20. Teil

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Während meines ganzen Lebens hatte ich noch nie so eine Angst verspürt. Es war so irreal, nicht zu begreifen. Man konnte plötzlich mit der kleinen Maus mitfühlen, die von der hungrigen Katze gejagt wurde.

,,Lasst uns in Ruhe!'', rief Caner laut.

Seine extrem warme Hand ließ meine nicht einmal los. Die Wärme war wohl auf den Adrenalin zurückzuführen. Sie fühlte sich gut an. Beschützend und geborgen.

Einer von Davuts Handlangern kam mit langsamen Schritten auf uns zu. In seiner Hand erkannte ich zu meinem Schrecken eine schwarze Pistole. Eine Pistole, durch welche grausame Sachen verursacht werden könnten. Mein Rachen fühlte sich wüsten trocken an. Hilflos sah ich zu Caner hoch, welcher seine männlichen Gesichtszüge verhärtet hatte. Auf einmal ließ Caner meine Hand los und ging auf den Typen los. In einer kurzen Prozedur hatte er ihn auf den Boden gedrückt. Dabei fiel die schwarze Pistole weiter weg, auf die feuchte Erde.


,,Defne,schnappe dir die Knarre!''

Ich hatte das Gefühl, dass eine gefühlte Ewigkeit verging, bis es in meinem Kopf klick machte. Als ich es endlich verstanden hatte,rannte ich hin und sah schon aus dem Augenwinkel heraus, wie der andere Wärter am Auto ebenfalls in meine Richtung kam. Doch ich war schnell genug – wunderlicher weise – und nahm das für mich wirkende 10 Kilo Gewicht in die Hände. Direkt vor mir stand der andere Typ. Mit seinem ungezähmten grau-schwarzen Vollbart. Ich musste schnappend nach Luft holen.

,,Verschwinde!'', befahl ich außer Atem und mit schnell rasendem Puls.

Der Typ erhob die Hände langsam und mit musternder Mimik.

,,Weißt du überhaupt, wie man so was benutzt?''


Nahe zu spöttisch fragte er es mich. Dies provozierte mich. Ich war nun die, welche bedrohte. Ich hatte mit dem Schwermetall in meiner Hand die Macht.

,,Irgendwie werde ich dich schon treffen, ob in den Kopf oder in deinen Bauch.'',antwortete ich entschlossenen. Ich spürte wie meine Hände anfingen zu schwitzen. Ich musste die Knarre mit beiden Händen fest halten,aus Angst dass es mir runterrutscht.

,,Defne, pass auf! Lass es lieber!'', rief Caner auf Deutsch. Ich blickte weniger als eine Sekunde lang zu ihm. Er hatte sich auf den anderen Aufpasser gesetzt, um seine mögliche Flucht zu verhindern.

,,Keine Sorge.'', gab ich ich zurück. Dabei musterte ich den Typen vor mir genau.

,,Wenn dich Davut findet, wird er dich umbringen.''


Drohte er mir soeben? Ich war die, vor der er sich nun sorgen sollte. Ich konnte in einer Sekunde und mit einem Schuss alles beenden. Doch ich musste taktisch vorgehen.

,,Was will er von mir? Sag es oder ich schieße!''

Natürlich bluffte ich bloß. Ich hatte keinen einzigen Schimmer, wie man die Pistole bediente. Der andere Typ, der auf dem Boden lag, drückte seinen Kopf hoch. Dies gelang ihm jedoch nicht ganz, da Caner mit seinem Fuß auf seinem Rücken stand.

,,Sag's ihnen, ich will nicht sterben man!'', rief er ängstlich. Er hatte den Ernst der Sache wohl erkannt. Im Gegensatz zu seinem Kollegen, wenn es in solchen Tätigkeiten überhaupt so etwas wie Kollegen gab.


,,Ich werde nichts sagen!''

,,Sag's lieber oder willst du sehen wie dein Kollege hier vor deinen Augen erschossen wird?''

Ich sah zu Caner, er sah dabei so Ernst aus. Als ob es nicht gespielt wäre. Als ob es nicht das erste mal war, dass er in so einer Situation kühlen Kopf bewahren musste.

SchicksalsschlagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt