17. Teil

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Sein angenehmer Atem prallte gegen meine Haut. Mein Herzschlag schlug nicht mehr in Schlägen, es ähnelte eher einem unendlichen Klang. Wieso sah er mich nur so durchdringend an? Ich fühlte mich unwohl. Es war als ob er meine Gedanken lesen konnte. Es war als ob er mit seinen Augen meine Reaktionsfähigkeit beeinträchtigte.

,,Du bist stark depressiv und  suizidgefährdet. Ich weiß nicht wieso, aber ich habe das Gefühl, dich davor bewahren zu müssen. Ich möchte nicht lebenslang mit einem schlechten Gewissen auskommen müssen.", hauchte er mit einer rauen Stimmfarbe.

Ich wusste nicht ob seine Aussage mehr dem provozieren oder dem Humor zuzuordnen war. Jedenfalls meinte er es keinesfalls ernst.

,,Caner?", hauchte ich leise. Seine Augen sahen mich fragend an.

,,Halt deinen Mund und steck dir deine dummen Bemerkungen sonst wohin."

Ich drückte mich von ihm weg und schenkte ihm vernichtende Blicke.
Doch in der nächsten Sekunde hatte er mich durch seinen starken Handgriff erneut zu sich gezogen. Wütend sah ich ihn an.

,,Bist du bescheuert? Fass mich nicht an!"

Mit meinen Händen schlug ich gegen seine betonähnelnde Brust.

,,Defne.", sprach er plötzlich ernster aus und ließ wieder seine Augen auf eine merkwürdige Weise mein Gesicht entlang mustern.

Plötzlich klingelte mein Handy. Wir zuckten beide auf. Ich entwich ihm zur Seite und zog mein Handy aus meiner Jackentasche heraus.

Arsims Name zierte den Display. Ich nahm ab und spürte wie jeder meiner Bewegungen Caner mit seinem Blick verfolgte, ähnelnd einem eigenen Schatten.

,,Defne, wir müssen uns treffen!'', sprach Arsim deutlich und laut aus.

,,Ist irgendwas passiert, Arsim?", fragte ich zögernd.

,,Ich muss mit dir etwas wichtiges bereden. In einer Stunde auf dem Spielplatz vor der Hochhaussiedlung, in Ordnung?''

,,Ja, ich werde da sein.", versicherte ich ihm und somit beendeten wir das kurze Telefongespräch.

Was wollte er bloß bereden? Er hörte sich so ernst an. Ich hoffte auf gute Nachrichten.

,,Was ist los?"

Caners Stimme zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich wendete mich zu ihm.

,,Fährst du uns endlich von hier weg?", fragte ich ungeduldig und verschränkte meine Arme.  Ohne seine Frage zu berücksichtigen. Er nickte still, ohne jegliche Emotionen.

Ich war froh, dass er mich endlich wegfuhr. So sehr Caner Sachen ins lustige zog, so sehr konnte ich ihm nicht verzeihen, dass er mich aus dieser Bar rauszog. Diese Bar und dieser merkwürdige Mann dort waren mein angehender Schlüssel zu Kaan. Caner hatte alles zerstört. Wieso musste er stets  den besserwisserischen, verantwortungsvolleren spielen, wenn er es doch nicht war?! Wieso musste er in allem seine Finger haben? Ich hasste ihn dafür, ja ich hasste ihn.

,,Was wollte er?", fragte er plötzlich und löste meinen wütenden Gedankenstau.

,,Nichts.'', antwortete ich kühl und blickte aus der Fensterscheibe.

Ich vernahm seine laute Atmung.

,,Nichts?"

Wütend drehte ich mich in seine Richtung.

,,Nichts, was dich zu interessieren hätte. Verstanden?"

Ich wurde aus meinem Sitz leicht nach vorne geschleudert, als er plötzlich stark bremste. Geschockt starrte ich ihn an. War er völlig durch?

SchicksalsschlagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt