13. Teil

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Mein Onkel drehte sich zu meiner Tante und sah sie wütend an.
Meine Tante hingegen kümmerte das wenig, sie sah immer noch ungeduldig zu Caner.

,,Keine Sorge. Ich bin auch schon weg.''

Caner stand auf. Er blickte mich noch einmal an. Ich konnte seinen Blick nicht deuten. Erst schien er mir gezwungen, dann doch gleichgültig und lustlos. Seine Grünen Augen erschienen mir wie ein Rätsel, welches für mich momentan unlösbar war. Mein Onkel ging Caner ebenfalls hinterher. Zumindest war er nicht so merkwürdig gelaunt wie es meine Tante war. Als ich es den Männern gleich machen wollte zog mich meine Tante unerwartet zurück.

,,Du bleibst hier! Wir müssen etwas klären.'', ihr ungewöhnlich strenger Blick hielt mich fest.

,,Wieso tust du das?'', fragte ich verständnislos.

,,Woher kennst du diesen Jungen?'', fragte sie plötzlich, ohne Berücksichtigung meiner Frage.

,,Ich kenne ihn halt!'', antwortete ich gereizt, jedoch immer noch ruhig.

,,Ich will, dass du dich mit diesem Kerl nicht mehr triffst. Verstanden?''

,,Was?'', fragte ich perplex. Dieser Kerl hatte mich vor meinem aggressiven Halbbruder gerettet. Was war denn daran so falsch?!

,,Hast du etwas mit dem?'', fragte sie plötzlich. Mein Puls beschleunigte sich. Was war das bloß für eine absurde Frage? Caner und ich was haben? Er hatte mir doch nur geholfen!

,,Nein ich hatte nichts mit ihm, er hat mich gerettet!'', entgegnete ich genervt und noch immer verständnislos.

,,Gerettet.'', sprach meine Tante lachend und eilte in die Küche.

,,Du hast frische Klamotten im Gästezimmer, zieh diese an und komm mir dann beim Essen helfen.''

Sie ließ mich einfach im Wohnzimmer stehen, in dem Moment kam mein Onkel rein.

Er wippte fragend mit den Schultern.

,,Ich weiß selber nicht was sie hat, Defne.''

Ich atmete überfordert aus und ging ins Gästezimmer.

,,Wenn Kaan auch nur ein Haar fehlt, ich schwöre ich werde euch alle-''

Diese Schlange legte einfach auf. Irgendwann würde ich wegen ihr wirklich zur Mörderin werden. Ganze zwei Wochen versuchte ich irgendwie an Kaan ran zu kommen, doch zwecklos. Ich konnte nicht mehr. Er fehlte mir zu sehr. Seine Stimme, sein Lächeln und seine Blauen Auge. Wie ging es ihm bloß? Was für eine Geschichte hatten sie ihm aufgetischt?

Ich schlug wütend gegen die Tür und spürte meine Augen vor Tränen glänzen. Die vergangenen zwei Wochen wurde ich steht's begleitet, von meinem Onkel oder meinem Cousin, Aylins Bruder. Es sei zu Riskant. Bulut hätte mich schon gesucht. Er soll geschworen haben mich umbringen zu wollen. Darüber konnte ich bloss Lachen.

Caner hatte ich gar nicht mehr gesehen. Ich konnte aus dem Typen einfach nicht schlau werden. Ich musste immer wieder wieder an dieses Wort ,,Nettigkeit'' denken. Es war nur aus Nettigkeit. Es klang so absurd und dumm. Er und nett? Der Typ, der es in vollen Zügen genoss andere zu provozieren? Der mit Drogen und anderem illegalen Zeug Kontakt hatte? Wieder spürte ich einen großen Hass gegenüber Caner. Seine Art nervte mich und irgendwo fragte ich mich selber wieso er so großen Einfluss darauf hatte.

Meine Augen wanderten zur rot-weißen Zigarettenschachtel auf dem runden Terrassentisch. Es war die Schachtel von meinem Onkel. Langsam ging ich auf sie zu und nahm eine heraus. Ich betrachtete sie minutenlang und fuchtelte in der Hand mit ihr rum. Irgendwann nahm ich das Feuerzeug in die andere Hand und sah kurz um mich. Alle waren weg, ich war alleine. Sie waren alle Einkaufen. Ich steckte es in meinen Mund und zündete die Zigarette an. Als erstes entstand komischer Rauch, dann verstärkte ich den Zug und musste plötzlich mehrmals Husten. Es fühlte sich an als ob ich mich stark verschluckt hätte. Nach kurzen weiteren Zügen zerdrückte ich sie im Aschenbecher. So toll war das gar nicht, aber irgendwie beruhigte es mich etwas. Oder es war bloß psychische Einbildung. Ich tastete mit meiner Zunge meinen Gaumen und schmeckte einen widerlichen Geschmack. Meine Finger stanken richtig nach diesem Geschmack. Wie könnte sowas ekliges weltweit Menschen süchtig machen? Ich drückte die Balkon Tür nach hinten und schlüpfte aus den Schuhen in die Wohnung. Nicht ein mal mein Handy hatte ich hier, geschweige meine Klamotten. Mein Vater weigerte sich mit den Sachen raus zu rücken, ich solle alleine kommen und die Sachen abholen. Ich musste extra Kleider einkaufen und das nur wegen diesen Unmenschen.

SchicksalsschlagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt