~*~*~ Kapitel 7 ~*~*~

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Sein Oberkörper war warm und ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich ihn steinhart oder verdammt kuschelig fand. So dicht an ihm dran konnte ich gar nicht anders, als sein betörenden Duft einzuatmen und ich ertappte mich dabei, wie mir ein leises Seufzen entwich.
Wieder einmal fragte ich mich, was ich hier eigentlich gerade tat. War ich denn verrückt geworden? Wie hatte es je soweit kommen können?

Als die Maschine ansprang und wir losfuhren stieß ich ein erschrockenes Keuchen aus. Ich konnte Atlas Miene zwar nicht sehen, aber sein Grinsen hörte ich dafür umso deutlicher. Mein Bauch kribbelte wild und es dauerte ein paar Sekunden, bis mir auffiel, dass ich den Atem angehalten hatte.
Atlas beschleunigte schnell auf eine recht hohe Geschwindigkeit, sodass ich mich dazu gezwungen fühlte, mich fester in seinem Shirt festzukrallen, um ja nicht von seinem Motorrad zu fallen.
Ich hatte keine Ahnung wohin wir fuhren.

Der Wind zerrte an meinem Haar, riss es hinter meinen Ohren hervor und ließ es gegen mein Gesicht peitschen. Wie eine Untergehende auf hoher See krallte ich mich an dem Typen vor mir fest, den ich im Grunde ja nicht einmal richtig kannte.

Ich war mir nicht sicher, ob ich die Fahrt genießen sollte, oder viel mehr mit Sorge dem Ziel unseres Weges entgegen sehen sollte. Oder machte ich mir einfach viel zu viel Kopf um alles? Sollte ich vielleicht mehr wie Genna sein und einfach mal loslassen? Meine Güte, ich war Erwachsen! Sollte man sich da nicht auch einmal frei fühlen dürfen? Einmal alles loslassen und sich einfach mitten ins Leben fallen lassen?

Als das Motorrad hielt, wurde ich noch einmal fester in Atlas hineingepresst, ehe ich mich peinlich berührt von ihm löste und recht umständlich von der Maschine stieg.

Interessiert beäugte Atlas mein Unterfangen, ehe er so lässig wie eh und je ebenfalls abstieg und schwungvoll den Schlüssel zog.

„Sind wir schon da?", fragte ich mehr oder weniger unnötiger Weise.
„Jep, das sind wir! Warte einen Moment, ich bin gleich wieder da!"
Und schon im nächsten Augenblick stand ich alleine auf der Wiese.

Viel mehr als eine Wiese war hier auch wirklich nicht. Eine riesige Wiese auf der ein kleiner weißer Kasten stand. War das etwa der Kasten, der Ort, an dem...
Was war das überhaupt für ein Kasten? War das normalerweise eine Art Gartenschuppen? Dazu war er eigentlich viel zu edel gestaltet. Schöne goldene Ornamente zeichneten sich von außen darauf ab und es wirkte fast, als würde es erst seit gestern dort draußen stehen und der Witterung ausgesetzt sein. Aber wer wusste schon, was in seinem Kopf ablief...

„Darf ich vorstellen, das ist Avery!"
Atlas kam aus dem weißen Etwas wieder heraus, einen Typen im Schlepptau, der vermutlich etwa im selben Alter wie wir sein durfte.

„Morgen, Avery. Mein Name ist Oskar! Ich bin wirklich erstaunt darüber, eine junge Dame wie Sie es sind hier anzutreffen!", stellte er verwundert fest, während er leicht die Stirn runzelte, als würde er angestrengt über irgendetwas nachdenken.
„Da wären es also schon zwei!", murmelte ich. Ich konnte seine Verwunderung absolut nachvollziehen! Welches Mädchen war schon so dämlich, sich auf sowas hier einzulassen?

„Gut! Wenn wir uns nun alle miteinander bekannt gemacht haben, finde ich, steht uns doch eigentlich nichts mehr im Wege unser neues Zuhause zu betreten, nicht wahr, Avery?"

Unser neues Zuhause!
Wie das klang! Als wären wir im Begriff eine Familie zu gründen und hätten uns gerade um unser Eigenheim gekümmert - einen kleinen, wenn auch recht eleganten Schuppen.

Atlas tänzelte schon wieder um mich herum, sein Mund war so dicht an meinem Ohr, dass ich seinen Atem darauf ausmachen konnte. Unwillkürlich hoffte ich, dass er meine Gänsehaut nicht bemerkte und mein Herz nicht schlagen hörte.
„Klar", ich schluckte kurz und folgte ihm dann in Richtung des Eingangs.

Jetzt würde ich mich wohl oder übel meinem Schicksal stellen müssen! Kurz schloss ich die Augen um noch ein letztes Mal tief durchzuatmen. Dabei verkniff ich mir den erneuten Gedanken daran, was ich hier eigentlich tat.

**********

Es war eine kleine Tür, erinnerte eigentlich schon fast mehr an eine Luke als an eine Tür. Im inneren war es kleiner und enger als ich von außen angenommen hatte. Das war doch nicht wirklich sein Ernst? Stellte er es sich jetzt ernsthaft so vor, dass wir fünf Tage eingepfercht auf engstem Raum an diesem Ort ausharrten?

Auf dem Boden lag eine Matratze mit einem floristischen Bettzeug. Moment; EINE?
Also entweder würde ich wenigstens Nachts meine Ruhe haben, weil er zu sich nach Hause fuhr und mich hier alleine ließ, oder...

Neben der Matratze stand ein kleines Schränkchen mit mehreren Schubladen. Rechts daneben ließ sich noch ein kleiner Kühlschrank mit zwei gefüllten bunten Obstschalen oben auf ausmachen.
An der gegenüberliegenden Wand befand sich eine weitere Luke, das WC, wie mich Atlas zuvorkommend aufklärte.

Insgesamt war das dann aber auch schon alles was es in diesem Raum zu sehen gab.

„Zufrieden, meine Liebe?"
Oh mein Gott! Wie hatte er es bloß geschafft, schon wieder so dicht neben mir zu stehen, dass vielleicht gerade so noch ein Blatt Papier zwischen uns gepasst hätte?

„Ein bisschen klein, oder?", murmelte ich vorsichtig.
„Es soll doch lustig sein, meine liebe Avery! Nicht wahr?" Dieses Grinsen... machte mich absolut wahnsinnig!
Ich schluckte wieder kurz, wagte nicht einzuatmen, denn dann hätte meine Brust seinen Körper berührt, so nah stand er vor mir. Also ging ich vorsichtig einen Schritt zurück, wobei ich gegen die Wand hinter mir stieß, ausrutschte und mich ausgerechnet von Atlas auffangen lassen musste.

„Hoppla! Nicht so stürmisch! Wir haben noch fünf volle Tage Zeit, um uns näher zu kommen, meine liebe Avery!"

Na das hatte ich ja mal wieder toll hingekriegt!

„Ich wär' dann mal weg! Wir sehen uns in fünf Tagen!" Oskar räusperte sich auf einmal und streckte seinen Kopf ins Innere der Box. Interessiert beäugte er uns Beide und peinlich berührt machte ich mich hastig von Atlas los, nachdem mir auffiel, dass er mich noch immer fest umgriffen hielt.
Oskar hatte ich schon wider total vergessen gehabt.
Das einzige was ich dann von ihm noch mitbekam war, wie er die Luke mit einem leisen Knarzen schloss.

Die Luke, die mich für volle zehn Tage mit einem mir völlig fremden Typen auf engstem Raum einschloss!

Sex(y) in der BoxWo Geschichten leben. Entdecke jetzt