Pias schreckliche Vergangenheit

743 12 0
                                    

Doch als ich das Wohnzimmer betrete, fehlt von meinen Freunden jegliche Spur. Hä? Wie können die sich so schnell verdrückt haben? Komisch.. Naja das klärt sich bestimmt später.
Ich fang jetzt erstmal an die Wohnung nen bisschen gemütlicher herzurichten. Seit unserem Einzug und unseren Saufeskapaden ist hier nicht viel passiert.
Ich drehe die Musik laut auf und fange an. Die alten Bilder in den Kartons werden jetzt erstmal aufgehängt. Während ich wieder in alten Erinnerungen schwelge, denke ich daran, wie glücklich ich es hier doch habe. Ich setze mich auf mein Bett, schaue aus dem Fenster auf das wunderschöne Köln und denke über meine Vergangenheit nach. Vielleicht musste ich einfach etwas schreckliches erleben, damit ich es hier jetzt so gut habe.

RÜCKBLENDE

"NEIN, HILFE. BITTE LASS MICH LOS! AHH" ich kann nicht aufhören zu weinen. Seine Hände bohren sich gewaltsam um meine Handgelenke. Ich werde über einen kalten Asphaltboden geschleift. Mir ist schlecht. Ich sehe nichts. Wo bin ich? Warum passiert das? Ein stechender Schmerz durchzieht meinen ganzen Körper. Bitte lass es bald aufhören. Ich versuche meine Augen zu öffnen, doch irgendein grelles Licht hindert mich daran. Meine Hände werden losgelassen. Ich liege nun zitternd auf dem Boden. Eine Silhouette geistert vor meinem inneren Auge. Ich kann nicht anders als daran zu denken, dass ich sterben werde. Hier und jetzt. Plötzlich werde ich in eine Flüssigkeit geschmissen. Ein perverses Lachen ertönt. Ich vermute, dass ich mich in einer Lagerhalle befinde. Betäubt von den Erlebnissen blende ich den Schmerz aus und lasse alles über mich ergehen. Ich liege nur noch da. Dann werde ich auf irgendetwas gehoben und kaltes Metall schließt sich um meine Gelenke. Durch einen lauten Knall verliere ich mein Bewusstsein. Ewigkeiten später wache ich auf. Schon wieder grelles Licht. Ich erkenne nichts, doch spüre eine beschützende Wärme. Fragen schießen durch meinen Kopf. Was ist passiert? Wo bin ich? Bin ich tot? Tränen kullern meine Wange hinunter. Eine beruhigende Frauenstimme sagt "Ich glaube sie ist wieder bei uns". Personen fangen an zu weinen und bedanken sich. Was ist hier los? Ich erkenne die Stimmen meiner Eltern. Jemand fasst meine Hand an. Erneut versuche ich meine Augen zu öffnen. Nun erkenne ich das verschwommene Gesicht meiner Mutter. Sie sieht so erleichtert aus. Ich beginne mich umzuschauen und erkenne, dass ich in einem Krankenhaus liege. Nur weiße Wände. Auf der anderen Seite des Bettes steht mein Vater. Weiter weg steht eine Ärztin. Ich wage einen Blick auf meinen Körper. Meine Arme sind blau und angeschwollen. Bei dem Versuch mich zu bewegen, durchzieht mich wieder dieser fürchterliche Schmerz. Die Erinnerung kommt wieder. Ich hoffe dass es nicht wahr ist und frage was passiert ist. Mein Vater antwortet in zittriger Stimme, dass ich entführt wurde, bewusstlos war, doch glücklicherweise noch im letzten Moment gerettet wurde. Erneut beginne ich zu weinen. Ich drücke die Hände meiner Eltern stärker, um zu spüren, dass sie da sind. Danach schlafe ich wieder ein....

RÜCKBLENDE ENDE

Das ist jetzt genau 13 Jahre her. Vier Jahre war ich deswegen in psychologischer Behandlung und habe das Erlebte so gut es geht verarbeitet. Niemandem habe ich davon erzählt. Es wissen nur ich und meine Eltern. Das ist auch der Grund, warum ich so weit weg von zuhause leben wollte. Weg von den Erinnerungen. Meine Kindheit wurde ruiniert deswegen. Aber ich lasse mir deswegen trotzdem nicht den Rest meines Lebens verderben. Ich will und werde jede Sekunde auskosten. Ich werde all das erleben, was ich damals verloren habe.

Ich bemerke, dass ich völlig erstarrt auf meinem Bett sitze. Um mich zu beruhigen lege ich mich auf den Rücken und starre die Decke an. Immer wieder rede ich mir ein, dass alles gut wird und bleibt. Ich möchte aufhören, ständig daran erinnert zu werden. Aber dennoch weiß ich, dass ich es nie völlig verdrängen kann.
Plötzlich kommt Lotta rein und fragt, ob alles in Ordnung ist. Ich lächle nur und sage "ich bin so froh hier zu sein".
Sie lächelt zurück und verlässt wieder den Raum.
Um mich abzulenken, widme ich mich wieder der Dekoration in meinem Zimmer. Meine Wände werden mit den Massen an Fotos tapeziert und ich beginne mich hier richtig wohl zu fühlen.
Nach 2 Stunden ist mein Meisterwerk beendet und ich habe mich wieder beruhigt. Ich gehe ins Wohnzimmer und treffe dort nur auf Inga. Sie zieht sich gerade wieder irgendeine Serie rein.
Dann klingelt es an der Tür.
L:"ohhhhh, das muss der Lieferservice sein" sie sprintet zur Tür und tatsächlich.. Es ist der Lieferservice.
Der Geruch verrät mir, dass es chinesisch ist. Und Ingas Gesicht verrät mir, dass ihr Herz gerade Freudensprünge macht. Unauffällig snacke ich mir was von ihrem Reis und dem Salat. Den isst die Olle ja eh nicht und was anderes bleibt mir als Vegetarier auch nicht als Option.
Ich geselle mich zu ihr aufs Sofa und widme mich mit meinen Gedanken nur noch der Serie. Trotz alle dem ist heute ein trauriger Tag. Keine Ahnung wieso, aber ich bin irgendwie total down. Und das merkt man mir auch an. Kommentarlos steht Lotta auf. Nach kurzer Zeit kommt sie wieder und schmeißt mir eine Decke und eine Tafel Schokolade hin. Ich liebe sie echt dafür, dass wir uns ohne Worte verstehen. Sie weiß genau, dass ich da jetzt nicht drüber reden will.
Draußen ist es schon dunkel geworden. Ich frage mich, wo Marie bleibt..

~L.

Dirty Minds in der deutschen Youtube Szene (dirty)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt