48. Teil

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Das Gefühl, welches mich in diesem innigen Moment ergriff, war mit keinem Wort jeglicher Sprache möglich zu beschrieben. Das Kribbeln meiner Haut, die unregelmäßigen Herztöne, das Verlangen nach mehr.. Es brachte mich um den Verstand. Er brachte mich um den Verstand. Er und nur er.

Während Caner uns in ein anderen Raum dirigierte lösten sich seine weichen Lippen kein einziges Mal von meinen. Auch nicht als er mich sachte aufs Bett ablegte. Auch nicht als die Sonne unterging und Dunkelheit den Raum ergriff. Auch nicht dann.

Mitten in der Nacht erwachte ich.
Nachdenklich erforschte ich sein makelloses Gesicht. Seine gleichmäßigen Atemzüge. Das leichte heben und senken seiner muskulösen Brust. Meine Finger fuhren federleicht die Konturen seiner männlichen Gesichtszügen nach. Ich konnte mich nicht satt sehen. Ich war süchtig. Bevor ich meine Hände zurück ziehen konnte, spürte ich wie er aufzuckte und mich festhielt. Seine Augen waren plötzlich geöffnet. Ein leichtes Lächeln zierte seine Lippen als er mich erkannte.

,,Seid ich so lange ohne dich war, war mein Schlaf sehr schlecht. Ich muss mich wohl erst noch dran gewöhnen, dass du wieder da bist. Mir gehörst."

Seine Arme zogen mich nah an sich heran. Mein Inneres flatterte - wie damals, als er mich das erste mal küsste. Der Unterschied zu damals war, dass ich ihn damals Ohrfeigen wollte. Ihn umbringen wollte.

Und nun wollte ich ihn nie mehr loslassen. Nie mehr ohne seine Körperwärme einschlafen. Nie mehr etwas anderes.

Denn ich liebte ihn. Unbeschreiblich.

Und irgendwann fiel ich ebenfalls in die Träume. Träume welche nicht nur Fantasie waren. Träume welche echt waren, welche Realität waren.

,,Ich hasse sie. Ich hasse sie alle.", sprach Caner zähneknirschend und schaltete mehrere Gänge höher. Der Asphalt brannte. Die Sonne schien zu glühen. Hochsommer.

,,Aylin hat den Test fälschen lassen.", sprach ich vorsichtig aus. Caners weit geöffneten Augen fixierten mich kurz, ehe er wieder nach vorne auf die Autokolonne blickte. Seine Gesichtszüge verfinsterten sich. Der Kiefer angespannt. Das Ebenbild eines Kriegers.

,,Dieses kleine Miststück.", zischte er und bremste vor der roten Ampel sehr unsanft. ,,Das ist sie wirklich.", entgegnete ich seufzend. Doch sie war mir egal. Alle dieser falschen Kreaturen waren mir egal. So egal. Manche waren untergetaucht, manche tot.

Caner beugte sich zu mir und atmete lauter, unregelmäßiger. Ich beobachtete seine mir scheinende perfekte Gesichtshälfte. Es schien wie ein Traum
- hier neben ihm zu sitzen, mit diesen alt bekannten Gefühlen, welche die letzten Monate tief in mir drin verdrängt waren.

,,Wenn sie mir begegnet..", drohte er während sein Blick meinen fand. Ich legte meine Finger auf seine Lippen und signalisierte ihm auf alles zu scheissen. Er näherte sich mir, mit rauer und überzeugender Stimmfarbe, noch mehr an.

,,Niemand, hörst du? Nichts und niemand wird uns trennen, ich lass das nie mehr zu. Nur über meine Leiche.''

Seine Lippen fanden auf meiner Stirn Platz. Eine wohltuende Wärme strich über meinen Rücken.

...

Meine Augen fixierten die meiner Tante. Auf Momente schien sie das Spiegelbild meiner Mutter zu sein, und auf manchen hinwieder das totale Gegenteil.

,,Wieso wolltest du, dass wir alleine spazieren gehen?"

Ihre Stimme klang überrascht. Neugierig und doch verunsichert.

SchicksalsschlagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt