Sie gingen bis ganz nach unten zu den hintersten Kerkern des Schlosses. Mit jedem Schritt, den sie tat sank ihr der Mut noch immer mehr. Es war kalt und dunkel hier unten. Seit früher Kindheit hatte sie Angst vor engen, dunklen Räumen. Die Muggel nannten es Klaustrophobie. Kurz überlegte sie, ob sie nicht freiwillig einem Schulverweis zustimmen sollte, so schrecklich erschien ihr die Strafe, die sie hier unten erwartete.
Aber im nächsten Moment schloss Filch eine der Türen vor ihr auf und der Moment war vorüber. Quälende Angst überkam sie. Moody trat neben sie und sah sie an, wie sie panisch zu hyperventilieren drohte.
„Schon gut", flüsterte er ihr beruhigend zu, „du wirst das überstehen. Hier unten gibt es keine Dementoren!" Und für alle gut hörbar fügte er an: „Du darfst einen Gegenstand mit hineinnehmen, sofern es kein Zauberstab ist. Was möchtest du dabeihaben?"Sie sah durch die kleine Tür in das Dunkel dahinter.
„Ein leeres Marmeladenglas", flüsterte sie.
„Wie bitte?"
„Ein leeres Marmeladenglas."
Moody zögerte. „Ich dachte, ich hätte dich falsch verstanden."
Sie presste die Lippen aufeinander.
„Nun gut, dann ... ein leeres Marmeladenglas", sagte er und beschwor im nächsten Moment das Gewünschte in ihre Hände. Sie trat in die kleine Kerkerzelle und die Tür hinter ihr wurde geschlossen. Das Scheppern, als draußen der Riegel vorgelegt und abgeschlossen wurde, hallte von den feuchten Steinwänden wider.Sofort legte sich Panik wie ein schwerer, eiserner Ring um ihr Herz. Sie zwang sich, gleichmäßig zu atmen und beschwor ein kleines blaues Feuer herauf, um das wenige Licht, das den Raum von einem kleinen Durchlass in der Decke her erreichte, zu verstärken. Winzige Flammen züngelten in dem zuvor noch leeren Glas. Anne stellte es auf den Boden, setzte sich an die kahle Wand und erlaubte sich zum ersten Mal an diesem grauenvollen Tag hemmungslos zu weinen. Kalt und abweisend starrte die unüberwindliche Kerkertür sie an und erinnerte sie an eine andere verschlossene Tür ...
„Lucius sagt, Du darfst nicht in den Gemeinschaftsraum", höhnte die Fünftklässlerin namens Mabel schadenfroh und baute sich vor Anne auf.
Anne nahm allen Mut zusammen und versuchte sich an dem Mädchen mit den kastanienbraunen schulterlangen Haaren und dem gemeinen Gesicht vorbeizudrängen. Aber sie war größer als Anne und hielt sie an der Schulter fest.
„Hast du mir nicht zugehört? Du gehst da nicht rein!"Anne atmete tief durch und versuchte ruhig zu bleiben. Zum Glück war nichts Zerbrechliches in Reichweite.
„Ich bin ebenso eine Slytherin wie Malfoy oder Du. Weshalb also sollte ich nicht hineindürfen?!"
Mabel stimmte ein boshaftes, hysterisches Lachen an und ihre Freundin Narzissa, platinblond und mit stahlgrauem, eiskaltem Blick, trat näher heran, beugte sich zu ihr herab und sah Anne bedrohlich in die Augen. „Du wirst diesen Raum nicht betreten, bevor Lucius es dir erlaubt. Darüber hättest du nachdenken sollen, bevor du einen Vertrauensschüler angreifst."
„Angreifen? Ich habe niemals ..."„Verschwinde!" Narzissa hatte fast tonlos gesprochen, aber Anne hatte die Drohung durchaus verstanden. Sie hatte keine Chance. Heute nicht und wahrscheinlich die nächsten Tage nicht.
Die Nacht auf Samstag hatte sie nochmals unbemerkt in der Besenkammer zubringen können, doch in der Nacht auf Sonntag geschah es. Sie hatte einen anderen Schlafraum gewählt, weil sie dort alte Decken gefunden hatte, doch der Weg zu den Waschräumen war weit und sie war zu früh aufgestanden.Auf dem Weg lernte sie Peeves, den Poltergeist kennen, der sich diebisch freute, eine Erstklässlerin bei einem unerlaubten Spaziergang erwischt zu haben und laut schleppend die Rüstungen umwarf, die auf ebenjenem Flur standen. So wurde sie im Morgengrauen von einer aufgebrachten Professor McGonagall im karierten Morgenmantel angetroffen. Diese war überaus ungehalten und wies Anne scharf zurecht. Niemand habe nachts etwas auf den Gängen verloren und ein neuer Erstklässler am ersten Wochenende schon gar nicht! „Kommen Sie heute Nachmittag in mein Büro, um ihre Strafe zu erfahren. Und nun verschwinden Sie umgehend in ihren Schlafsaal!"
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Anne Eastwood und die magische Welt (Hogwarts Fanfiction)
FanficSie wies auf die Tür, die nach draußen führte und sagte zu ihm: „Weißt du, das einzige, das schlimmer wäre, als da rauszugehen und zu sterben, ist zu Hause zu bleiben und nicht zu leben!" Hogwarts in den 1970ern: Anne wünscht sich nichts mehr, als n...