Üç(Drei)

240 15 7
                                    

Ich saß still im Auto, während Zümra, erschöpft von den Ereignissen, in meinen Armen schlief. Mein Herz raste, und obwohl ich äußerlich ruhig wirkte, tobte in mir ein Sturm. Die Ablehnung, die Barış uns entgegengebracht hatte, brannte wie Feuer in meiner Seele.

Ich wischte die Tränen aus meinem Gesicht und holte langsam mein Tagebuch heraus. Der letzte Eintrag, den ich am 30.03.2027 gemacht hatte, sprang mir sofort ins Auge.

To-Do-Liste:

Bringe Zümra zu ihrem Vater.Beende dein eigenes Leben.(Falls Barış die Kleine nicht als seine Tochter anerkennt, bringe sie zu Kerem.)

Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinunter, als ich die Worte las, die ich damals niedergeschrieben hatte. Es fühlte sich an, als würde ich auf einen Abgrund starren, der nur darauf wartete, mich zu verschlingen. Aber jetzt, nachdem Barış uns so grausam abgewiesen hatte, blieb mir wohl nichts anderes übrig, als Plan B in Betracht zu ziehen.

Ich atmete tief durch und strich meiner schlafenden Tochter sanft über das Haar. „Es tut mir leid, meine Kleine," flüsterte ich leise. „Es tut mir so unendlich leid."

Kerem war die letzte Hoffnung, die mir geblieben war. Aber was, wenn er sich weigerte zu helfen? Was, wenn auch er uns abweisen würde? Diese Gedanken nagten an mir, doch ich hatte keine andere Wahl.

Vorsichtig legte ich Zümra in den Kindersitz, schnallte sie an und griff dann nach meinem Handy. Mit zitternden Fingern öffnete ich die letzte Nachricht von Kerem und tippte eine Antwort:

ich brauche deine Hilfe ich weiß nicht weiter kannst du mir helfen. Ein Letztes mal?

keine 2 Minuten später kam die Antwort .

"Okay, Cansu, kein Problem. Ich bin momentan sowieso in der Nähe. Komm zu der Adresse, die ich dir zusende."

Ich lehnte mich zurück und schloss für einen Moment die Augen, während ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Die Situation fühlte sich überwältigend an, aber Kerems Nachricht hatte mir ein kleines Stück Hoffnung zurückgegeben. Ich wusste, dass ich nicht mehr lange in dieser Ungewissheit verharren konnte.

Also beschloss ich, mich mit ihm in einem Café in Rize zu treffen, um alles zu erklären.

Eine Stunde später saß ich in einem kleinen, unscheinbaren Café in der Nähe des Meeres. Der Geruch von frisch gebrühtem Kaffee lag in der Luft, aber meine Nerven waren so angespannt, dass ich keinen Bissen hinunter bekommen hätte.

Zümra saß auf meinem Schoß und spielte gedankenverloren mit einem kleinen Stofftier, das ich ihr gegeben hatte.

Ich versuchte, ruhig zu bleiben, aber in mir brodelte es. Die Angst, die bevorstehende Konfrontation und die Frage, wie Kerem auf die Wahrheit reagieren würde, raubten mir fast den Verstand.

Die Tür des Cafés öffnete sich, und Kerem trat ein. Sein Blick suchte den Raum ab, bis er mich entdeckte. Als sich unsere Augen trafen, wusste ich, dass er bereits ahnte, dass etwas nicht stimmte. Ohne zu zögern, kam er auf uns zu.

„Cansu," sagte er leise, als er vor uns stand. Er sah müde aus, als hätte er die ganze Nacht nicht geschlafen. „Was ist los? Du klangst in deiner Nachricht sehr verzweifelt."

Kerem setzte sich und sah mich ernst an. Seine Augen wanderten kurz zu Zümra, die ihn neugierig anstarrte, dann wieder zu mir. „Wer ist das?" fragte er schließlich, seine Stimme vorsichtig.

Ich konnte den Kloß in meinem Hals kaum herunterbekommen, als ich begann zu sprechen. „Kerem, das hier ist Zümra... meine Tochter."

Für einen Moment schien Kerem die Luft anzuhalten. Seine Augen weiteten sich vor Überraschung, und er lehnte sich zurück, als müsse er die Information erst einmal verarbeiten. „Deine Tochter?" wiederholte er langsam. „Aber... wie?"

Ich erzählte ihm alles. Von der Nacht, in der Barış und ich uns trennten, von der Schwangerschaft, die ich alleine durchstehen musste, und schließlich von meiner Entscheidung, Zümra zu behalten. Ich erzählte ihm von den schlaflosen Nächten, der Angst, Barış' Reaktion, und wie er uns abgewiesen hatte, als wir heute vor seiner Tür standen.

"Cansu," begann er, "es tut mir so leid, was du durchmachen musstest. Ich wünschte, ich hätte damals für dich da sein können." Er nahm die Kleine auf den Arm, und sie begann sofort zu lachen. Er drückte ihr einen Kuss auf die Wange, und ich konnte nicht anders, als zu lächeln.

"Kerem, ich hatte dir gesagt, dass ich eine Bitte an dich habe," begann ich nervös, doch bevor ich weitersprechen konnte, geriet ich in Panik und redete hastig weiter. "Kannst du auf Zümra aufpassen...?"

Er sah mich erschrocken an. "Warum, Cansu? Was ist so wichtig, dass du mir die Kleine gibst? Und wie lange?"

"Zwei Tage vielleicht..." log ich ihn an, obwohl ich wusste, dass es nicht die Wahrheit war.

Kerem sah mich kurz überrascht an, doch dann nickte er beruhigend. „Kein Problem, Cansu. Für dich mache ich alles. Zwei Tage? Das kriegen wir hin. Nimm dir die Zeit, die du brauchst."

Ich zwang mich zu einem Lächeln, obwohl mein Herz schwer war. „Danke, Kerem. Ich habe alle Sachen der Kleinen mitgebracht. Ihr Notfallpass, Impfausweis, alles, was du brauchst, ist darin. Die Nummer von Elif steht auch drin, falls irgendwas ist."

Kerem lächelte beruhigend. „Mach dir keine Sorgen, Cansu. Wir werden gut zurechtkommen. Du kümmerst dich um das, was du erledigen musst, und ich passe auf die Kleine auf. Sie ist bei mir in guten Händen."

Seine Worte waren tröstlich, und für einen Moment fühlte ich eine gewisse Erleichterung. Ich wusste, dass Zümra sicher bei ihm war. Doch tief in meinem Inneren wusste ich auch, dass ich mich von ihr verabschiedet hatte, ohne es wirklich zu sagen.

Als wir zum Auto gingen, übergab ich Kerem alle Sachen von Zümra. Die Tasche war voll mit allem, was sie brauchte: Kleidung, Spielzeug, Notfallpapiere. Es war schwer für mich, loszulassen, doch ich wusste, dass es notwendig war.

Ich nahm Zümra sanft auf den Arm und drückte sie fest an mich. Ihre kleinen Arme umschlossen mich, und ich konnte den warmen, vertrauten Duft ihres Haares riechen. Ein Kuss auf ihre Wange war wie ein letzter, bittersüßer Abschied.

Die Tränen rollten mir über die Wangen, und ich konnte mich nicht zurückhalten. Ich umarmte sie so fest, wie es nur möglich war, als wollte ich in diesem Moment all die Liebe und das Gute, das ich ihr geben konnte, festhalten. Es war eine Umarmung voller Schmerz und Liebe, voller Hoffnung und Verzweiflung.

„Ich werde dich vermissen, mein Schatz," flüsterte ich unter Tränen, meine Stimme zitterte. „Sei brav, und sei sicher, ich werde alles tun, um das wieder gutzumachen."

Kerem stand still, sein Blick voller Mitgefühl, während ich mich von meiner Tochter verabschiedete. Er nahm Zümra vorsichtig auf den Arm, und ich sah, wie sie sich in seiner Umarmung geborgen fühlte.

„Ich werde auf sie aufpassen, Cansu," versprach Kerem sanft. „Keine Sorge, sie ist in guten Händen."

Ich nickte nur noch, die Worte blieben mir im Hals stecken. Als ich mich von Zümra und Kerem entfernte, spürte ich eine Leere in mir, die nur durch den Schmerz und die Unsicherheit, die vor mir lagen, noch verstärkt wurde.

Mit einem letzten Blick auf die beiden wandte ich mich ab und ging zu meinem Auto. Jeder Schritt fühlte sich schwer an, und die Gedanken an die bevorstehenden Herausforderungen und die Entscheidungen, die ich treffen musste, ließen mich zögern. Aber ich wusste, dass ich handeln musste.

Aşkın Maçı: Yeni Bir BaşlangıçWo Geschichten leben. Entdecke jetzt