"Möge Danadas dir Hoffnung und weniger Angst geben."
Bevor wir am nächsten Morgen zum Schloss loszogen, wagte ich noch einen letzten Blick in die Hütte. Der Ort, an dem ich heilte, wieder zu Kräften kam. Wo wir Mema verloren, in der Riian seine Maske vor mir fallen ließ und ich das erste Mal meine Trauer über das, was passierte, zuließ.
Wir vier hatten so viel kostbare Kripschkrautmittel eingepackt, wie wir tragen konnten. Denn es stellte sich heraus, dass Mema Riians Spezialtruppe damit versorgte. Riian nahm meine Tasche. Ich stand als Letzte in der Tür und fragte mich, ob ich jemals wieder an diesen Ort zurückkehren würde. Wie riesig mir die Hütte plötzlich vorkam.
"Bereit?"
"Ganz und gar nicht!" Mein Lächeln war zynisch, aber Riian erwiderte es verständnisvoll.
"Warte ich helfe dir." Er nahm mir das Stück schwarz gefärbtes Mulltuch ab, das ich etwas unbeholfen in den Händen hielt. Sorgfältig legte er meine Haare über meine Ohren und verknotete die Maske an meinem Hinterkopf, bevor er die Kapuze meiner Jacke über meinen Kopf zog. Seine Hände verweilten noch einen Moment länger neben meinem Kopf. Wie er mich anschaute. Ich sah, wie seine Brust sich langsam vor mir hob und ich konnte schwören, dass auch er gerade an den Moment dachte, als sich unsere Lippen trafen.
"Steht dir." Seine Mundwinkel zuckten, ergaben sich nach einem kleinen Kampf einem Grinsen, während er mir weiter tief in die Augen schaute.
"Ach halt die Klappe!" Ich stieß ihn zur Seite und er konnte sein aufkommendes Lachen nicht mehr zurückhalten.
Lorrn räusperte sich plötzlich laut. Das war wohl das Stichwort und wir setzten uns in Bewegung.
Ein leichter Dunst lag in der Morgenluft. Jedoch nicht der gefürchtete, schweflig-saure. Es war eine frische, eisige Morgenluft, nur leicht transparent benetzt. Ich sah meinen Atem trotz Maske und zog meine Wolljacke noch etwas fester zu. Der Wintereinbruch stand kurz bevor und die leichten Kristalle vom Nachtfrost ließen die Wiese und das Moos durch die Lichtstrahlen der aufgehenden Sonne glitzern. Die riesigen Nadelbäume am Fuße der Lichtung standen für uns Spalier, dort wo wir den Wald betraten.
Wir waren etwa zwei Stunden unterwegs, als ich das erste Mal schlappmachte. Ich gab mir selbst ein Versprechen, mich sehr bald wieder mehr um meine Fitness zu kümmern. Riian ließ Lorrn vorangehen. Er selbst ging zwischen mir und Lorrn. Kinnon sollte mir allen Anschein nach Rückendeckung geben, aber er tänzelte immer wieder ungeduldig vorbei.
Die vielen Hindernisse, besonders die Anspannung, nicht auf glitschigem Moos auszurutschen, brachten meine Oberschenkel zum Brennen. Ich betete zu allen guten Geistern gleichzeitig, dass wir nicht noch mitten in den Nebel rennen würden. Die Furcht davor war allgegenwärtig.
"Ich brauche dringend eine Pause!" Ich stoppte und stützte mich mit beiden Händen auf meinen Oberschenkeln ab.
"Und du wolltest sieben Tage lang bis nach Barrstar laufen?", stichelte Riian nun schroff während er sich nur kurz zu mir umdrehte. In diesem Moment kam er mir viel mehr wie der Nebelwaldjäger vor, den ich am Anfang kennenlernte.
"Sie wollte was?" Lorrn klang amüsiert.
"Ja, ja, schon gut!" Ich lief ein Stück zum nächsten Stamm einer großen Fichte und lehnte mich dagegen. Voller Hoffnung, sie würde die Last von meinen schmerzenden Muskeln auffangen und die Pause mir Kraft schenken. Ich sah zu, wie Kinnon wieder mal an mir vorbei ging und sich der Abstand zu den Männern weiter vergrößerte. Keiner drehte sich um.
"Ihr könnt mich auch einfach hier zurücklassen. Guter Plan! Verstehe nur nicht wieso ich mich dann überhaupt so weit stressen musste."
Ich schüttelte genervt den Kopf. Ich war durch. Wenn diese drei arroganten Fae Muskelpakete dieses Tempo wirklich beibehalten wollten, dann war ich zu diesem Zeitpunkt offiziell raus. Ich rutschte mit dem Rücken am Stamm des Baumes herunter und griff nach meiner Wasserflasche. Dämliche Maske, dachte ich, als ich einen Schluck nehmen wollte und schob sie mit dem Flaschenhals nach oben.
DU LIEST GERADE
Nebelwaldjäger
FantasyAls Eelin schwer verletzt auf dem Boden des Nebelwaldes zurückgelassen wird, ist ihr bewusst, dass sie dort sterben soll. Niemand überlebt den gefährlichen Nebel, der sich bereits seit vielen Jahren zwischen den vier Königreichen, der Menschen und F...