Kapitel 29

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Als ich geradezu aus der Dusche sprang, wäre ich beinahe auf dem glitschigen Boden ausgerutscht. In letzter Sekunde schaffte ich es, mich an der Verglasung der Dusche abzufangen.
Blindlings tastete ich aus der Dusche heraus nach meinem Handy und hob ab.

Hätte Atlas mir dabei zugesehen, er hätte sich vermutlich kaputt gelacht, so schief wie ich da herum hing.

„Ja?"
„Huh, du bist heute aber euphorisch unterwegs, Avery! Hab ich was verpasst?"
Beim Klang dieser Stimme hätte meine Laune nicht viel tiefer in den Keller absteigen können. Nicht, dass ich etwas gegen die Person am Hörer gehabt hätte, ich hätte mich über keine Stimme am Apparat gefreut. Aus der einen, deren Klang ich noch immer in meinen Ohren vernahm, wenn ich mich anstrengte.

„Oh, Genna. Du bist's..."
„Bin ich heutzutage nicht mehr gut genug?"
„Nein, doch, das ist es nicht....", faselte ich herum.
„Sondern...?"
„Ich hatte gehofft, dass es jemand anders ist..."
„Ist das etwa der Grund weswegen wir reden müssen? Ist es wegen diesem Typen aus der Bar?"
„Ja", gab ich zu.

„Du meine Güte, habt ihr es denn schon miteinander getrieben? Ich will Details!"
„Genna..."
„Das gibt es doch nicht, ihr habt es wirklich schon getan, oder?"
„Vielleicht", lenkte ich ein.
„Das ist doch unglaublich, du musst mir unbedingt erzählen, wie..."

„Warte mal kurz, da ruft einer an, ich glaub das ist er!" Meine Stimme war sicherlich um einige Dezibel lauter geworden, klang schon fast kreischend.
„Ich geh da dran, schlimm, wenn ich unser Gespräch vertage?"
„Ich will deiner Liebe nicht im Weg stehen, Avery!" Sie lachte, während ich dankbar dass sie es mir nicht übel nahm, den Anruf beendete und den eingetroffenen annahm.

„Avery, Ja?", fragte ich und merkte peinlich berührt, wie meine Stimme dabei zitterte.
Mein Haar tropfte mir nass über die Schultern und ich drehte mal endlich den Wasserhahn ab.
Mit fahrigen Händen zog ich mir ein Handtuch aus dem Schrank.

„Hey, Avery! Hoffe, du bist noch nicht allzu genervt davon, meine Stimme zu hören?"
War das sein Ernst? Genervt?

„Nein nein. So schnell bin ich nicht genervt!", antwortete ich hastig und und versuchte mich an einem Grinsen, bis mir auffiel, dass Atlas gar nicht in der Lage war, es zu sehen.

„Na dann!", er lachte.
„Ich dachte mir, ich lade dich mal zu mir ein und zeige dir mein Haus? Wie fändest du das?"
„Das... ich fände das großartig!"

„Großartig? Dann hoffe ich mal, dass du später nicht enttäuscht bist! Wie wäre es mit morgen?"
„Morgen gleich schon? Ja klar, das würde bei mir gehen!"

Ich drückte kurz die Stummtaste an meinem Handy um einmal vor Freude laut aufzuschreien, ehe ich sie wieder deaktivierte.

„Perfekt, ich würde dich dann einfach abholen kommen, wenn es dir recht ist. Wie wäre es mit elf Uhr?"
„Passt super!"

Er hätte so ziemlich alles vorschlagen können, in dem Moment hätte ich vermutlich jeden seiner Vorschläge super gefunden.

„Perfekt! Dann machen wir das doch so! Ich werde mich dann gleich mal ans backen begeben!"
„Du kannst backen?", Überrascht hob ich die Augenbrauen.
„Oh, liebe Avery! Du hast erst einen Bruchteil dessen gesehen, was ich so alles kann. Bis morgen, Liebes!"

Und im nächsten Moment hatte er auch schon aufgelegt und mich mit einem bestimmt doppelt so schnell schlagenden Herzen wie vor zehn Minuten noch, zurückgelassen.

**********

Als ich endlich das Badezimmer verließ, hätte ich beinahe einen Herzinfarkt erlitten. Und dieses Mal wäre es zur Abwechslung mal nicht Atlas Schuld gewesen.

Ich stieß beinahe mit meiner Mutter zusammen, die in ihrem hohen Streifenrock durch meinen Hausflur spazierte.

„Mum? Wie kommst du denn in mein Haus? Und was bitte um alles in der Welt machst du hier?"
„Auch hallo, Avery! Darf denn eine Mutter nicht einmal ihre Tochter besuchen kommen? Ich dachte mir, wir machen uns einen schönen Abend zu zweit und morgen gehen wir gemütlich brunchen!"

Mir fehlten die Worte.
„Ähm... Mum?"
„Und jetzt sei mal nicht so überrascht, wie ich in dein Haus gekommen bin, ich denke, es sollte inzwischen jeder wissen, dass du deinen Schlüssel immer in das Loch in der Hauswand schiebst, findest du nicht?"

Ich war sprachlos.

Sex(y) in der BoxWo Geschichten leben. Entdecke jetzt