40. Teil

3K 169 61
                                    


,,Ich denke es reicht, wenn du weißt, dass Defne für dich Tabu ist. Denn sie gehört mir.'', sprach Davut fest aus und verstärkte den Handdruck auf meiner Haut. Mit großen Augen sah ich zu seinem angespannten Gesichtsprofil. Was hatte er gerade gesagt?

Gehört mir?!  - Und wo lag zum Teufel gerade seine Hand? War er völlig verrückt geworden?!

Seine Schauspielkunst war wirklich zum bejubeln. Und obwohl ich wusste, dass dies alles hier reines Schauspiel war - der ernste Unterton von Davuts Stimme verstörte mich.  Dieser Atilla - aka Schwagerschwein - nahm lediglich einen weiteren Schluck seines Whiskeys und schien auf Davuts paradoxe Aussage keinen ranghöheren Konter parat zu haben.

Endlose Zeit verging. Die Männer tranken mehr und mehr. Einer der Kellner schwankte immer wieder um unseren Tisch herum um die teuren Bestellungen entgegen zunehmen. Hin und wieder bemerkte ich seine merkwürdigen Blicke auf mir. Als ob er mich kannte. Als ob er mich für etwas verurteilte. Das Paradoxe war dieser südländische Typ kam mir ebenfalls bekannt vor. Doch ich versuchte diese verwirrenden Gedanken weg zu schütteln. Denn gerade hatte ich wirklich andere Sorgen. Langsam wurde mir das alles hier zu bunt. Davut trank zu meiner Verwunderung nicht wirklich viel und ich war in irgendeiner Weise froh darüber. Jedenfalls trank er nicht im Ansatz so viel wie es der schleimige Bruder von Gizems Exmann tat.

Nach unendlich langgezogenen Zeitsprüngen brachen wir endlich auf. Am Ende des Abends standen wir alle bei den geparkten Bonzen-Autos, welche ich mir nicht mal nach 60 Jahren Arbeit im Café leisten könnte. Atilla legte plötzlich seine Hand auf meinen Rücken, als er dabei war sich zu verabschieden.

,,War eine schöne Bekanntschaft Defne, würde mich freuen wenn du öfters mitkommst.'' Er hob einer seiner dunklen - mir schien es recht gezupften - Brauen hoch. Ich entfernte mich mit einem formellen Nicken ein Stück zurück, doch auch ohne meine Reaktion - Davut stand bereits neben uns und zog mich in einer schnellen Bewegung und etwas grob zu sich. Sein dominantes Verhalten nervte mich abgrundtief.

,,Das reicht fürs erste. Man sieht sich.'', sprach das feurige Auge neben mir harsch und mit düsterem Blick.  ,,Na dann. Ich fahr Defne dann mal nachha-", begann Gizem, doch ihr taktloser Macho-Bruder brach ihren Satz einfach ab. ,,Fahr du nachhause, ich fahre sie."

Gizem konnte sich gar nicht richtig von mir verabschieden. Wieso? Weil ihr stimmungsschwankender Bruder es nicht für nötig hielt, dass wir uns in seinen Wagen mit aller Ruhe reinsetzten - Nein. Er schob mich beinahe ins Innere des Autos. Das hätte er auch ruhig den ganzen Abend lang so machen können, dann wäre ich bereits im kuschligen Pyjama gekleidet daheim. Ohne ein einziges Wort startete er den Motor und fuhr mit mächtig Gas auf die Schnellstraße. Nach einer langen Stille sprach er plötzlich.

,,Danke, dass du mitgekommen bist.''

Er sah mich nicht an. Ich vermutete, dass er selten einen Dank aussprach. Das war immerhin das Mindeste, was er tun konnte.

,,Ja ich hatte zugestimmt - aber Berührungen waren nicht im Plan.", sprach ich harsch aus und blickte voller aufgestäubter Wut in das Seitenprofil eines Mannes, welcher Kopf der größten illegalen Geschäfte unserer Stadt war.

,,Wenn ich gewusst hätte, dass du auf die gierigen Blicke dieses Typen standest, hätte ich es gelassen.", entgegnete er provokant und mit einem tiefen Stimmton. Wir waren vor meinem Wohngebäude angekommen. ,,Bitte was? Du unterstellst mir, dass ich auf dieses Verhalten abging?", fragte ich fassungslos und mit hochsteigender Empörung. Als was bezeichnete er mich bitte gerade?

SchicksalsschlagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt