27. Teil

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,,Komm jetzt einfach-'', bevor Davut weitersprechen konnte, wurde er durch lautes Brüllen im Hintergrund unterbrochen. Mein Name wurde gebrüllt. Eine piksende Gänsehaut zog über meinen Körper. Das Rasen meines Pulses steigerte sich.

,,Habe ich dir nicht gesagt, mir nicht hinterher zu fahren?'', gab Davut zähneknirschend von sich.

Bulut sah wie hypnotisiert auf mich. In seinen Augen war etwas skurriles, etwas besessenes. Er fasste meinen Arm fest und drückte seine Fingerspitzen tief in meine Haut. Es tat höllisch weh. Meine Gesichtszüge zogen sich zusammen. Ich hasste ihn. Hasste, dass durch unsere Venen verwandtes Blut strömte.

,,Fass mich nicht an! Lass mich los!'', rief ich ihm zu, doch wusste, dass meine Wörter null Effekt bei ihm hatten. Meine freie Hand schlug auf seine ein. Auf seine dreckige Haut.

,,Bulut.'', kam ruhig, doch tief mahnend von Davut, welcher dicht hinter meinem Halbbruder stand.

,,Nein..Nein! Jetzt habe ich sie. Jetzt habe ich diese dreckige Schlampe.'', spuckte Bulut missachtend aus und ließ meine Hand los. Der schmerzende Druck war immer noch spürbar. Im nächsten Moment hatte er sich mein Kinn gepackt. Meine Augen wurden glasiger, jedoch riss ich mich zusammen und schluckte die Emotionen weg. Schluckte seinen Triumph weg. Mein Nacken fing an zu schmerzen.

,,Mahmoud, Carlos!'', hörte ich von der Seite und blickte zu Davuts verfinsterter Miene und seiner gehobenen Hand. In kurzer Zeit standen zwei schwarz gekleidete Männer neben uns. Sie zogen Bulut von mir weg und fuhren gegen seinen Willen mit einem schwarzen Jeep davon. Ich massierte meinen Nacken und versuchte meine Schmerzen zu verdrängen.

,,Geht's dir gut?''

Ich sah zu ihm hoch. Seine Augen waren tiefbraun, doch erinnerten oft an eine dunkelrote Flamme. Die vollen Augenbrauen zogen einen permanenten, ernsten Ausdruck in sein Gesicht. Man sah ihm die südländischen Wurzeln stark an. Die dunklen Haare waren kurz geschnitten, nach hinten gegelt. Durch seinen volleren Bart wirkte er reif und ernster.

,,Verdammt was wollt ihr von uns?!''





Ich gab nach und setzte mich gegenüber von ihm hin. Wieso hatte er Bulut von mir ferngehalten? Er war doch von der gleichen, schmierigen Sorte.

,,Was willst du trinken?''
,,Nichts.'', antwortete ich kühl und spürte seinen trüben Blick auf mir. Ich sah ihn gezielt an und hoffte, dass er schnell mit der Sprache rausrücken würde. Da wir uns in den Raucherbereich gesetzt hatten, zündete er sich eine Zigarette an.

,,Du bist ganz schön anstrengend. Ich will dich nicht auf die Folter spannen, wir haben dir Kaan gegeben. Aber wir wollen ihn sehen, meine Schwester fordert dies.''

Ich lachte auf.

,,Niemals.''

Er hauchte mir den Rauch der Zigarette direkt ins Gesicht und setzte seinen düsteren Blick auf. Ich lehnte mich zurück und wedelte mit meiner Hand den Rauch von mir weg.

,,Überlege es dir lieber zweimal.''

,,Ich will erstmal wissen, wieso ihr Kaan ,,gekauft'' habt und wieso du mich verschleppt hast in Istanbul!''

Ein leichtes, ironisches Zucken seiner Mundwinkel folgte auf meine Aussage.

,,Du traust dich mir, Befehle zu geben?''

Er formte den Rauch zu einem Ring und sah mich irgendwie amüsiert an, auch wenn es anfangs schwer zu erkennen war.

,,Dir? Für mich bist du nichts weiteres als ein aufgesetzter Drogendealer.''

SchicksalsschlagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt