"Die Wegbegleiter folgen Danadas letzter der Adern, dem Fluss der Bestimmung."
"Wir reden hier immer noch von riesigen, vermutlich wolfsähnlichen, magischen Wesen, gesandt aus der Anderswelt?"
"Ja!"
"Und wir wollen das machen?" Ich schaute Tarra aufgeregt, aber grinsend an. Wir saßen zusammen in meinem Zimmer. Mirrin hatte einen Schwung Kleider von der Schneiderin mitgebracht. "Wenn uns da draußen nichts umbringt, wird es Riian ganz sicher tun!"
Mirrin half mir in ein Kleid, das ich anprobieren sollte und knöpfte es mir im Rücken zu.
"Also ich kann es kaum erwarten!" Tarras Begeisterung war deutlich in ihrer Stimme zu hören.
Ich atmete tief. Sie war es wohl leid immer nur Bücher zu wälzen.
"Hey, er wird's nicht erfahren. Die Jungs sind mindestens bis morgen noch unterwegs, was perfekt ist! Sie würden es uns nie alleine machen lassen. Und ehrlich, wie wahrscheinlich ist es, dass sie sich zeigen, wenn wir alle gemeinsam durch den Wald stampfen?"
Tarra betrachtete mich, als ich mich drehte und den Stoff schwingen ließ. Ihr Nicken war ein Ja zum Kleid.
"Ihr habt sie nicht mehr alle!" Mirrin schüttelte energisch den Kopf. Ich habe bisher keine von euch beiden für besonders klug gehalten, aber jetzt schießt ihr den Vogel ab. Oh Danadas mit solchen Mächten spielt man nicht!"
Tarra und ich ignorierten ihre Bissigkeit. Ich wusste ja, dass sie sich einfach nur Sorgen machte. Seltsamerweise mochte ich genau diese Art von Zuneigung ganz besonders an ihr. Damit konnte ich so viel besser umgehen, als das viele Mitleid.
"Aber du deckst uns trotzdem, falls uns jemand suchen kommt?" In Tarras Stimme lag noch immer freudiges Glucksen.
"Ja und ihr habt mich nicht verdient!" Mirrin zeigte mit dem Zeigefinger zwischen uns hin und her. Ein kleines Kichern entwich mir. Ihre dramatischen Gesten hatten immer etwas Urkomisches.
"Niemand verdient dich Mirrin", konterte Tarra trocken.
Ich prustete los, während sie bloß mit den Augen rollte.
"Könntest du bitte noch das letzte anprobieren?" Mirrin hielt ein dunkebraunes Wollkleid hoch. Es war perfekt für einen zwanglosen Winterabend. Ich bewunderte es kurz, bevor mich Tarra wieder aus den Gedanken riss.
"Nicht jetzt. Wir müssen uns einen Plan machen! Setzen wir uns einfach in den Wald und warten? Oh, oh, oder bringen wir uns in Gefahr? Dann müssen sie kommen oder?" Tarra nahm Mirrin das Kleid genervt aus der Hand.
"Und ich muss meine Arbeit machen! Bei Firinn, danach dürft ihr euch gerne so oft umbringen lassen, wie ihr wollt." Mirrin riss dabei ihre Arme verzweifelt nach oben. Ich grinste.
"Wir bringen uns natürlich nicht absichtlich in Gefahr, Tarra! Wenn sie nicht auftauchen, lassen wir es gut sein. Wie kommen wir überhaupt an den Wachen vorbei?" Ich nahm ihr das Kleid wieder ab.
"Auf dem Gelände schöpft keiner Verdacht, solang ich bei dir bin. Am Zugang zum Tunnel hat Lenni heute Dienst. Lenni ist ein riesengroßer Kerl, aber viel zu gutmütig, wenn es um Frauen geht. Wir müssen nur ein paar Mal hübsch blinzeln und er lässt uns auf jeden Fall vorbei. Das wird einfach!" Tarra war eindeutig von der Sorte Frau, die wusste wie sie ihre Reize einsetzen konnte.
Am frühen Abend, ein paar Stunden vor Dämmerung, waren wir in Nebelwaldjägerkluft am Zugang vom Tunnel angekommen. Tarra hatte mir sogar ein leichtes Kurzschwert aus dem Waffenlager besorgt. Ich schmunzelte, als ich es sah. Das Schwert lag zwar nicht perfekt in der Hand, aber für den Fall der Fälle wäre es besser als nichts. Ich versteckte es unter meiner Jacke. Das Ganze erinnerte mich ein bisschen an die Zeit, als sich Enri und ich, öfter gemeinsam aus dem Schloss geschlichen hatten. Damals als wir noch jünger waren. Ich mochte das Gefühl. Das war die gute Zeit.
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Nebelwaldjäger
FantasyAls Eelin schwer verletzt auf dem Boden des Nebelwaldes zurückgelassen wird, ist ihr bewusst, dass sie dort sterben soll. Niemand überlebt den gefährlichen Nebel, der sich bereits seit vielen Jahren zwischen den vier Königreichen, der Menschen und F...