,,Scheiß Wecker!'', jammerte ich leise.
Ich stand genervt auf und schaltete das nervtötende Ding aus. Beim Zähneputzen sah ich geschockt in den Spiegel. Unter meinem Auge war ein mittelgroßer Blauer Fleck. Toll! Wie sollte ich mit so etwas bei der Arbeit heute antanzen? Ich lief hektisch in Kaans Zimmer.,,Kaan, los steh auf!''
Er murmelte irgendwas vor sich hin und sah dabei so süß aus. Mein kleiner Engel. Ich setzte mich zu ihm ins Bett und küsste seine warme Wange.
,,Los, wir kommen sonst zu spät. Zähne putzen!''
Er stand auf und fuhr sich durch sein verwuscheltes, dunkles Haar. Mit zusammen gekniffenen Augen wanderte er ins Bad. Ich dagegen raste ins Zimmer und zog mir eine dunkle Jeans an und einen grauen Pulli. Vor dem Spiegel nahm ich sämtliches Schminkzeug in die Hand, welches ich eigentlich sehr selten benutzte. Mehr als Mascara tat ich selten auf, doch heute musste es sein. Mit dem Flüssigpuder versuchte ich irgendwie den blauen Fleck zu verdecken, doch sinnlos. Auch nach hellem Concealer war es noch zu erkennen. Mit rötlichen Rouge probierte ich die Aufmerksamkeit von der Verletzung zu nehmen. So war es zumindest nicht mehr so extrem auffallend. Ich band mir meine langen Haare zu einem hohen, strengen Pferdeschwanz zusammen und packte meine Tasche mit der Arbeitskleidung.
,,Off Kaan, wieso trödelst du immer?''
Ich half ihm beim Anziehen und gab ihm den roten Rucksack in die Hände.
,,Ich bin so müde!''
,,Ich auch, aber wir müssen los."
Wir rasten zur Bushaltestelle, wo der Bus schon da stand. Nach kurzer Zeit stiegen wir schon wieder aus.
,,Warte schnell hier, ich kaufe dir etwas in der Bäckerei.''
Er nickte brav und lehnte sich an eine Hauswand an. Mit zügigen Schritten lief ich in die Bäckerei herrein, wo mich eine herde Menschen erwartete.
,,Verdammt!'', flüsterte ich dahin.
Nach unendlich langen fünf Minuten kam ich endlich an die Reihe. Mit zwei Brezeln in der Hand verließ ich die Bäckerei und fand Kaan ungeduldig warten. Ich steckte ihm die Tüte mit dem Essen in den Rucksack und nahm ihn an der Hand. Als wir beim Kindergarten ankamen, saßen alle Kinder bereits im Morgenkreis. Alle sahen neugierig zu uns rüber. Die zwei Erzieherinnen sahen mich skeptisch an, wie immer. Ich hasste es mindestens genauso viel wie Kaan.
,,Setz dich Kaan, ich muss schnell mit deiner Schwester reden.''
Ich ging mit einer der Frauen vor die Tür und war gespannt, was sie dieses mal zu bemängeln hatte.
,,Frau Vural, dass geht nicht so. Sie kommen in der Woche mindestens drei mal zu spät. Die Kinder sollen in diesen Jahren lernen was Pünktlichkeit bedeutet. Dies ist eine Grundlage für ihre spätere Zukunft. Durch ihr Verhalten kann es Kaan nie lernen. Was ist denn los?''
Sie drückte ihre rote Brille etwas hoch und sah mich neugierig an.
,,Es tut mir leid, aber ich habe keine anderen Bus Verbindungen.''
Sie verschränkte ihre Arme und legte ihren Kopf schief.
,,Dann sollen Kaans Eltern ihn etwas früher mit dem Auto herfahren. Wir haben ja extra eine Frühgruppe für die Mütter, in ihrem Fall Schwestern, die früher los müssen?''
Sie sah andauernd mein Auge an, auffallen tat ihr meine Verletzung sicher.
,,Tut mir wirklich leid, aber ich muss jetzt los!''
Ich drehte mich einfach um und lief zur Eingangstür.
,,Aber Frau Vural-'', rief die Frau noch hinterher, aber ich ignorierte es.
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Schicksalsschlag
Teen Fiction» Ich werde versuchen ihn so zu erziehen, wie Du es gemacht hättest. Das verspreche ich dir. « Wie nennt man es, wenn die verschollene Vergangenheit plötzlich ein Verhängnis für die eigene Zukunft wird? Man nennt es Kampf. Gegen die Feinde, die Li...