Dreiundzwanzigstes Kapitel

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Niall P.o.v

Ich legte zitternd die Scherbe an meinen rechten Unterarm und schnitt ihn sachte auf. Nein, ich mochte Harry nicht. Ich musste endlich aufhören, es mir ständig selber einzureden. Ich setzte zu einem weiteren Schnitt an und sagte: "Nein, ich will nicht, dass Louis glücklich ist!" Tränen sammelten sich in meinen Augen, liefen langsam über meine Wangen und tropften schließlich auf meine Jeans. Mit einer stark zitternden, aber sehr langsamen Hand fuhr ich ein weiteres Mal durch meine Ader. Nein, ich wollte nicht immer derjenige sein, der immer alles einfach auf sich nehmen musste... immer einstecken musste... ich wollte nicht immer verarscht und ausgenutzt werden... ich ballte meine Hand zu einer Faust und legte meinen Kopf in den Nacken. Der Schmerz war unerträglich, und dennoch hatte es unfassbar gut getan...

Louis P.o.v

Harrys Hand lag in meiner, und ich hielt den Einkaufskorb in meiner freien Hand. Wir mussten die ganze Zeit wie zwei Idioten rumgrinsen. Harry küsste mich gelegentlich auf meine Wange, strich mit seiner weichen, großen Hand durch meine Haare oder er flüsterte mir süße Sachen ins Ohr. Ich glaube, so viel Spaß hatte ich noch nie zuvor beim Einkaufen. Wir hatten längst die Aufmerksamkeit aller anderen Kunden in dem kleinen Supermarkt auf uns gezogen, da wir zugegebenermaßen nicht gerade leise waren und außerdem... liefen wir ohne irgendein System zum fünften Mal durch den ganzen Laden und sammelten wahllos all die Sachen, die Niall uns aufgeschrieben hatte, ein und legten sie in den kleinen Korb. Und schließlich waren wir an der Tiefkühltruhe angekommen. "Was willst du denn für eine Pizza, mein Engel?", fragte ich Harry. "Hmm... die selbe wie du, mein kleiner Teufel." "Heey", beschwerte ich mich beleidigt. "Ich bin kein Teufel!" "Doooch, Boo", erwiderte er. Ich zog beleidigt meine Augenbrauen zusammen und sah Harry an. Er lächelte mich an und erklärte: "Du hast mich Engel genannt, und es gibt immer nur einen Engel... und einen Teufel, der zu ihm gehört..."

Harry P.o.v

Lou's Gesichtszüge wurden wieder weicher und er meinte leise: "Können wir da nicht eine klitzekleine Ausnahme machen? Ich will auch ein Engel sein." Er legte seinen Kopf an meinen Hals und seine wuscheligen Haare kitzelten mich an meiner Wange. Ich lächelte, gab ihm einen Kuss auf den Kopf und flüsterte zurück: "Ja, ich glaube, das geht... Du bist ein Engel, Lou. Du bist mein Engel." Louis grinste und küsste meinen Hals. Dann öffnete er das Schubteil der Tiefkühltruhe und nahm drei Pizzen raus. Eine Pizza Magherita, Nialls Lieblingspizza, und zwei Schinkenpizzen, eine für ihn und eine für mich. Er lächelte, gab mir einen Kuss auf die Wange und zog mich dann Richtung Kasse. Bevor er die Einkäufe auf das Fließband legte, kontrollierte er nach, ob wir alles hatten. "Mist... Haz, wir haben die Bananen vergessen! Kannst du bitte nochmal zurückgehen und welche holen? Ich räum währenddessen schon mal hier alles rauf", sagte Louis. Ich nickte, hauchte ihm einen kurzen Kuss auf die Wange und lief zum Obstregal. Als ich wieder zu Louis zurückkam, war er immer noch damit beschäftigt, die Sachen auf das Band zu legen. Ich half ihm bei den letzten paar Teilen und schlang danach meine Arme um Louis' Hüften, während die Kassiererin unsere Einkäufe über den Scanner zog. Sie lächelte uns an und warf uns wissende Blicke zu. Nach kurzer Zeit löste ich mich wieder von Lou und begann, die Sachen in eine Tüte, die ich mir genommen hatte, einzuräumen. Louis kam zu mir und half mir. Als die Kassiererin fertig war, sagte sie: "Das macht 59,90€, bitte." Sie lächelte, Lou gab ihr das Geld und ich räumte weiter die Sachen in die Tüte.

Niall P.o.v

Ich wischte mit meinem Ärmel über mein tränenüberströmtes Gesicht und machte weiter, die Küche aufzuräumen. Ich wollte gerade die blutige Scherbe in die Mülltüte tun, doch ich überlegte es mir anders und legte sie beiseite. Nur für den Fall der Fälle. Dann stand ich auf, ging zur Spüle und ließ kaltes Wasser über meine Wunden laufen. Ich seufzte leise auf, denn der Schmerz und das Brennen ließen sofort nach. Ich nahm mir drei Blätter Küchenrolle und presste sie auf meinen Arm. Dann lief ich ins Bad und klebte ein Pflaster auf die Schnittwunde an meinem Daumen, all die anderen ließ ich unverarztet. Ich lief in mein Zimmer, setzte mich auf mein Bett und strich durch meine Haare. Ich holte die kleine Scherbe aus meiner Hosentasche und fuhr mit meinem Zeigefinger leicht und vorsichtig die Konturen des Glases nach. Ich durfte mir das einfach nicht noch einmal erlauben. Es war schon schlimm genug, dass ich es überhaupt getan hatte. Aber was wenn... ich seufzte, öffnete die Schublade meines Nachtschränkchens und legte die Scherbe hinein... Nur für den Fall der Fälle. Ich stützte mich mit den Ellenbogen auf den Knien ab und legte den Kopf in meine Hände.... Nur. Für. Den. Fall. Der. Fälle. Ich stand auf und zog mich um, da all meine Klamotten überall blutrote Flecken hatten. Ich streifte mir extra einen langärmeligen Pulli über, damit niemand etwas von meinem "kleinen Anfall" bemerken würde...
Ich lief zurück in die Küche, sammelte schnell die restlichen Scherben auf und warf die Tüte in den Müll. Dann machte ich die Kirschen und den ausgelaufenen Saft weg und schließlich räumte ich alles, was Harry (bei dem Gedanken an ihn bekam ich schon wieder Aggressionen) und Louis für den Kuchen herausgekramt hatten, wieder an ihren Platz zurück.
Keine zwei Minuten nachdem ich fertig war, standen Harry und Louis in der Tür und kicherten leise, aus welchem Grund auch immer. "Hi, Niall!", rief Louis. Ich setzte ein Grinsen auf und begrüßte sie; "Können wir dir hier noch irgendwie helfen?", fragte er mich dann. Ich schüttelte den Kopf und sagte: "Nein... ich... ich mach das schon... ich räum die Einkäufe ein und schieb schon mal die Pizzen in den Ofen... ich ruf euch, wenn ich fertig bin, okay?" "Klar... bis dann...", antwortete Lou merklich verunsichert. Doch bevor ich mich versah, schnappte er Harrys Hand und war in Sekundenschnelle mit ihm in seinem Zimmer verschwunden.

Louis P.o.v

Mein Kopf lag auf Harrys Brust und ich lauschte einfach seinem rhythmischen, regelmäßigen Herzschlag. Mit meinen Fingern massierte ich leicht seinen Bauch, während seine Hand immer wieder durch meine Haare fuhr. "Du, Harry?" "Hmmm", summte er gegen meinen Kopf. "Weißt du was?" "Was denn?" "Ich... ich weiß nicht, wo ich anfangen soll, aber ich muss dir was erzählen", begann ich. "Du kannst mir alles sagen, mein Engel", antwortete Harry. Ich lächelte, hob kurz meinen Kopf, um ihm einen sanften Kuss zu geben und legte ihn dann zurück auf seine Brust. "Ich... hab mir überlegt... Mann, ich weiß wirklich nicht, wie ich dir das sagen soll, Haz..." "Sag es mir einfach... ich werd dir dafür schon nicht den Hals umdrehen, Schatz..." Ich spürte, wie er mit seiner Hand zärtlich über meine Schulter strich und mir einen Kuss auf den Kopf gab. "Ist gut...also, Harry, ich habe darüber nachgedacht... nun ja... mein Studium abzubrechen und mich auf die Schreiberei zu konzentrieren... vielleicht was veröffentlichen oder... mir so irgendwo einen Job suchen... ganz egal was, Hauptsache ich bin nicht mehr in diesem bescheuertem Rechtswissenschaftsstudium gefangen... ich will einfach nicht mehr, ich hasse es..." "Lou, was auch immer du tust, ich werde immer hinter dir stehen... ganz egal, was passiert", antwortete Harry flüsternd. Ich lächelte und schlang meine Arme ganz fest um Harrys Bauch, während er langsam über meinen Rücken zu meinem Hintern fuhr, seine Hand unter mein T-Shirt gleiten ließ und meine Seite sanft auf und ab streichelte...

Invisible (Larry Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt