22. Teil

3.2K 159 12
                                    

Aus einem unerklärlichen  Grund half ich Caner hoch in seine Wohnung. Ich schloss die Türen auf und stand nun in seinem etwas ungelüfteten Wohnraum. Wieso ich ihm half? Es war  das
schlechte Gewissen. Den  wegen mir hatte er den schmerzenden Konflikt mit Bulut. Deswegen. Nur Deswegen.

Ich beobachtete wie er zu seiner schwarzen Couch humpelte. Wobei ich sagen musste, dass mir das Humpeln sehr übertrieben vor kam.

,,Brauchst du noch irgendwas?", fragte ich recht ungeduldig und verschränkte dabei meine Arme vor der Brust.

,,Ich habe echt Hunger."

Meine Brauen  zogen sich hoch.

,,Ich kann dir gerne das Handy reichen."

,,Handy? Ich will nichts bestellen. Du sollst kochen."

Seine grün schimmernden Augen sahen mich amüsiert an. Ich hasste seine kindische Art. Ich hasste, dass er dachte, er könne mit mir wann er wolle  spaßen.

,,Laut deiner  Wohnung ernährst du dich ausschließlich aus Pizzakartons. Was soll das jetzt?"

,,In meiner Routine werde ich auch nicht aufgrund von meinen Hilfeleistungen  verprügelt."

Provozierend musterte er mich.

,,In meiner Routine..", äffte ich nach und verdrehte meine Augen.

In der Küche fand ich eine Maggy Tütensuppe, welche ich ihm aufkochte. Mehr würde man mit diesen leeren Schränken auch nicht zu Stande bekommen. Außerdem verdiente dieser überhobene Penner auch nicht mehr.

Ich servierte ihm die Suppe auf dem Couchtisch und zog daraufhin meine Jacke an.

,,Ernsthaft, Suppe?", fragte  er als er den Teller erblickte.

,,Was hast du erwartet? Ein fünf Gänge Menü?"

,,Etwas mehr Dankbarkeit wäre recht angebracht.", sprach er und lehnte sich zurück.

,,Caner, niemand hat deine Hilfe gewollt."

Ich lächelte ihn ironisch an und schloss  den Reisverschluss meiner Jacke zu.

,,Vielleicht will dich ja eines der Mädchen verpflegen, welche als halbnackt vor deiner Tür stehen.", fügte ich hinzu.

,,Gute Idee.", entgegnete er und zwinkerte mir noch zu. Abartig!

Ich hatte mich schon zur Tür gedreht, als er mir zurief zu warten. Er humpelte auf mich zu.

,,Was ist noch?", fragte ich recht genervt.

Als ich mich zu ihm drehte fing mich wieder sein tiefer Blick. Sein sonst gewohnter dunkler Dreitagebart war wohl schon  ein paar Tage drüber. Trotzdem wirkte es nicht ungepflegt. Ganz im Gegenteil.

,,Danke.'', sprach er leiser und rauer.

Unglaubhaft sah ich an.

,,Für?'', fragte ich zögernd.

Er steckte seine Hände in seine Hosentaschen und hob den Kopf leicht an.

,,Für die abscheuliche Suppe. Das würde ja nicht mal ein Obdachloser runter bekommen.''

SchicksalsschlagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt