35. Teil

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,,Mach die verdammte Tür auf, Defne! Ich weiß, dass du da bist!''

Ich hielt mir mit meinen eiskalten Händen die Ohren fest und versuchte dadurch seine Stimme aus meinem Gehör zu verbannen. Mein Gesicht füllte sich aufgeschwollen und pochend an. Das Schlagen meines Herzen war verlangsamter, seelenloser. Die Kälte der Haustüre umhüllte meinem Rücken, welcher nun schon stundenlang an dieser angelehnt war.

,,Defne ich sage dir zum Letzen mal, dass du diese verfickte Tür öffnen sollst, oder ich breche sie auf!''

Ich gab keinen Ton von mir, schon stundenlang. Er sollte einfach gehen. Er sollte aus meinem Leben verschwinden und das sofort. Bei diesem weit ausgeholten Gedanken stiegen heiße Tränen in meine Augen und in wenigen Sekunden spürte ich diese bereits streifend auf meinen beiden Wangen. Mit meiner Hand umschloss ich meine verräterischen Lippen und versuchte das schmerzhafte Wimmern zu unterdrücken.

,,Defne.'', sprach er diesmal viel leiser und mir schien es, als ob er auf der selben Höhe war wie ich. Nur das Holz trennte uns. Es trennte unsere verbotenen Blicke. Trennte unser sündhaftes Verhalten.

,,Sag mir doch zumindest, was ich getan habe, was los ist. Erklär es mir verdammte scheiße!'', rief er nun am Lautesten und in mir schien in diesem Moment der stärkste Schmerz hoch zukommen. Ich konnte ihm nichts sagen. Ich wollte es ihm nicht sagen. Genauso wie ich nicht wollte, dass mir meine Tante detaillierter das Verhältnis zwischen Caners Vater und meiner Mutter verdeutlichte. Ich spürte wie er er gegen die Tür tritt. Mein Köper vibrierte mit und ließ mich aufzuckend auf die andere Seite des Flures krabbeln. Zwischen den verstreuten Glasscherben und den runter geworfenen Gegenständen versuchte ich mich zu aufzusetzen und mein verräterisches Schluchzen zu vermeiden. In mir drin schmerzte jedes seiner Wörter, welches er an mich richtete. Ich könnte nie wieder in seine grünen Augen blicken. Ohne Scharm, ohne Schuldgefühle, ohne an diese verdammte, widerliche Wahrheit denken zu müssen. Meine Lippen waren völlig verunstaltet. Ich schmeckte Salz und Eisen. Meine Gesichtszüge waren völlig steif und zusammen gezogen. Das verfluchte Brennen in meinem Brustwirbelbereich schien mich von innen auszuglühen.

Er sollte gehen. Verdammte Scheiße. Er sollte verschwinden.

Auf einmal vernahm ich weitere Stimmen. Anscheinend hatten die anderen Wohnungsbesitzer genug von uns und keine Geduld mehr.

Ich lief erneut zur Tür und stellte mich seitlich zu dieser. Mein Herz schlug schnell und unrhytmisch.

,,Irgendetwas stimmt nicht mit ihr. Ich muss da rein.'', hörte ich Caners tiefen Stimmton, welcher mir ungewollt Gänsehaut über die Arme laufen ließ.

,,Wir haben heute Mittag schon laute, merkwürdige Geräusche aus dieser Wohnung gehört. Am besten Sie informieren die Polizei.'', sprach nun eine ältere, weibliche Stimme.

Stopp! Polizei? Gott, nein! Panisch drehte ich am Schlüssel herum, bis die Türe nun offen stand und grelles Licht in meinen dunklen Hausflur herein stach. Und da waren sie. Grüne, tiefgründige Augen welche mich sorgend musterten.

,,Defne.'', hauchte er leise und kam mir näher. Sein altbekannter Geruch stieg in mir auf und ließ mich schwerer auf meinen Beinen stehen. Mein Blick neigte sich zur Seite. Die Nachbaren verschwanden nacheinander und ließen uns alleine an der Türschwelle stehen. Mein Körper füllte sich vereist an, ohne jeglicher Körperwärme umhüllt. Meine Augen flohen seinem Blick. In mir drin schien jeder Atemzug schmerzhaft Spuren zu hinterlassen.

,,Was ist mir dir los?'', fragte er mit seiner rauen Stimmfarbe und erhob seine Hand um meine Wange mit seinen Fingerspitzen zu berühren. Wie von einem Stromschlag erfasst, zog ich mich zurück und blicke nun zu ihm, jedoch nicht in das Zentrum seines Gesichts. Ich fokussierte seine vollen Lippen, welche heute morgen noch verboten auf meinen lagen. Bei diesem Gedanken pochte mein Herz peinigend.

SchicksalsschlagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt