42. Teil

3K 191 54
                                    


,,Hör mir zu..Ihr seid keine Geschwister, es ist unmöglich. Deine Mutter und ich.. Wir schliefen nie mit einander.'', sprach Caners Vater zögernd aus und ließ mit seinem gesagten meine neu aufgebaute Welt in sich hinein fallen.

Dieser Moment war für mich wie eingefroren. Jeder Pulsschlag, der meine Adern durch klang, stoppte. Alle Dinge, die um mich rum geschahen, verblassten. Die Wörter von seinem Vater wiederholten sich dutzende Male in meinem Kopf. Doch ich konnte es nicht wahrhaben. Im ersten Moment wollte ich glauben, dies sei ein schlechter Scherz. Denn wenn sie nie miteinander..  Dann konnte auch nie ein Kind entstehen. Es ging nicht. Die raue und ernste Stimme holte mich in die Realität zurück.

,,Vielleicht bin ich sogar selbst Schuld. Hätte ich nicht mit dieser Frau damals.. Kardelen muss es erfahren haben. Ich war fertig mit der Welt, betrunken vor Frust. Und wie oft tat mir dieser überdosierter Alkoholkonsum nicht gut. Und schon schwängerte ich durch diese Leichtsinnigkeit damals Selma. Caners Mutter. Und als deine Mutter so kalt war, mich mit ihren eisernen Blicken tötete, heiratete ich letztendlich."

Ich schluckte, doch der widerspenstige Klos in meinem Hals blieb bestehen. Mir war so unwohl. Kotzübel traf es wohl eher. Der ganze Park, der diesen See umzingelte, drehte sich in meinen Augen kopfüber. Eine widerliche Säure stieg meinen Hals hoch und brannte gleichzeitig in diesem.

,,Kind, geht's dir gut?!", hörte ich die panische Stimme des Mannes. Er fasste mir sanft an die Schulter, ich jedoch schüttelte nur fassungslos meinen Kopf.

,,Wieso diese Lügen? Weshalb musste ich die letzten Wochen wegen einer billigen Lüge derart leiden?"

Meine Stimme hörte sich verletzt und zugleich auch gereizt an. Denn in meinem inneren dominierte gerade kein Gefühl - nein es herrschte ein reinstes Chaos welches mich überforderte. Mein Blick streifte zu den gleichen grünen Augen, wie seine es waren.

,,Es.. E-es war dumm und unbedacht.."

Verzweifelt versuchte der Mann, mit dem Narben verzierten Gesicht, eine Erklärung zu finden. Jedoch roch ich sofort, dass da etwas faul war. Mächtig faul war.

,,Die Wahrheit. Nach der Lüge will ich nur die Wahrheit. "

Er senkte seinen Blick. Mit gieriger Neugier forschte ich seine rätselhaften Gesichtsmuskeln.

,,Es war die Bitte deiner Tante."

Ich spürte wie in mir drin Wutschreie entstanden. Meine Finger drückte ich vor lauter Wut pressend zusammen, bis ich sie beinahe nicht mehr spürte. Mittlerweile saßen wir auf einer Holzbank. Mit einem großen Abstand nebeneinander.

,,Aber erstmals meine auch. Nach dieser ganzen Wut.. Ich könnte es nicht akzeptieren, dass mein Sohn die Tochter von diesem Dreckskerl Salih liebt. Dieser Mann der einfach alles zerstörte, äußerlich hatte er sich auch an mir verewigt. "

Mit seinen Fingerspitzen fuhr er über die Brandnarbe seines Gesichtes.

,,Aber ich merkte schnell, dass du nichts von deinem Vater hast. Deine Tante hat mich schlecht in Erinnerung. Ich sei der Mörder Kardelens. Der Grund weshalb ihr Leben mit jungen Jahren zerstört wurde. Obwohl gerade ich für deine Mutter sterben würde, alles würde ich geben sie noch einmal sehen zu dürfen - welch Ironie nicht wahr?"

Ich sah leer durch die Luft. Meine Tante. Meine zweite Mutter.. Diese Erkenntnis ließ mich innerlich bluten.

,,Also war der dreckige Test gefälscht."

Der Mann sah ebenfalls leer durch die Luft.

,,Von uns nicht, wir hatten anfangs so etwas nur daher gelogen und in die Welt gesetzt. Später war ich ebenfalls überrascht, als Caner es mir erzählte."

SchicksalsschlagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt