~*~*~ Kapitel 5 ~*~*~

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Avery

Nachdem ich Genna getröstet hatte, ich hatte ja noch immer nicht richtig verstanden, was überhaupt los war, war ich mehr oder weniger torkelnd nach Hause gelaufen. Und das hatte sicher nicht daran gelegen, dass ich zu viel getrunken hatte.
Im Gegenteil, viel nüchterner hätte ich eigentlich gar nicht sein können! Und spätestens die tolle Wette mit Atlas hätte mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeworfen.

Der Gedanke an Atlas und diese bescheuerte Wette ließ mich nicht mehr los, sodass mir nichts anderes übrig blieb, als unentwegt darüber nachzudenken, wie dämlich man eigentlich sein konnte. Wie konnte man bloß so naiv sein und sich auf so einen Mist einlassen? Auch wenn die Wahrscheinlichkeit gegen Null ging, dass man verlor; es war trotzdem jederzeit möglich, dass diese Null Komma irgendwas Prozent eintraten und man im teifsten Schlamassel saß, das man sich nur vorstellen konnte! Was hatte ich bloß getan?!

Okay. Ruhig Blut! Diese bekloppten 120 Stunden mit dem Typen in einem Raum würde ich doch auch schon irgendwie umkriegen, oder?
Das waren bloß... Meine Güte, das waren ja volle fünf Tage!!
Das konnte doch nicht wahr sein. Was hatte ich bloß getan? Ich war kurz davor, einfach in die Stille der Nacht zu schreien, um meinem Frust freien Lauf zu lassen.
Ich könnte Genna wirklich umbringen, dafür dass sie mich überhaupt in diesen Club geschleppt hatte und dafür, dass sie stundenlang von ihrem ach so tollen Nils geschwärmt hatte, nur um dann mit ihm aus dem Nichts heraus Schluss zu machen!

Und Atlas konnte ich gleich mit auf meine Abschussliste setzen. Für diese bekloppte Wette; war schließlich seine Idee gewesen.

Nur ich war der Depp, der dieser Wette zugestimmt hatte...

Theoretisch gäbe es immernoch die Option, morgen früh einfach nicht aufzutauchen, aber das konnte ich nicht bringen, oder? Ich hatte schließlich eine Wette verloren und dafür würde ich nun wohl oder übel gerade stehen müssen. Ich hatte bei der Wette mitgemacht, jetzt musste ich wohl oder übel auch die Konsequenzen dafür tragen!
Vielleicht verlor Atlas ja auch die Lust an diesem Unterfangen und er würde mich nach zwei Stunden von dieser dämlichen Aufgabe befreien und ich konnte das Ganze abhaken unter: Größter Fehler meines Lebens, der zwar nochmal gut ausgegangen ist, so aber NIE wieder vorkommen wird. Man lernte doch aus seinen Fehlern. Zumindest hoffte ich das.

Dieser Gedanke ließ mich etwas erleichtert aufatmen und ich fühlte mich schon nicht mehr ganz so erschlagen.
Jetzt hieß es nur noch Daumen drücken und hoffen!

Als ich in meiner Wohnung angekommen war, warf ich mich mit meinen Kleidern aufs Bett. Ein Blick auf die Uhr genügte, um zu wissen, dass es solangsam wirklich Zeit war, schlafen zu gehen.
Die drei war zwar noch nicht ganz erreicht, viel fehlte auf dem Ziffernblatt jedoch nicht mehr.

Kurz nahm ich mein Handy in die Hand. Ein verpasster Anruf von meiner Mom.
Eine Gänsehaut überkam mich bei dem Gedanken daran, wie ich ihr erklären sollte, dass ich eventuell für fünf Tage nicht mehr erreichbar war, weil ich eine Wette verloren und bei einem Typen einziehen musste.
Egal wie ich es drehte und wendete, das Gespräch konnte nur peinlich werden!

Ich ging ohne etwas zu Essen ins Bett und es blieb eine lange und kurze Nacht zugleich. Kurz, weil sie für mich keine sechs Stunden bereit hielt; lang, weil ich kaum ein Auge zudrücken konnte und in meinem Kopf ununterbrochen Szenarien durchspielte, wie unser Treffen ablaufen würde. Ich betete, dass er mich einfach versetzte. Eine bessere Ausrede gab es doch gar nicht, als wenn er einfach selbst nicht auftauchte!

**********
Am nächsten Morgen konnte ich nicht einmal sicher sagen, ob ich überhaupt geschlafen hatte.
Mehr oder weniger einer Maschine gleich, schob ich mir eine Schüssel Cornflakes in den Mund. Am liebsten hätte ich das Frühstück, ganz dem Abendessen gleich, auch ausfallen gelassen.
Aber ich besann mich eines besseren und leerte sie komplett aus. Das fehlte mir gerade noch, dass ich am Ende magenknurrend vor Atlas herumstand und er noch dachte, ich könne mir kein Essen leisten! Meine Güte, warum war es mir überhaupt wichtig, was er dachte?

Als Nächstes packte ich mir noch ein wenig Schminke aufs Gesicht, insbesondere um die dicken dunkeln Augenringe zu übertünchen, die über Nacht aus dem Nichts gewachsen waren.
Das Shirt, dass ich mir als Nächstes überstreifte, hätte Genna vermutlich wieder als viel zu Basic betitelt. Aber das war mir für den Augenblick egal. Ich wollte den Typen schließlich nicht beeindrucken, sondern, dass er mich so schnell wie möglich wieder aus meiner Pflicht entließ!

**********
Die Straßen bis hinüber zu dem Club wirkten bei Tage ganz anders als bei Nacht.
Viel überschaubarer, viel langweiliger. Ich vermochte nicht zu beziffern, wie oft ich diese Straßen schon entlang gelaufen war, wie oft ich schon über diese endlos langen Häuserreihen geflucht hatte.
Heute hatte ich jedoch kaum einen Blick dafür übrig und wenn es nach mir gegangen wäre, dann hätte ich noch etliche Stunden weiter querfeldein marschieren können. Oder mich mit Genna treffen und sie verfluchen, dass ihre Beziehungen nie lange hielten und sie sie auch noch mit einem Schlag ins Gesicht beenden musste.

Alles würde ich jetzt lieber tun, als mich ausgerechnet mit diesem Typen zu treffen.
Vielleicht war er ja wirklich gar nicht da, weil er die Wette unter all dem Alkohol den er gestern sicher zu sich genommen hatte, längst wieder vergessen hatte. Allerdings hatte er auf mich gestern verdammt nüchtern und klar gewirkt. Vielleicht hatte der Eindruck aber auch nur getäuscht. Vielleicht...
Meine Hoffnungen fanden ein jähes Ende, als ich ihn, gemütlich gegen seine? Maschine gelehnt, da stehen sah, den Blick herausfordern in meine Richtung gesetzt. Er stand im Schatten eines Bäumes, der ihn vor der niederbrezelnden Sonne zu schützen schien. Seine Arme hatte er vor der Brust verschränkt und er wirkte... verdammt sexy wie er so da stand und mir entgegen sah. Kurz warf er seinen Kopf in den Nacken, sodass seine Haarsträhnen wild nach hinten flogen, nur um dann wie von Geisterhand wieder ordentlich in ihre gestylte Position zurückzukehren.

„Hey Avery, Liebes! Ich hoffe du hast gut geschlafen, denn viel davon wirst du die nächsten fünf Tage vermutlich nicht kriegen!" Atlas lachte rau, während in meinem Inneren alles laut aufkreischte.

Sex(y) in der BoxWo Geschichten leben. Entdecke jetzt