"Firinns Anwesenheit schmerzt, es befreit aber auch!"
Nachdem es den restlichen Abend draußen ruhiger zu sein schien, kamen in der Nacht die lauten Geräusche der Nahärra zurück. Die anderen Wesen hatten sich offenbar zurückgezogen, der Nebel jedoch noch nicht. Vereinzelte Schläge von außen gegen die Hauswand, das Kratzen und Fauchen der Kreaturen, das alles wurde zu einem lärmenden Grundrauschen.
Aber es waren die dumpfen, gegen ein Kissen gepressten Schmerzensschreie, die mich plötzlich und mitten in der Nacht aufschrecken ließen. Ich stieß ein Stoßgebet an die guten Geister aus, in der Hoffnung, sie wiesen uns den richtigen Weg, während ich die Leiter hinunter eilte, um nach Riian zu sehen. Nachdem ich vorher seine Wunde versorgt hatte und wir uns mit Tee und einer leichten Mahlzeit stärkten, beschlossen wir schlafen zu gehen und über alles weitere am nächsten Tag zu reden. So wie es jetzt klang, waren seine Schmerzen offenbar zu schlimm, um in den Schlaf zu finden. Die Sorgen, die ich mir um ihn machte, waren unerträglich. Ihr Geister, bitte lasst mich das nicht noch einmal erleben müssen.
Es war ein furchtbarer Anblick. Sein Körper lag blass und gekrümmt, mit dem Gesicht zum Bett. Selbst im schummrigen Licht der Öllampe sah ich Schweißtropfen an ihm runter laufen.
"Riian?" Schiere Panik überkam mich, als ich mich mit meinen zittrigen Händen an seiner Stirn fast verbrannte. "Gute Geister, Riian, du glühst!" Sein schmerzerfülltes Stöhnen gegen das Kissen ließ mich erschaudern, er krallte sich am Bettlaken fest und ich sah, wie der Stoff in seinen Händen zerknüllte und seine Fingerknöchel weiß hervortraten.
Ich lief los, um nasse Tücher zu holen, die ich ihm anschließend in den Nacken und unter die Stirn legte, um das Fieber zu senken.
"Hey, langsam, dreh dich zu mir, komm!", sagte ich, als ich den Verband löste, um die Wunde erneut mit Kripschkrautsalbe zu behandeln. Sein Körper verbrannte innerlich, die Wunde war ein loderndes Feuer, das unbedingt gelöscht werden musste.
"Du musst —" Er schaffte vor Schmerz nicht seinen Satz zu beenden, presste seine Zähne aufeinander, sodass ich die Anspannung in seinen Kiefermuskeln deutlich wahrnahm.
"Shhh, sag nichts, ruh dich einfach aus, spar deine Kraft, bitte!" Ich strich ihm über seinen Kopf.
"Wenn ich es nicht schaffe, musst du–."
"Hör auf der Stelle auf damit!"Ich konnte jetzt nicht daran denken, ihn auch noch zu verlieren, nachdem Mema es nicht geschafft hatte. Das durfte nicht passieren.
Den Verband legte ich neu an und gab ihm anschließend noch von dem erkalteten Kripschkrauttee zu trinken. Er war völlig angepannt, als ich anschließend zu ihm ins Bett kletterte und mich vorsichtig gegen seinen brennenden Rücken legte. Seine Temperatur war so hoch, dass ihm meine Haut im Vergleich kühl vorkommen musste. Doch ich dachte nicht mehr nach, griff über ihn, legte noch mal die feuchten Tücher gegen seinen Nacken, seinen Kopf und seine Brust zurecht. Hielt alles so gut es ging an Ort und Stelle.
Sein Körper krampfte sich von der Infektion in Wellen zusammen, zerstörte meine Hoffnung, dass der Teil in ihm, der Fae war, es irgendwie schaffte, schneller und besser gegen die Infektion anzukämpfen. Ich wusste nicht, was ich noch für ihn tun konnte, also umarmte ich ihn, war für ihn da, war sein Anker gegen jede Schmerzwelle. Da, um ihm Halt zu geben. Irgendwann fing ich einfach an zu erzählen. Ich wollte ihn einfach etwas von den Schmerzen ablenken.
"In dem Jahr, als wir uns beim Training in Hallgar getroffen haben", begann ich langsam, abwartend, ob es ihm überhaupt gelang zuzuhören. Ich räusperte mich in dem Moment, als ich spürte, dass seine Atmung etwas kontrollierter, nicht mehr nur in Stößen ging. Ich hatte den Eindruck er war aufmerksam, also fuhr ich fort. "Ich durfte nicht bei den abendlichen Feierlichkeiten dabei sein. Mein Vater fand, ich war noch zu jung dafür. Aber-"
DU LIEST GERADE
Nebelwaldjäger
FantasyAls Eelin schwer verletzt auf dem Boden des Nebelwaldes zurückgelassen wird, ist ihr bewusst, dass sie dort sterben soll. Niemand überlebt den gefährlichen Nebel, der sich bereits seit vielen Jahren zwischen den vier Königreichen, der Menschen und F...