Mein Zeitgefühl hatte ich längst verloren. Dass einzige was ich verspürte, war mein turbulentes Herzklopfen und seine weichen Lippen auf meinen. Wie er das machte konnte ich nicht erklären. Es war wie Zauberei. Er verzauberte mich. Wehren konnte ich mich nicht, auch wenn ich es gewollt hätte. Es war eine gefühlte Ewigkeit vergangen, als sich meine Augenlider voneinander lösten und er dadurch langsam den Druck von meinen Lippen verringerte. Automatisch drückte ich meinen Kopf runter, zur Seite. Ein Schamgefühl erfasste mich. Wie sollte ich ihm jemals wieder ihn die Augen sehen? War ich mir überhaupt bewusst, was gerade geschehen war?
Seine Finger, welche an meinem Körper kleine Stromschläge verursachten, hoben meinen Kopf an. Ich verdankte der dunklen Nacht viel. Sonst hätte er längst meine glühenden, roten Wangen bemerkt. Und auch alles andere, was in im mir drin gerade wie verrückt spielte.
,,Bringst du mich bitte nachhause?'', brachte ich gerade noch so mit schwacher Stimme heraus.
Sein Geruch benebelte mich immer noch. Jetzt verstand ich wohl auch Esmas Deutung. Es waren sicher viele verrückt nach ihm. Nach seinem Lächeln, seinen Augen, seiner Stimme und seinem männlichen Geruch.. Ich wusste nicht, was mich gerade mehr quälte. Dass wir in seinem Auto saßen und kein ablenkendes Radio lief, oder die nächsten Tage, wo ich ihm bei greller Helligkeit ins Gesicht schauen werden muss. Außer ich würde ihn einfach ignorieren, vergessen und aus meinem Kopf löschen.
,,Geht's dir gut?'', hörte ich von der Seite. Mein Blick erstarrte. Wie sollte ich mit ihm reden? Verdammt, wir hatten uns gerade geküsst. Mund auf Mund. Und das schlimmste an allem war, dass dies bei mir Innerlich noch immer Spuren hinterließ.
,,Ich hätte es etwas langsamer angehen sollen, nächstes mal werde ich das berücksichtigen.''
Geschockt drehte ich mich zu ihm um. Ein fettes Grinsen zierte seine Gesichtszüge.
,,Was für ein nächstes mal? Was denkst du eigentlich?'', wütend sah ich ihn an und drehte danach meinen Kopf wieder nach vorne. War ich jetzt etwa in seinen Augen wie diese anderen Frauen? Was bildete sich dieser Penner eigentlich ein!
Wir waren wieder am Anfang des Abends. Am Straßenrand, welcher mich etwa nur noch 15 Meter von daheim trennte. Ich fasste den Türgriff, welcher sich natürlich nicht runter drücken ließ.
,,Dein Ernst? Mach auf.'', befahl ich ihm und unterließ es, ihm ins Gesicht zu schauen.
,,Keine Lust gerade.''
Gezwungenermaßen wanderten meine Augen zu seinen. Er hatte sich in die Lippe gebissen und war demnach kurz vorm' Lachen. Sogar dabei sah er gut aus. Ich würde bei der selben Grimasse aussehen wie eine Ziege.
,,Caner hör auf.'', jammerte ich auf und verschränkte meine Arme vor meiner Brust.
,,Okay ich werde die Tür öffnen. Aber..''
,,Aber was?''
Seine Augen funkelten. Er näherte sich mir heran. Eine leichte Gänsehaut zog über meine Haut.
,,Wir wiederholen das von vorher.'', hauchte er mir rau ins Ohr. Mir fiel es schwer zu Schlucken. Der Puls stieg an.
,,Du bist so ein ekliger-‚'', fing ich wütend an, bis er mir noch näher kam und ich verstummte.
Seine warmen Hände fassten mein Gesicht und kurz darauf lagen seine Lippen auf meiner Stirn. Diesmal wiederholte sich die Gänsehaut auf meinem Körper, jedoch auf eine angenehmere Art.
,,Wo warst du den?'', hörte ich meine Tante während ich aus meinen Schuhen schlüpfte.
,,Mit Esma draußen.''

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Schicksalsschlag
Novela Juvenil» Ich werde versuchen ihn so zu erziehen, wie Du es gemacht hättest. Das verspreche ich dir. « Wie nennt man es, wenn die verschollene Vergangenheit plötzlich ein Verhängnis für die eigene Zukunft wird? Man nennt es Kampf. Gegen die Feinde, die Li...