Prolog

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Durch den Wald kroch eine weiße Dunkelheit. Sie streckte ihre Arme zwischen den jahrhunderte alten, großen Nadelbäumen aus. Ein bitterer, brennender Dunst.

Zu Beginn des großen Nebels nannten sich Nebelwaldjäger, freiwillige Männer aus den verschiedenen Städten und Dörfern, die an den Nebelgrenzen den Wald patrouillierten. Sie hielten Ausschau und gaben Auskunft, in welche Richtung sich der gefährliche Nebel weiter ausbreitete. Manchmal halfen sie sogar Häuser zu evakuieren, wenn der Nebel mitsamt seinen Kreaturen zu nah kam. 

Mit der Zeit, als der Nebel immer größere Teile der Länder unaufhaltsam verschlang, kippte die Stimmung. Die Bewohner der vier Königreiche wurden immer verzweifelter und die vier Regierungen schienen kaum etwas gegen das weitere Ausbreiten des Nebels tun zu können.

Aus den Nebelwaldjägern wurden allmählich Verbrecher, die sich das Leid derer, die alles im Nebel verloren hatten zu Nutzen machten. Sich an den Häusern und Höfen, die sich jüngst dem Nebel ergeben mussten, bereicherten. 

Man sagte, sie waren kampferfahren, schnell und bis unter den Zähnen bewaffnet. Ihr Revier beschränkte sich zum eigenen Schutz innerhalb der frisch verschobenen Nebelgrenzen. Oft hatten sie selbst alles im Nebel verloren. Oft hörte man Gerüchte, dass sie eingeschlossene Familien töteten, um an ihren Besitz zu kommen, statt ihren Mut zu nutzen, armen Seelen im Nebel zu helfen. Man erzählte sich auch von jungen Frauen, die Nebelwaldjägern zum Opfer gefallen waren, die vergewaltigt und zum Sterben im Nebel zurückgelassen wurden. 

Ich kann gar nicht sagen, wie krank mich jene Vorstellung machte. Ich habe selbst nie zuvor einen Nebelwaldjäger gesehen. Die schwarze Maske war ihr Zeichen und ich wusste nicht, wie viele es von ihnen gab. Ich wollte immer glauben, dass kaum jemand so leichtsinnig war, sich jenseits der Nebelgrenze aufzuhalten.

...

Es war ein einziger Schmerz, ein Brennen, wie ein Höllenfeuer, das durch meinen Körper ging. Sie packten mich, schleppten mich weiter in Richtung Wald. Weiter hinaus in die tiefe Dunkelheit, jenseits der Waldgrenze. 

Ich nahm den schwefligen, ätzenden Geruch des Nebels wahr, der mit jedem Atemzug meine Lungen beschwerte. Der Nebel, der - vor dem uns immer alle gewarnt hatten und doch zogen sie mich jetzt genau dorthin. Unaufhaltsam, immer weiter und tiefer hinein. Ich fühlte mich nicht mehr in der Lage, mich gegen sie und ihre Schläge zu wehren. Nicht nach alledem. 

"Er hat nicht geschrien..." . Mein Kopf war voll. Mein Kopf war gleichzeitig leer. Ich atmete schwer aus, versuchte die brennende Nebelluft wieder aus meiner Lunge zu stoßen, vergeblich. Mein Unterleib, mein Bauch, mein ganzer Körper schmerzte. "Er hat nicht geschrien..". Nein, ich wollte, ich durfte jetzt nicht mehr daran denken. Ich packte die Gedanken daran in eine Kiste, die ich fest verschloss und tief in mir vergrub. 

Meine Füße gaben unter mir nach, aber meine Schritte hätten ohnehin nicht in diese eine Richtung gewollt. Die Richtung, in die mich die Männer jetzt trugen. Der Nebel - bald würde es also vorbei sein. 

Vielleicht war es auch besser so. 

 

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