herz schon Zeit einer Weile entscheiden.

„Es tut mir leid, Lorenzo. Aber ich denke, es gibt nichts mehr zu besprechen." Ich strecke die Hand nach Marcello aus und nehme die seine. „Ich will dich, Marcello. Ich wollte dich von Anfang an."

Als Antwort drückt er fest meine Hand und sein Gesicht strahlt vor Glück und Erleichterung. „Kate." Der Klang meines Namens aus Marcellos Mund erregt mich wie immer und der Blick in seinen Augen verrät mir alles, was ich wissen muss.

Ich wende mich Lorenzo zu, der mich traurig anlächelt. „Lorenzo..."

,,Schon in Ordnung. Ich hab's verstanden. Ich werde jetzt gehen, bevor ich mich weiter erniedrige. Tschüss Kate." Er dreht sich abrupt um und geht, ohne auf meine Antwort zu warten.

Und plötzlich fällt mir ein, dass „Viellicht sehe ich ihn nie wieder."

„Weißt du was? Ich wäre glücklich, wenn das wahr wäre." meint Marcello zu mir und legt einen Arm um mich.

--------
Als ich damals bei der Polizei anfing, hätte ich nicht erwartet das ich zwei Brüder treffe, die mein Leben von Grund auf ändern würden. Auch wenn es seine schwierige Zeit war, bin ich froh, dass es so gekommen ist. Sonst hätte ich wahrscheinlich Amy verloren und Marcello hätte ich wahrscheinlich auch nicht kennengelernt.

Ich sitze zusammengerollt mit einem Glas Wein auf Marcellos Couch. Mein Kopf ruht auf seiner Schulter, während er sanft über mein Haar streicht.

„Ich kann nicht glauben, dass es endlich vorbei ist."

„Du meinst, dir keine Sorgen mehr darüber machen zu müssen, von Lorenzo jemals wieder belästigt zu werden?"

„Ja, ich hoffe, es geht ihm gut gehen." Sage ich ehrlich. „Mach dir keine Sorgen. So wie ich ihn kenne, wird es ihm gut gehen."

„Danke, dass du immer so geduldig und immer für mich da warst. Auch wenn ich nicht immer hundertprozentig ehrlich zu dir war." Marcello blickt mir in die Augen. „Ich verstehe, warum du getan hast, was du getan hast. Und ich werde immer für dich da sein, Kate."

Ich spüre eine Aufwall und die Liebe für diesen Mann, der sowohl innerlich las, auch äußerlich schön ist. „Was habe ich getan, um dich zu verdienen?" frage ich.

Marcello nimmt meine Hand und führt sie an seinen Mund, um sie zu küssen. „Was habe ich getan, um dich zu verdienen? Ich liebe dich Kate."

„Marcello, Ich liebe dich auch." Meine Augen füllen sich vor Rührung mit Tränen. Dann lächle ich ihn an und bin so glücklich, dass ich das Gefühl habe ich könnte platzen. „Ich liebe dich auch. Ich liebe dich so sehr."

Ich lege meine Hand um seinen Nacken und ziehe ihn zu mir. Dann küsse ich ihn langsam und leidenschaftlich. Marcello küsst mich eindrücklich zurück. Sein Mund fühlt sich heiß auf meinen Lippen an.

Schließlich reiße ich mich widerwillig los und seufze. „Es ist schon spät, ich sollte gehen."

„Bitte geh nicht, bleib bei mir." Fleht er mich beinahe an. „Ich würde gerne hier übernachten." Marcello grinst breit. Sein Lächeln erhellt sein Gesicht so wie immer und verwandelt ihn dadurch in den hinhreißendesten Mann, den ich je gesehen habe.

„Ich bin so glücklich." Als er mich plötzlich in seine Arme nimmt und in sein Schlafzimmer trägt, quietsche und lache ich fröhlich.

Nach unserer kleinen Bettsport liege ich in Marcellos starken Armen. Ich seufze zufrieden ,,Ich liebe dich."

„Ich liebe dich auch. Und ich lasse dich nie mehr los." Marcello umarmt mich innig und gibt mir einen Kuss auf die Stirn.

------

Es ist der nächste Nachmittag und Marcello fährt mich nach Hause.

Ich halte die ganze Heimfahrt über Händchen mit Marcello. Als ich zu Hause ankomme, lege ich meine Arme um seinen Hals und küsse ihn leidenschaftlich. Dabei will ich ihn nur widerwillig loslassen. „Ich liebe dich."

„Ich liebe dich auch. Sehen wir uns morgen?"

„Ja, bis morgen." Als ich die Tür hinter mir schließe, sehe ich wie Amy ihren Kopf aus ihrem Zimmer herausstreckt.

„Oh bleibt er nicht hier?" fragt sie enttäuscht. „nein. Er muss arbeiten." Ich gehe zu Amy und umarme sie ganz fest. „Wofür das?"

„Ich bin nur froh, dass du wieder zu Hause bist. Ich liebe dich."

„Ich liebe dich auch, große Schwester."

„Von jetzt an wird alles gut werden."


BesessenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt