Sechstes Kapitel

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Niall P.o.v

Ich wischte mir übers Gesicht, stand auf und ging zu Louis rüber. Ich ließ mich neben ihn fallen und lehnte meinen Kopf gegen seine Schulter. Er legte einen Arm um mich und sagte leise: "Jetzt sind wir sie endlich los." Ich nickte. "Endlich..." "Du... ich wusste gar nicht, dass sie dir auch noch fremdgegangen ist... das tut mir leid." "Halb so wild, jetzt ist sie ja weg. Ich war es so leid, ihr ständig hinterher zu laufen, und ihr immer alles recht machen zu müssen..." "Hey, Niall, wir sind sie los!", rief Louis dann.

Louis P.o.v

Er hob seinen Kopf, und ich sah Schmerz in seinen wundervollen, blauen Augen. Ich runzelte die Stirn und legte meinen Kopf schief. "Was denn? Ist doch so! Wir können uns glücklich schätzen..." "Idiot...", sagte Niall dann. Er schmiss ein Kissen nach mir und wollte aufstehen. Ich hielt ihn jedoch am Handgelenk fest und zog ihn zurück zu mir. "Das war nicht böse und schon gar nicht ernst gemeint", flüsterte ich ihm ins Ohr. Er blickte mich an. Tränen kullerten über seine perfekten, rosa Wangen und der Schmerz stand ihm ins Gesicht geschrieben. In seinen Augen glitzerte Qual und... Verletzlichkeit... Ich breitete meine Arme aus, und er warf sich ohne Umschweife einfach auf meine Brust und ließ alles raus. Ich streichelte ihm einfach über den Rücken und war einfach für ihn da. Ich glaube, wir lagen stundenlang so da, bevor wir zusammen ins Bett gingen. "Willst du heute bei mir schlafen, Niall?", fragte ich ihn, nachdem wir uns bettfertig gemacht hatten. Er nickte, kam zu mir in mein Zimmer und legte sich auf mein Bett. Ich ging ebenfalls in mein Zimmer, schloss die Tür hinter mir und legte mich zu Niall. "Rutsch bitte noch ein Stück rüber, Niall", sagte ich leise und sanft. Er folgte mir, und rückte ein paar Zentimeter weiter Richtung Wand. Ich legte mich gänzlich hin und deckte mich zu. Ich hörte Niall immer noch gelegentlich schluchzen, und auch wenn ich seine Trauer nicht wirklich verstehen konnte, versuchte ich, ihn zu trösten und für ihn da zu sein. Er drehte sich zu mir und flüsterte: "Lou, du hast vergessen, das Licht auszumachen." "Oops." Ich musste grinsen, stand auf und drehte das Licht ab. Ich irrte zurück ins Bett und kuschelte mich wieder unter meine Decke. Niall kam noch ein bisschen näher zu mir. Wir lagen eine Weile so da, bis mir eine geniale Idee einfiel. "Sag mal, Niall... was hältst du davon, wenn wir mal Liam und Zayn zum Essen einladen? Hier, zu uns, auf einen gemütlichen Abend..." "Das ist 'ne spitze Idee, Louis... tust du mir einen Gefallen und stellst den Wecker für mich?" "Ja, klar, welche Uhrzeit denn?" "Um 6, bitte." Ich nahm mein Handy und stellte den Alarm für den nächsten Morgen. "Wieso denn schon so früh? Wir stehen normalerweise eine halbe Stunde später auf..." "Ja, ich weiß, aber Liam und ich haben morgen diese Exkursion in das Naturwissenschaftliche Institut in London... und da müssen wir um Punkt 7 auf der Matte stehen..." "Ach, stimmt ja, hab ich komplett vergessen..." "Macht nichts, gute Nacht, Louis." "Gute Nacht, Niall." Er drückte mir einen kleinen Kuss auf die Wange, drehte sich um, und keine 5 Minuten später konnte ich sein leises Schnarchen hören. Ich hingegen lag noch gefühlte Ewigkeiten wach. Ich wurde den Gedanken an diesen gut aussehenden Jungen nicht los... ich war ihm unterbewusst unendlich dankbar, dass er mir geholfen hatte, und nicht einfach an mir vorbei gelaufen war, so wie alle anderen. Er war die allererste Person in meinem ganzen Leben, die mich je überhaupt beachtet hatte. Das mag sich jetzt wieder total bescheuert anhören, aber... es ist nun mal so, und wie gesagt: so etwas kann man nicht beschreiben. Man weiß es einfach. Oder man ist in dieser Situation und erlebt es hautnah am eigenen Körper. Ich schloss meine Augen, drehte mich um und legte meinen Arm um Niall. "Wllst fuh misch verarschn?", nuschelte er verschlafen.
" 'Tschuldige, kann nicht schlafen..." Er stöhnte, drehte sich um und schlief binnen Sekunden wieder ein. Ich seufzte und ließ mich zurück in meine Kissen sinken. Nein. Niemand konnte mich verstehen. Niemand wusste, wie es war... niemand wusste, wie ich mich fühlte. Klar, nach außen hin, Niall und Liam gegenüber, war ich immer der lustige, aufgeweckte Louis, der alle zum Lachen bringen konnte und der selbst so gerne lachte. Aber wenn ich für mich alleine war, steckte ein ganz anderer, verzweifelter, trauriger, kraftloser Louis in mir, der in sich selbst und in der Welt nichts mehr fand, wofür es sich zu leben lohnte. Ich wünschte mir nichts sehnlicher als endlich jemanden oder etwas (mal ganz abgesehen von Liam und Niall) zu haben, der mir das Gefühl gibt, gebraucht zu werden und etwas besonderes zu sein... schlagartig fiel mir wieder ein, dass ich eigentlich Liam hätte anrufen sollen... schön langsam war ich ehrlich gesagt genervt von mir selbst... ich vergass irgendwie ständig wichtige Dinge, machte mir Gedanken über mein Leben und wie scheiße es doch ist, aber vor allem stand ich mir die ganze Zeit selbst im Weg. Und das kotzte mich an. Seit Jahren. Ich drehte mich auf die Seite und versuchte, zu schlafen. Und es gelang mir tatsächlich nach ein paar weiteren Gedanken, die an mir vorbei zogen wie Wolken... watteweich und schnell, geschmeidig und eigenwillig, leicht und fluffig...

Harry P.o.v

Piep. Piep. Piep. Pieppieppiep. Ich öffnete ein Auge, nahm mein Handy und machte den Wecker aus. Ich kroch aus meinem Bett, zog mir ein T-Shirt an und ging aus meinem Zimmer. Ich schlich am Gemmas und Mums Zimmer vorbei und schlurfte runter in die Küche. Dort angekommen, ging ich sofort zum Kühlschrank. Ich fischte mir ein Joghurt und einen halben Apfel vom Vortrag raus, holte mir dann nur noch Besteck und setzte mich an den Tisch. Ich füllte den Joghurt in die Schüssel, schnippelte den Apfel rein und las mir während des Essens die Zeitung von vor einer Woche durch. Tja, ein ganz normaler Start in den Tag eben... recht viel mehr kann man dazu sowieso nicht sagen. Als ich mit dem Frühstück fertig war, ging ich hoch in mein Zimmer und zog mich dort an. Dann ging ich ins Bad und ging meiner normalen Morgen-Routine nach, wobei ich darauf achtete, nicht zu laut zu sein, da meine Mädels ja noch tief und fest schliefen. Ich suchte noch meine Schultasche und die ganzen anderen Sachen zusammen und fuhr dann los. Mit einem Führerschein war man einfach total unabhängig, und das war wirklich prima.
An der Uni angekommen, parkte ich mein Auto und ich stieg aus. Ich war jedoch verdutzt, denn vor dem Eingang standen 3 Busse und davor Unmassen von Studenten. Unter ihnen erkannte ich auch den einen Typen, der vor mir auf die Fresse geflogen ist. Er war gerade dabei, sich von seinen beiden Freunden zu verabschieden und umarmte die beiden. Ich seufzte und betrat das Gebäude. Wie immer suchte ich mir den Weg zu meiner ersten Vorlesung...

Mittag, in der Kantine

Ich war hungrig und erschöpft und mein Hirn war vollgepumpt mit neuen Informationen die ich erst mal verarbeiten musste. Ich holte mir eine Portion des Tagesmenüs. Dann steuerte ich auf meinen Stammplatz und meine Freunde zu, bis mir der eine Typ von gestern ins Auge fiel und ich es mir anders überlegte. Ich drehte mich um und ging auf ihn zu. Er saß ganz weit hinten, er war alleine und knabberte an einer Scheibe Brot herum. Obwohl ich es gar nicht wollte, wurden meine Beine plötzlich so weich wie Wackelpudding. Ich ging weiter auf ihn zu. Bei ihm angekommen, konnte ich aus irgendeinem Grund kaum mehr richtig stehen. "Darf... ist hier noch frei?" Der Junge zuckte zusammen und blickte auf. Er hatte volle Bäckchen und er wurde glührot, nickte aber. Er schluckte alles runter und flüsterte: "Natürlich.. was denn auch sonst?" Ich stellte das Tablett mit einem Lächeln im Gesicht auf den Tisch und ließ mich auf den Stuhl ihm gegenüber fallen. Er lächelte ganz leicht und schob sein Tablett näher zu mir.

Louis P.o.v

Es hätte mich gewundert wenn er mein Herz nicht hatte schlagen hören können. Er hatte seine Haare offen, sie kringelten sich locker über seine Schultern, und er sah total gut aus so. Er schenkte mir ein kleines Lächeln und fragte: "Wie heißt du denn?" "Louis... Louis Tomlinson. Darf man die gleiche Frage dir stellen?" "Harry. Harry Styles", antwortete er. Ich blickte zu Boden, weil ich wusste dass ich immer noch knallrot war. Als ich wieder zu ihm aufblickte, lächelte er mich warm an. "Was studierst du?", rutschte es mir raus. "Psychologie, drittes Semester... kann ganz schön anstrengend sein, wenn du mich fragst." "Verstehe..." "Und du?" "Rechtswissenschaften... wurde von meinen Eltern dazu verdonnert... aber ich will später eigentlich mal was ganz anderes machen..." "Oh Mann... hört sich nicht so toll an..." Ich öffnete unwillkürlich meinem Mund. Hatte irgendjemand jemals gedacht, dass es einen solchen Menschen auf der Erde gibt? Jemand, der sich einfach zu mir, den wahrscheinlich größten Looser aller Zeiten, setzt und mich auf Anhieb versteht? Also, ich nicht. Nicht in 100 Jahren.

Invisible (Larry Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt