Ihre Einkäufe solle sie hier in einer Straße namens Diagonallee erledigen. Auch wenn sie vor Mr. Burg gerne so tun wollte, als wäre es ein Klacks für sie, ganz allein in diesen zwielichtigen, schmuddeligen Pub zu spazieren, so zitterte sie doch bei dem Gedanken daran, was sie darin wohl erwarten mochte.
Der Butler nahm ihren Koffer aus dem Wagen.
„Und ich soll Sie wirklich nicht hineinbegleiten?"
Anne wollte nichts lieber, als dass irgendjemand sie begleitete, aber Mr. Burg war nicht in die Sache eingeweiht worden und der hochmütige Butler war die letzte Person, von der Anne sich vorstellen konnte, dass sie Umgang mit Hexen und Zauberern zu pflegen wünschte. Beim Gedanken daran musste sie kichern und es wurde ihr ein wenig leichter ums Herz. Sie war auf dem Weg in eine neue Welt, in ihre Welt und das sollte doch ein Grund zur Freude sein!„Nein, Mr. Burg, Sie können jetzt nach Hause fahren."
Der Butler stand in seiner schwarzen Livree unschlüssig am Wagen und machte aus irgendeinem Grund ein recht gequältes Gesicht.
„Auf Wiedersehen, Mr. Burg", sagte Anne da zu ihm, nahm ihm ihren Koffer aus der Hand und machte auf dem Absatz kehrt.
„Auf Wiedersehen, Mylady", antwortete er und sah sie in einer dunklen Ecke zwischen den Läden verschwinden.Die schmutzigen kleinen Fenster des Tropfenden Kessel ließen kaum Tageslicht herein und es dauerte ein wenig, bis Annes Augen sich an das Halbdunkel gewöhnt hatten. Da stand sie nun in ihrem rosafarbenen Ensemble aus Bouclé, das ihre Mutter ihr für die sonntäglichen Kirchenbesuche gekauft hatte, mit ihrem Koffer in der Hand und wirkte so fehl am Platz, dass jedermann in der Gaststätte sie anzustarren schien.
Hinter dem Tresen stand ein gebeugter Mann mit schütterem grauem Haar und als er den Grund für die plötzliche Stille im Lokal ausmachte, rief er einige brummige Worte in Richtung des Hinterzimmers. Daraufhin erschien ein groß gewachsener, junger Mann mit unordentlichen braunen Locken und staubigen Kleidern, der Anne freundlich lächelnd entgegenkam.„Du musst das Mädchen sein, das Dumbledore angekündigt hat. Wohl auf der Durchreise nach Hogwarts, was? Ich bin Derek", strahlte er sie an.
Reflexartig ergriff Anne die ihr dargebotene Hand und sah den Jungen an. Sie schätzte ihn auf etwa 18 oder 20 Jahre und fand ihn ziemlich gutaussehend, wenn man einmal von den altmodischen Klamotten absah, mit denen er offensichtlich gerade einen Dachboden oder etwas Ähnliches entrümpelt hatte, da er über und über voller Spinnweben und Holzstaub war.
„Ich heiße Anne."
„Willkommen im Tropfenden Kessel. Kann ich Dir vielleicht damit helfen?"
Er zeigte auf Annes Koffer und ehe sie sich versah hatte er einen kurzen Stock gezückt, etwas Unverständliches gemurmelt und der Koffer glitt ihr aus der Hand und schwebte vor ihren Augen die schmale Holztreppe hinauf.„Komm ich zeige Dir Dein Zimmer", rief der Junge und marschierte dem Koffer nach in den ersten Stock. Anne beeilte sich ihm hinterherzulaufen, die Augen fasziniert auf den schwebenden Koffer gerichtet. Hinter der dritten Tür links stellte Derek den Koffer in einem kleinen Schlafzimmer mit frisch bezogenem Bett und einem kleinen Nachttisch ab.
„Das Bad ist da hinten", zeigte er den Gang entlang und einen Blick auf Annes vornehme Muggelkleidung werfend fügte er hinzu: „Vermutlich nicht das, was Du gewohnt bist aber für eine Nacht wird es schon gehen. Kann ich sonst noch etwas für Dich tun?"Unterdessen war Anne ins Zimmer getreten, hatte den Koffer hochgehoben und von allen Seiten betrachtet. „Wie hast du das gemacht? Und was ist das?", fragte sie und zeigte auf den Stock in seiner Hand. Derek sah sie verständnislos an.
„Das ist mein Zauberstab, der ist doch ganz gewöhnlich! Und wie sollte ich sonst den Koffer heraufbringen?"
„Ihn tragen?"
„Ha ha, guter Witz." Als er Annes beschämten Blick wahrnahm, kratzte er sich verlegen hinterm Ohr. „Kommst wohl von den Muggeln, was?"
Sie antwortete nicht.
„Oh Mann! Also..." Was immer er hatte sagen wollen, sie erfuhr es nicht, denn von unten hörte man den Wirt nach Derek rufen.
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Anne Eastwood und die magische Welt (Hogwarts Fanfiction)
FanfictionSie wies auf die Tür, die nach draußen führte und sagte zu ihm: „Weißt du, das einzige, das schlimmer wäre, als da rauszugehen und zu sterben, ist zu Hause zu bleiben und nicht zu leben!" Hogwarts in den 1970ern: Anne wünscht sich nichts mehr, als n...