Mehr Besuch ließ Madam Pomfrey nicht zu und mehr hätte sie wohl auch nicht ertragen. Selbst am nächsten Tag, durfte noch niemand zu ihr. Erst am Abend, als sie von einem Nachmittagsschläfchen erwachte, fand sie Professor Hawthorpe an ihrer Seite.
„Wie geht es dir?", fragte sie lächelnd.
„Es ging mir schon besser", gab Anne zu.
„Wir waren in großer Sorge um dich. Du hast eine Woche lang nichts gegessen! Und vermutlich irgendwann nicht mal mehr Wasser zu dir genommen ... Länger hätte es nicht mehr dauern dürfen."
„Nein, länger nicht", stimmte Anne ihr zu.„Du hast Angst vor engen, geschlossenen Räumen. Deine Freundin Miss Evans hat das erwähnt."
Sie nickte.
„Wie hast du es geschafft, da drin nicht in Panik zu geraten?"
„Gar nicht", gab Anne zu. „Ich bin die Wände hochgegangen. Das war die schlimmste Woche, meines Lebens."
„Du hast gemalt..."
„Ich musste irgendetwas tun. Ich habe mich an Ihre Worte erinnert: ein Bild wie Musik."
„Oh, ich habe den Sonnenaufgang erkannt! Ich habe auch dein Feuer gefunden. Ein netter kleiner Zauber. Das Glas steht in meinem Klassenzimmer, wenn du es einmal wiederhaben möchtest."Anne lächelte und Hawthorpe schob ihr eine verirrte Haarsträhne aus den Augen.
„Ich bin froh, dass du wieder da bist", sagte sie freundlich und Anne war verwundert von ihrer Anteilnahme.
„Warum sind Sie so nett zu mir?"Hawthorpe überlegte eine Weile. „Ich glaube, du erinnerst mich an meinen Mann, Eduard. Er war genauso begabt wie du. Und er liebte Musik! Wir haben viele Konzerte zusammen besucht. Ich stelle mir manchmal vor, wenn wir ein Kind bekommen hätten, dann wäre es dir vielleicht ähnlich..."
„Es tut mir leid, dass er gestorben ist."
„Leider viel zu früh. Aber wir wussten, dass das passieren konnte. Wir haben die beste Zeit unseres Lebens gehabt. Es war unsere eigene Entscheidung, einen gefährlichen Beruf zu ergreifen. So viel Glück wird Euch nicht zuteil. Wenn ihr hier herauskommt, steht jeder von Euch im Gefecht. Ob ihr wollt oder nicht ..."
„Das ist nun mal so im Krieg, oder?"
„Und das sagt die Fünfzehnjährige! Du scheinst dich diesem Krieg schon besser angepasst zu haben, als alle Erwachsenen zusammen."„Professor, hab ich das eben richtig verstanden, waren sie auch eine Aurorin?"
Hawthorpe lächelte. „Oh ja, das war ich. Und ein wenig davon steckt immer noch in mir. Deshalb habe ich den Auftrag bekommen, auf dich aufzupassen! Aber da wäre es vermutlich leichter, Lord Voldemort einzufangen", scherzte sie.
„Den Auftrag? Von wem?"
„Von meinem Onkel. Er hält ziemlich große Stücke auf dich. Du bist ihm schon begegnet. Er heißt Alastor Moody."
„Mr. Moody! So klein ist die Welt."Hawthorpe strahlte. „Du lächelst! Das nennt man wohl Fortschritt!" Sie klopfte Anne auf die Schulter. „Ich denke du bist bald wieder die Alte. Ich hoffe es sehr, denn ich brauche jemanden, der die Jungs in Schach hält, bevor sie sich in meinem Unterricht die Köpfe einschlagen. Also sieh zu, dass du bald wieder auf die Beine kommst, ja?"
Anne schmunzelte. „Ich werds versuchen."Tatsächlich fand Anne ein wenig Trost in Professor Hawthorpes Worten. Weil sie aber von heftigen Alpträumen und Angstattacken heimgesucht wurde, weigerte Madam Pomfrey sich tagelang, sie zu entlassen.
Eines Morgens wachte sie auf und fand Remus Lupin schlafend im Bett neben sich vor. Er wirkte blass und kränklich und sie konnte sich denken, dass letzte Nacht Vollmond gewesen war. Deshalb ließ sie ihn in Ruhe weiterschlafen.
Als er gegen Mittag aufwachte, saß sie neben ihm und sah ihn aufmunternd an. „Guten Morgen!"
Er gähnte und streckte sich. „Ich bezweifle, dass es noch früh am Morgen ist, aber ich wünsche dir auch einen guten Tag", meinte er verschlafen und lächelte sie an.„Mr. Lupin", Madam Pomfrey, die Anne zu deren Bedauern seit Tagen nicht mehr aus den Augen ließ, bemerkte sein Erwachen sofort.
„Wie geht es Ihnen heute?"
„Erstaunlich gut, Madam Pomfrey, danke", erwiderte er höflich.
„Sehr schön. Vielleicht möchten Sie Miss Eastwood noch zum Mittagessen Gesellschaft leisten, bevor Sie zu Ihren Kameraden zurückkehren."
Anne formte ein stummes „Bitte" und er antwortete lächelnd: „Sehr gern Madam Pomfrey!"
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Anne Eastwood und die magische Welt (Hogwarts Fanfiction)
FanficSie wies auf die Tür, die nach draußen führte und sagte zu ihm: „Weißt du, das einzige, das schlimmer wäre, als da rauszugehen und zu sterben, ist zu Hause zu bleiben und nicht zu leben!" Hogwarts in den 1970ern: Anne wünscht sich nichts mehr, als n...