Anne war nicht beim Mittagessen und auch sonst nicht aufzufinden. Niemand wusste etwas über ihren Verbleib. Somit blieb ihm nur abzuwarten und vor der letzten ZAG Prüfung den Fuß der Treppe aufzusuchen, von wo ein Gang zum Slytherin Gemeinschaftsraum abzweigte.
Unruhig lief er auf dem Gang hin und her und wartete auf sie, als er fast in seinen Bruder hineinlief. Regulus sah ihn an, als wäre er ein Todfeind, der vernichtet werden musste.
„Was läufst du hier auf und ab wie ein Verrückter? Lässt deine Verräterschlampe dich warten wie einen lästigen Hauselfen?", fragte er ihn verbittert.Sirius zog seinen Zauberstab und richtete ihn auf den verhassten Bruder.
„Nenn sie noch einmal Schlampe und ich jage dir einen Flederwichtfluch auf den Hals, dass dir Hören und Sehen vergeht."
Regulus grinste. „Du bist ihr vielleicht auf den Leim gegangen, du Versager. Du weißt ja gar nicht, was die scheinheilige Lady dir alles verheimlicht!"
„Vielleicht will ich das gar nicht wissen."
„Nein? Du willst nicht wissen, wer deine Freundin eigentlich ist? Wer ihre Eltern sind? Ach ich vergaß: du hältst ja nichts auf Familie", warf Regulus ihm gehässig an den Kopf.
„Was weißt du schon!"Wieder zog sich ein breites, boshaftes Grinsen über Regulus Gesicht.
„Jedenfalls mehr als du, mein Bruder! Oder glaubst du wirklich, sie wäre die Grafentochter, die sie vorgibt zu sein?"In diesem Moment kam Anne die Treppe heruntergeeilt und hörte jedes von Regulus Worten. Er hatte den Anstand, peinlich berührt zurückzuschrecken, als er sie bemerkte. Traurig und verletzt schaute sie ihm daraufhin ins Gesicht und sprach mit zitternder Stimme: „Mag sein, dass der Graf nicht mein richtiger Vater war, Reg. Aber seine Liebe für mich war echt. Und meine Trauer um ihn wird ehrlich sein. Das ist mehr, als du von deiner ehrenwerten Reinblutfamilie jemals erwarten kannst!"
Hoch erhobenen Hauptes schritt sie so würdevoll, wie sie konnte, an ihm vorüber und Sirius schloss sich ihr an.
Als sie außer Sichtweite waren, musste sie innehalten und sich gegen die Mauer stützen, so viel Kraft hatte es sie gekostet, Ruhe zu bewahren. Er legte ihr die Hand auf die Schulter. „Anne, was soll das bedeuten? Was ist denn passiert?"„Der Graf hatte einen Herzinfarkt", erklärte sie und versuchte sich die Tränen abzuwischen.
„Was ist ein Herzinfarkt?"
Die Frage brachte sie vollends aus dem Konzept. Sie wusste nichts über die Krankheiten, an denen Muggel oder Zauberer verstarben. Gab es da Unterschiede? Sie hatte niemals Verwandte betrauern müssen und war auch niemals richtig krank gewesen.Einen Moment starrte sie orientierungslos vor sich hin, dann sah sie in sein fragendes Gesicht und antwortete: „Offensichtlich nichts woran Zauberer sterben. Muggel jedoch schon."
Er seufzte bedauernd, nahm sie in den Arm und drückte sie fest an sich. Sie bemühte sich nach Kräften, nicht mitten auf dem Korridor loszuheuelen.
„Es tut mir so leid. Wann ist es passiert?", fragte er, als sie sich voneinander lösten.
„Letzte Woche schon. Er war gerade in Südamerika. Das Begräbnis ist morgen. Ich reise sofort ab."„Morgen?! Aber was ist mit der letzten ZAG Prüfung?"
„Die habe ich gerade bei McGonagall abgelegt."
„Und wie kommst du jetzt nach Hause?"
„Über das Flohnetzwerk in McGonagalls Büro. Ich packe nur noch meine Sachen."
Bestürzt sah er sie an.„Du wirst nicht mehr wiederkommen, oder? Zur Jahresabschlussfeier meine ich."
„Ich denke nicht."
„Anne, ich werde nicht mehr nach Hause zurückgehen", gestand er ihr und sie blickte überrascht auf.
„Wohin gehst du dann?"
„Erst einmal zu James. Seine Eltern nehmen mich über den Sommer auf und im November werde ich volljährig. Ich habe einen Onkel, der mich finanziell unterstützt. Es wird schon irgendwie gehen."Sorgenfalten traten auf ihre Stirn, aber sie nickte. „Also zu den Potters. Ich werde mich melden, wenn ... wenn alles vorbei ist."
Sie biss sich auf die Lippen , aber es war Zeit, ihm reinen Wein einzuschenken. „Ich weiß nicht wie es weitergehen wird, Sirius. Du hast Regulus gehört. Was er sagt, ist wahr. Der Graf war nicht mein Vater. Ich ... ich weiß nicht, wer meine Eltern sind." Die Stimme drohte ihr zu versagen und er sah ihren verlegenen Blick. Da nahm er tröstend ihr Gesicht in seine Hände.
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Anne Eastwood und die magische Welt (Hogwarts Fanfiction)
FanficSie wies auf die Tür, die nach draußen führte und sagte zu ihm: „Weißt du, das einzige, das schlimmer wäre, als da rauszugehen und zu sterben, ist zu Hause zu bleiben und nicht zu leben!" Hogwarts in den 1970ern: Anne wünscht sich nichts mehr, als n...