On(Zehn)

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„Cansu, ich hole dich morgen Abend um 20:30 Uhr ab, damit du Bescheid weißt. Ich werde auf dich warten,"

war seine Nachricht. Ich hatte sie mir mehrmals durchgelesen und fühlte mich wirklich von ihm verarscht. Ich machte einen Screenshot von der Nachricht und schickte ihn an Elif.

Sie war gerade mit Cenk essen. Sie antwortete mir sofort und schrieb:

„Gehst du? Ich meine, vielleicht ist es wichtig."

Ich antwortete Elif nicht und legte das Handy weg. Stattdessen beschloss ich, mich bettfertig zu machen. Der Kleine von Cenk und Elif schlief schon, also denke ich nicht, dass das ein Problem sein würde.

Ich war gerade dabei, mich bettfertig zu machen, als plötzlich an der Tür geklopft wurde.

Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinunter, und mein Herz begann, schneller zu schlagen. Die Panik erfasste mich sofort, als die Erinnerung an das, was damals passiert war, in mir aufstieg. Meine Gedanken rasten, und für einen Moment war ich wie gelähmt.  Es erinnerte mich alles an die Vergewaltigung.

Ich wollte mich bewegen, doch meine Beine fühlten sich schwer an, als wären sie aus Blei. In meinem Kopf tauchten Bilder aus der Vergangenheit auf, die ich verzweifelt zu verdrängen versuchte.

Ich wusste, dass es nur ein harmloses Klopfen war, aber die Angst ließ mich kaum atmen.

In diesem Moment vibrierte mein Handy auf dem Nachttisch. Mit zitternden Händen griff ich danach und sah eine Nachricht von Kerem:

„Aç, aç kapıyı, ich bin's. Ich wollte nicht klingeln, vielleicht schlafen die Kinder."

Ein kleiner Teil von mir beruhigte sich.

Es war nur Kerem. Aber die Angst hatte mich fest im Griff, und ich musste mich zwingen, zur Tür zu gehen.

Langsam, mit jedem Schritt gegen die lähmende Furcht ankämpfend, näherte ich mich der Tür und öffnete sie schließlich.

Als ich die Tür öffnete, stand Kerem vor mir, ein kleiner Topf in der Hand.

Sein Gesicht zeigte eine Mischung aus Besorgnis und Zärtlichkeit, als er sagte: „Ich habe gekocht. Zümra mag es so gerne. Ich hab immer mit ihr zusammen gegessen, als du nicht da warst."

Ich sah den Topf an, fühlte die Wärme, die von ihm ausging, und spürte, wie meine Kehle sich zuschnürte.

Ohne ein Wort zu sagen, nahm ich den Topf aus seiner Hand und ging in die Küche, um ihn dort abzustellen. Die Bewegung fühlte sich mechanisch an, fast wie in Trance.

Als ich mich wieder zu Kerem umdrehte, konnte ich die Tränen nicht länger zurückhalten. 

Sie liefen mir still über die Wangen, während ich ihn einfach nur ansah.

Ohne nachzudenken, trat ich einen Schritt auf ihn zu und umarmte ihn fest.

All die Emotionen, die ich so lange unterdrückt hatte, brachen in diesem Moment aus mir heraus. Kerem erwiderte die Umarmung sanft und sagte nichts, ließ mich einfach weinen,
während er mir über den Rücken strich.

Nachdem ich  mich einigermaßen beruhigt hatte, schlug ich vor, in den Garten zu gehen.

Der Abend war angenehm kühl, und ich konnte frische Luft gebrauchen.

Kerem stimmte sofort zu, und gemeinsam bereiteten wir alles vor.

Ich machte Tee, während Kerem half, ein paar Snacks auf den Tisch zu legen.

Wir setzten uns draußen an den kleinen Tisch, umgeben von der Stille des Gartens, nur unterbrochen vom leisen Rascheln der Blätter im Wind.

Der Tee dampfte in den Tassen vor uns, und für einen Moment fühlte sich alles friedlich an. Doch in meinem Inneren brodelte es. Ich konnte nicht länger still sein.

Aşkın Maçı: Yeni Bir BaşlangıçWo Geschichten leben. Entdecke jetzt