Kapitel 18

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"Wo Awnyah Feuer entfacht, verbrennt die Vernunft und lässt Raum für die Furcht."

Die Wirkung des Kripschkrauts ließ nicht besonders lang auf sich warten, auch wenn es sich anfangs nur damit äußerte, dass mir die Temperatur in der Hütte sehr viel wärmer vorkam, als vorher. Die Hitze kribbelte nicht nur auf meiner Kopfhaut, nein, es dampfte regelrecht.

Nachdem wir unsere Schüsseln nur grob abspülten, um Wasser zu sparen, kam Riian auf die Idee den Rest der Suppe mit mehr Wasser und Gewürzen zu strecken, sodass wir nichts verschwenden mussten. Vor dem, was uns aber bevorstand, hatte ich nicht nur ein bisschen Bammel, sondern auch ein wirklich ungutes Gefühl. Ich war in meinem Leben ein paar mal sehr betrunken gewesen. Auch das waren nicht gerade meine glorreichsten Momente. Riians Verhalten ließ mich jedoch vermuten, dass ein Kripschkrautrausch noch etwas ganz anderes sein würde.

Er beobachtete mich und jede meiner Bewegungen ganz genau, was mich tierisch nervte. Nicht nur das, sondern auch das unterschwellige Grinsen, das dabei die ganze Zeit seine Mundwinkel umspielte. Ich krempelte die Ärmel meiner Bluse nach oben. Ich hätte auch noch einen Knopf aufgeknöpft, wenn er mich nicht dabei genau im Blick gehabt hätte.

"Na, ist dir warm?"

Seinen selbstgefälligen Gesichtsausdruck wollte ich ihm gerne austreiben, aber ein wohliges, mattes Gefühl im Kopf, das sich wie Watte anfühlte, lähmte meine sonst schlagfertige Zunge.

"Und dir?", ich kicherte ein bisschen. Wieso kicherte ich jetzt? Ich riss die Augen in Erkenntnis auf. "Ich geh mich lieber umziehen!", sagte ich schnell hinterher, dann wäre ich ihn wenigstens für einen Moment los. Ich hielt es sowieso absolut nicht mehr aus, als ich bemerkte, wie Schweißperlen mir inzwischen den Rücken runter rannen. Wie konnte es anders sein, eskortierte mich sein Blick bis auf die Hochebene. Könnte er mal aufhören, mir ständig hinterher zu gucken? Arroganter Fae Prinz!

Ich riss alles aus dem kleinen Schrank, unfähig mich dabei zu konzentrieren. Dabei hatte ich diverse Kleider dreimal in der Hand bevor ich das hellgrüne Trägerkleid, das mir bereits am Anfang aufgefallen war, dann doch anzog.

Eigentlich war es mir etwas zu freizügig in Anbetracht unseres kleinen Problems, aber mir war inzwischen so verdammt heiß. Es war an meinem sowieso schon üppigen Dekolleté etwas tiefer ausgeschnitten als die Kleider, die ich sonst trug und lag an der Taille auch enger an. Der Stoff hatte eine dünnere Qualität, dennoch war der Rock immerhin wadenlang.

Riians Problem, nicht meins. Ich musterte mich im Spiegel und strich den Stoff über meiner Taille glatt. Hauptsache die Hitze würde mich nicht weiter quälen. In den dicken, schweren anderen Kleidern bekam ich einfach keine Luft. Mir war so heiß ich hätte mich am liebsten aller Kleider entledigt. Da das aber kontraproduktiv gewesen wäre, wusste ich, dass das grüne Kleid das geringere Übel war.

Für einen Moment dachte ich darüber nach, die Zeit einfach oben auf der Hochebene auszusitzen. So in ausreichendem Abstand. Vielleicht könnte ich mich einfach hinlegen und den Rausch ausschlafen? Ich setzte mich aufs Bett, aber ich fühlte mich hellwach und wie ich so in mich und die Stille hinein hörte, war da plötzlich ein warmes Pulsieren, das sich ganz deutlich durch meinen Körper zog.

Woah, was war das denn?

Zusätzlich kam ein leicht unsicheres Gefühl auf, in diesem schwebenden, sonderlichen Zustand nicht ganz alleine sein zu wollen. Aber wollte ich in diesem Zustand wirklich mit ihm zusammen sein?

"Versteckst du dich jetzt etwa da oben?"

Ich schloss meine Augen. "Ich denke ernsthaft darüber nach!", entgegnete ich laut genug, dass er es unten hören konnte. Sein Lachen hallte durch die Balken.

NebelwaldjägerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt