„Anne, na endlich!" Seine Stimme klang ein wenig verzerrt und recht leise, aber sie konnte ihn deutlich verstehen. Der Mund blieb ihr offenstehen, so verdutzt war sie von dieser Art der Magie.
„Ich hab mir schon Sorgen gemacht, was hat so lange gedauert? Hast du Stress mit den Muggeln?"Sie biss sich auf die Lippe und drehte und wendete den Spiegel hin und her.
„Sirius! Wie funktioniert das?"
Er grinste stolz. „Toll, oder? Haben James und ich ganz alleine geschafft. Leistet seit der vierten Klasse wertvolle Dienste. Du wirst ihn ihm aber zurückgeben müssen, er hat nur widerwillig zugestimmt ihn zu verleihen. Ich musste ihn mit Schokofrosch-Karten bestechen."
Sie lachte.„Es ist schön, wenn du lachst. Ist sicher nicht leicht gerade bei dir daheim. Wie geht es mit deiner Mutter?"
„Ich habe sie drei Tage nach Vater beerdigt."
„Wie bitte?", staunte er. „Im Ernst? Du hast aber doch wohl nicht...?"Sie schnappte empört nach Luft. „Traust du mir das etwa zu?"
Er zögerte vielleicht einen Moment zu lang.
„Sirius!", rief sie protestierend.
„Sorry. Aber das hört sich im ersten Moment schon etwas verdächtig an. Irgendwie gruselig, oder? Wie geht es denn jetzt weiter?"
„Bald werde ich die nächste Gräfin von Eastwood. So lange habe ich einen Vormund, der mein Vermögen verwaltet und meine Angelegenheiten regelt."„Du meine Güte, meine Freundin ist eine reiche Gräfin! Das Schicksal meint es gut mit mir", scherzte er.
„Ha ha."
„Und wie geht es dir damit?", fragte er sie zärtlich.
„Es geht schon", antwortete sie tapfer, wollte dann aber rasch das Thema wechseln, um nicht weinen zu müssen.„Hey, ich war gestern in der Diagonallee", erzählte sie aufgewühlt. Sein Blick verfinsterte sich sofort. „Du warst wo?" Sein harscher Ton überraschte sie. „Na in der Diagonallee."
„Bist du von allen guten Geistern verlassen? Du bist nach London gefahren? Weißt du denn nicht, was da gerade los ist?"„Nein, was denn?", fragte sie ratlos.
„Mann, Anne! In welcher Welt lebst du denn? Es gab einen Anschlag auf das Zaubereiministerium, vor zwei Tagen. Zaubereiminister Minchum wurde verletzt, vermutlich ist er noch im St.-Mungo..."
„Das glaube ich nicht, im St.-Mungo war alles ruhig."
„Du warst auch im St.-Mungo? Was hast du da gemacht?"
„Ich habe ... jemanden besucht."
„Verdammt Anne, du hast ein Talent, dich in Gefahr zu bringen!"
„Für jemanden, der mir mal Vorhaltungen über Mut gemacht hat, bist du ein ziemlicher Angsthase!"
„Ich habe nicht ... Oh Mann, ist ja schon gut. Tu mir einen Gefallen, sag mir das nächste Mal Bescheid, ja? Dann würde ich nämlich gerne mitkommen."Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Danke, aber das wird nicht nötig sein. Du kannst mir allerdings meine Schulbücher aus der Diagonallee mitbringen, ich werde schon zwei Wochen früher nach Hogwarts reisen."
„Warum das denn?"
„Kann ich dir nicht sagen, ist geheim", kicherte sie. Professor Dumbledore hatte sie um die frühere Anreise gebeten, damit sie sich auf den Auftritt Anfang September vorbereiten könne. Und weil die magische Musikgruppe Phönixfeuer, die zum Fest kommen würde, gerne mit ihr proben wollte. Sie freute sich schon riesig. Dumbledore hatte nichts von Geheimhaltung gesagt, aber das wusste ja Sirius nicht.„Das heißt ich sehe dich nicht im Hogwarts Express?"
„Nein."
Er zog ein miesepetriges Gesicht. „Du fehlst mir!"
„Du hast ja dafür James!"
Er blickte sich um, als würde der hinter ihm stehen. „Der hat schon seit Wochen schlechte Laune..."
„Wieso?"
„Es gab da einen Vorfall vor der Prüfung in Verwandlung."
„Ich weiß, Lily hat mir davon erzählt", antwortete sie leichthin und er sah verwundert drein.„Wie meinst du das, sie hat dir davon erzählt? Hast du sie denn getroffen?"
„Wir haben telefoniert."
„Ihr habt was?"
Anne seufzte ungeduldig. „Wir haben miteinander gesprochen. Durch ein Telefon. Weißt du, die Muggel sind nicht so dumm und hilflos, wie die Zauberer immer glauben", wetterte sie.
„Was ist ein Telefon?"
„Dasselbe wie der Spiegel in deiner Hand. Nur ohne Bild. Dafür mit einem Kabel, das in einer Dose in der Wand verschwindet."
Sie konnte an seinem Gesichtsausdruck ablesen, dass er ihr nicht folgen konnte.„Also was ist jetzt mit James?"
„Er schmollt, weil Lily Evans ihn einen arroganten, blöden Tunichtgut genannt hat."
Anne musste ein Lachen unterdrücken.
„Vielleicht würde sie ihn nicht so nennen, wenn er sich nicht wie ein arroganter, blöder Tunichtgut benehmen würde", stellte sie trocken fest.
„Anne!"
„Was? Du hast dem eingebildeten Idioten, der du bist, doch auch eine Pause verpasst."
„Und du bist ein wankelmütiges, freches Biest", konterte er schlagfertig und amüsierte sie damit.
„Ich wurde in meinem Leben schon schlimmer beleidigt", sagte sie unbehelligt. „Du musst dir schon mehr einfallen lassen um mich zu treffen!"
„Aber das will ich doch gar nicht", widersprach er und sah sie sehnsüchtig an. „Ich will lieber ganz andere Dinge mit dir machen..."
„Wie ich bereits sagte: du musst mit Potter vorliebnehmen!"
Sirius verzog das Gesicht zu einer Grimasse.
„Aber der hat neuerdings Haare im Gesicht, das kitzelt so beim Küssen."
Daraufhin musste sie schallend lachen und er grinste zufrieden.„Was macht ihr noch so in den Ferien?", fragte sie schließlich, als sie wieder zu Atem kam.
„Wir arbeiten an so einer Sache."
„Was für eine Sache?"
„Kann ich dir nicht sagen, ist geheim", antwortete er spitzbübisch.
„Alles klar, ich werds schon rausfinden, wenn wir wieder in Hogwarts sind. Ich habe heute meine ZAG Ergebnisse bekommen. Ihr auch?"
„Ja. James ist sehr sauer, weil ich in Zauberkunst ein O bekommen habe und er nur ein E. Dafür hab ich in Zaubertränke nur ein A. Wie steht's bei dir?"„Willst du mich das wirklich fragen?", scherzte sie. „Du würdest dir schlecht vorkommen."
„Die Bescheidenheit in Person. Also?"
„Jaa ... in Geschichte der Zauberei hat es nur zu einem E gereicht."
„Du machst Witze, sonst nur O's? Streber!"
„Hm!"
„Wann hast du denn nur so gebüffelt? Du hast mindestens drei mal öfter nachsitzen müssen, als ich!"
„Ja, seit Filch diese furchtbare Katze hat, scheint er seine Augen überall zu haben. Wir werden uns etwas für sie überlegen müssen, das Vieh nervt."
„Pass nur auf, sonst sperrt er dich am Ende wirklich noch in einen der Kerker. Ich will nicht noch einmal an den Zaubereiminister schreiben müssen!"Hinter Sirius Rücken waren undeutliche Stimmen zu vernehmen und gleich darauf berichtete er: „Ich muss los. James hat mich schon zum fünften Mal zum Frühstück gerufen. Er will nachher Quidditch trainieren. Und überhaupt ist er eifersüchtig auf dich."
„Klingt toll, richte ihm schöne eifersüchtige Grüße von mir aus!"
Sie warf ihm eine Kusshand zu und er winkte.
Danach erschien im Spiegel wieder ihr eigenes Antlitz und er war verschwunden.Die Spiegel-Gespräche mit Sirius wurden bald zu einem abendlichen Ritual. Auf diese Weise fühlte es sich wesentlich weniger schlecht an, meilenweit getrennt zu sein, als sie befürchtet hatten. Anne zeigte ihm jedes Zimmer des Hauses und jeden Winkel des Gartens und spielte sogar Klavier für ihn. Und er berichtete ihr von den letzten Schultagen, dass sie maßgeblich am Gewinn des Hauspokals durch das Haus Slytherin beteiligt gewesen war, dass James noch einmal mit Snape aneinandergeraten war und dass Lily Evans mehrmals nach ihr gefragt hatte.
Außerdem hatte James nun ebenfalls die Bitte erhalten, eine Woche früher nach Hogwarts zu reisen, weil er eine Mannschaft in einem besonderen Quidditch-Spiel anführen sollte, einem Freundschaftsspiel mit ehemaligen Hogwarts-Schülern und dass Sirius dann gleich mitkommen würde.
So schwelgten sie in Vorfreude auf eine gemeinsame Woche vor Beginn des Schuljahres und die Ferien gingen schneller vorbei als gedacht.
Anne ist ein Fan von Elvis Presley und hört zu dieser Zeit gern In The Ghetto.
DU LIEST GERADE
Anne Eastwood und die magische Welt (Hogwarts Fanfiction)
FanficSie wies auf die Tür, die nach draußen führte und sagte zu ihm: „Weißt du, das einzige, das schlimmer wäre, als da rauszugehen und zu sterben, ist zu Hause zu bleiben und nicht zu leben!" Hogwarts in den 1970ern: Anne wünscht sich nichts mehr, als n...