"Danadas hält nicht für jeden etwas besonderes bereit."
Der Nebel kam ein paar hundert Meter vor den Höhlen zur Ruhe. Leider versperrte er uns damit den weiteren Weg. Die Männer behielten ihn kritisch im Auge.
Ich starrte direkt ins knisternde Feuer, aber mir war kalt, übel und ich hatte Kopfschmerzen. Dieses Unwohlsein kostete mich zusätzlich Kraft und ich fragte mich, seit wann ich eigentlich so wehleidig war.
Tief in mir wusste ich, dass der Inhalt von Riians Worten nicht die Absicht hatte, mich zu verletzen. Im Gegenteil, es hätte mir vielleicht sogar etwas bedeuten sollen. Wie sehr er bereit war, mich zu verteidigen. Aber es entfaltete nicht die richtige Wirkung, sondern wirbelte mich erst recht durcheinander. Ließ mich aufgerieben und verstört zurück.
Ich wusste, mir selbst einzugestehen, was Enri mir angetan hatte, bedeutete, mir sehr viel mehr eingestehen zu müssen. Dinge, die ich nicht umsonst fest in der Kiste verwahrt hatte. Enri hatte mich verraten und verstoßen. Ich hatte ihm mein Leben lang vertraut. Ich war ihm, diesen einen letzten Menschen in meinem Leben nicht genug wert, dass er für mich gekämpft hätte. Der letzte Strohhalm, an den ich mich lange klammerte: Dass Enri vielleicht gar nicht im Schloss war und es eine Erklärung für alles gab, existierte höchstwahrscheinlich nur in meiner Fantasie.
Und dann gingen die Zweifel los, was überhaupt jemals echt war und wie unzureichend ich sein musste. Ich hatte diese Gefühle eigentlich mit in die Kiste geschoben, doch Riian hatte sie einfach ungefragt rausgeholt und nun bekam ich sie nicht mehr richtig zu.
Ich sah im Lagerfeuer einem Holzstück zu, wie es Feuer fing. Wie es immer weiter verbrannte. Erst wurde es schwarz und dann glühte es plötzlich von innen heraus, während sich die Oberfläche erst grau, dann weiß färbte. Als es schrumpfte, verlor es den Halt neben den anderen Hölzern und krachte in die Mitte, wo die Flammen es schlussendlich völlig verschlingen würden. Es war wunderschön.
"Brauchst du noch Wasser?" Es war Lorrn, der sich plötzlich zu mir setzte, während Riian und Kinnon draußen weiter gemeinsam Ausschau hielten. Sie schienen darüber zu diskutieren, wie ungewöhnlich die Nebelbewegungen in letzter Zeit waren, aber ich verfolgte das Gespräch nicht.
"Danke, hab genug!" Ich schaute nicht hoch, mir war nicht nach Plauderei.
"Du siehst recht unentspannt aus, alles klar?"
"Unentspannt", ich wiederholte das Wort langsam und mit einem falschen Grinsen. Probierte aus, wie es saß, ob es passte.
"Ja, vielleicht bin ich das." Ich lachte leise. Das hatte bisher noch keiner zu mir gesagt. Jetzt schaute ich doch hoch und direkt in ein freundliches Gesicht. Lorrns herzliches Lächeln strahlte etwas Warmes aus.
"Nervös wegen der Schlosssache?"
"Ja." Seine freundliche Art war erschreckend ansteckend. "Ja schätze das bin ich wirklich."
"Kann ich gut verstehen, das war ich damals auch, als ich an den Hof kam!" Er nickte, schaute ins Feuer, doch ich sah von der Seite, wie seine Mundwinkel noch weiter auseinander zuckten. Seine spitzen Fae Zähne blitzten kurz auf. Warum sahen Fae-Männer alle so gut aus?
"Kommst du ursprünglich gar nicht von dort?
"Nein, ich bin in einem kleinen Dorf im Norden aufgewachsen. Ich bin als kleiner Junge zur Militärausbildung hergekommen. Das einzige was mein adeliger Drecksack von Vater je für mich getan hat, war mir einen Ausbildungsplatz für die Hoftruppen zu sichern." Lorrn stützte lässig seine breiten Unterarme auf seinen Knien ab und schaute zu mir.
"Habt ihr drei euch so kennengelernt?"
"Ja", er lachte, als hätte ich was lustiges gesagt und sein ganzer Oberkörper bebte dabei.
DU LIEST GERADE
Nebelwaldjäger
FantasyAls Eelin schwer verletzt auf dem Boden des Nebelwaldes zurückgelassen wird, ist ihr bewusst, dass sie dort sterben soll. Niemand überlebt den gefährlichen Nebel, der sich bereits seit vielen Jahren zwischen den vier Königreichen, der Menschen und F...