Schusswunde

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Meine Finger glitten über das Holz des Tisches und ich tastete mich durch die Schublade. Meine Kuppen stießen auf was hartes und ich umfasste es mit den Fingern. Eindeutig eine Pistole. Ich zog sie heraus und wiegte sie in der Hand. "Basti!"zischte ich und dieser drehte sich um. "Okay gut. Wir sollten von hier verschwinden," Doch ich wiedersprach: "Es wäre doch besser, sich auf die lauer zu legen," Er fuhr sich mit seinen zittrigen Händen durch Haar. "Wir müssen alles bedenken! Wohin fliehen wir, wenn er tot ist und was passiert dann mit uns?"

Das brachte mich zum grübeln und ich umklammerte die Pistole fester. Ich packte Basti am Handgelenk und sah durch den Spalt in der Tür. Es war kein Laut zu hören und der Korridor war wie leergefegt. "Bringen wirs hinter uns",meinte ich bitter und trat hinaus.

Ich hielt immer noch Bastis Hand, als wir durch die Gänge schlichen. Ich erstarrte, als ich sich Stimmen näherten. Wir pressten uns an die Wand und hielten inne. "Eine Vergiftung?"sagte eine verwunderte Stimme. "Ja, die haben des Zeug im Kaffee gefunden," meinte eine andere. "Martin war doch-", Die Stimme brach ab und ich schloss die Augen. Nein! Bitte nicht!

Die Schritte näherten sich der Ecke, hinter der wir die Luft anhielten. "Da war doch was!"sagte die erste Stimme und Basti nahm die Pistole. Er hielt sie falsch rum, am Lauf. Er atmete kaum und schloss für einen Moment die Augen. Dann plötzlich sprang er in den Korridor und schlug auf einen blonden Mann ein. Dieser hielt die Hände schützend über den Kopf, doch er ging zu Boden und wurde bewusstlos. Seine hellen Haare wurden mit Blut getränkt und es rann seine Schläfe hinunter. Ich sah, das er noch lebte, denn sein Oberkörper hob sich immer wieder.

Während Basti den am Boden liegenden betrachtete, richtete der andere Mann seine Pistole auf Bastian. "Wer zum Henker bist du?"brüllte dieser panisch. Basti lächelte und drehte seine Waffe richtig um. Der Braunhaarige entsicherte seine und legte den Finger auf den Abzug. Dann drückte er ab.

Ich reagierte und riss Bastian von den Füßen. Er zuckte stark zusammen, als wir beide zu Boden gingen. Mein Schädel schlug hart auf und ich schöhnte. Ich sah alles nur benebelt, aber trotzdem erkannte ich, dass der Mann flüchtete. Schnell rappelte ich mich auf und sah zu Basti, der sich noch immer nicht bewegt hatte. "Basti?"flüsterte ich und starrte auf seine Schulter. Sie war föllig zerschmettert.

Sein Shirt tränkete sich mit Blut und breitete sich immer weiter aus. "Scheiße Bastii!"brüllte ich und presste meine Hand auf die Wunde. Endlich schlug er die Augen auf. Meine Tränen rannen mein Gesich runter und ich schluchtzte. Jetzt begann Bastian zu stöhnen. Ich half ihm hoch und stützte ihn. "Wir müssen hier weg!"weinte ich und dann überrollte mich eine Welle von Schuldgefühlen.

Ich zerrte Basti zurück in Pauls Büro und sperrte die Tür ab. Ich wischte alles vom Tisch, sodass die Blätter zu Boden segelten. "Leg dich hier hin!"befiel ich dem Jungen und er gehorchte. Er schrie auf, als ich eine Schere vom Pult nahm und sein Shirt aufschnitt. "Es tut mir so unendlich leid!"sagte ich leise und inspizierte die Wunde. "Es ist nicht deine Schuld!"stieß Basti hervor und sah mir tief in die Augen. "Doch! Ich hab dich überredet!"schluchzte ich und sank krallte sein Shirt. Sein Anblick tieb mir Tränen in die Augen.

"Wir-ir mü-müssen die Ku-kugel raustun!"stotterte ich und nahm die Schere in die Hand. Basti sah mich mit großen Augen an und ich blickte schnell weg. "Okay. Ich vertraue dir!"sagte er leise und schloss die Augen. "Es wird wehtun!"warnte ich ihn und blicke die Verletzung an. Mir wurde übel. Sie blutete ununterbrochen. Es kostete mich Überwindung die Schere in das Fleisch zu boren und die Kugel heraus zu hebeln. Bastian schrie vor Schmerz und meine Tränen begannen wieder zu fließen.

Als ich die Kugel in der Hand hielt, stieß ich ein erleichtertes Stöhnen von mir. Basti war bewusstlos geworden und lag immer noch auf dem Pult. Sein Blut tropfte auf den Boden und bildete dort eine Pfütze. Ich suchte vergeblich nach einem Erste Hilfe Koffer, doch dann gab ich auf. Stattdessen riss ich ein Stück von meinem Shirt ab und wickelte es um die noch blutende Wunde. Jetzt liegt es an mir!

Ich nahm ein Blatt und schrieb:

Hey Basti, da du verwundert und bewustlos bist, trete ich Paul selbst gegenüber. Ich werde mich für unsere Eltern rächen und an dich denken. Ich will die Waffe mitnehmen und dich in Pauls Büro alleine lassen. Ich habe ein Regal vor die Tür geschoben,damit niemand rein kommt und die Tür zweimal abgeschlossen. Wenn ich es hinter mich gebracht habe, werde ich zurückkommen und wir werden gemeinsam eine Flucht planen.
Deine Hanna

Ich legte den Zettel auf seine Brust und stemmte mich zum Lüftungsschacht hinauf. Ich drehte mich ein letztes Mal um und hoffte, dass wir uns wiedersehen würden.

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