Innere und Äußere Verletzungen

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PoV: Ardian

"Das hab ich alles schon versucht, sie glauben uns nicht. Anwälte gibt es genug auf dieser Welt. Sie hatten einen sehr guten. Aber ich will nicht ins Heim. Dann werde ich von meiner Schwester getrennt." Ich könnte schon wieder weinen. Meine Unterlippe bebt, aber ich reiße mich zusammen. "Bitte sag mir du machst das hier nicht aus Mitleid..." sage ich und dann sind meine Nerven und meine Selbstbeherrschung am Ende. Tränen laufen in Sturzbächen meine Wangen runter. "Thaddeus ich öffne mich den Menschen nicht gerne." sage ich dann als ich mich nach mehreren tröstenden Umarmungen und guten Zureden von Thaddeus wieder beruhigt habe. "Ich würde alles dafür tun, dass du nicht verletzt wirst, Ardy" sagt Thaddeus. Ich glaube ihm das alles. "Lass mich bitte deine Verletzungen sehen, Ardy." "Thaddeus das ist total ekelhaft..." versuche ich ihn ein letztes mal davon abzubringen. "Ardy du weißt was ich gesagt habe, zieh den Pulli aus" Ich mache das dann auch, wenn auch sehr langsam, da ich ihm diesen Anblick wirklich gerne ersparen würde. Mein Oberkörper ist übersät von blauen Flecken, die von Tritten kommen und Narben, die davon kommen, dass ich mich ritze. Er nimmt meine Hände und zieht den Pulli einfach weg, wahrscheinlich weil er genau weiß was ich denke. Ich stehe mit dem Rücken zu ihm, traue mich nicht mich umzudrehen, aus Angst vor seiner Reaktion. "H-hast du einen Erste-Hilfe-Kasten?" fragt er mit brüchiger Stimme. Ich drehe mich jetzt doch zu ihm um. In seinen kristallklaren Augen sind Tränen, das alles hier nimmt ihn sehr mit. "Nicht weinen, du musst das nicht machen, ehrlich." "Ardy ich will dir helfen, ok? Wie oft noch?" Ich nicke und gehe die Verbandssachen und eine Salbe holen. "Leg dich auf dein Bett." sagt er dann bestimmend aber sanft und ich lege mich hin. Das Verbandszeug nimmt er mir ab, so wie die Salbe. Er kniet sich neben mich auf das Bett. Mit langsamen und vorsichtigen Bewegungen, als würde ich sonst zerbrechen, fängt er an meinen Rücken einzuschmieren. Es sollte mir weh tun, aber ich spüre schon sehr lange nichts mehr, ich bin es gewohnt, so traurig es auch klingt. Auf einmal spüre ich einen kalten Tropfen auf meinem Rücken. Es brennt wie Hölle, aber ich sollte nichts mehr spüren! Ich drehe meinen Kopf um dann festzustellen, dass eine von Thaddeus' Tränen auf meinem Rücken gelandet sein muss. Jetzt wird mir etwas klar: Nur er kann mir wirklich Schmerzen zufügen. So wie seelisch, als auch körperlich. Ihn weinen zu sehen macht mich mehr traurig als alles andere und ich spüre den Hass auf mich selbst, weil ich ihn zum weinen gebracht habe. Ich verrenke mich halb dabei, als ich im liegen versuche, seine Tränen wegzuwischen. Er schenkt mir ein trauriges Lächeln, das ich erwidere, bevor ich mich wieder hinlege und er mich weiter verarztet. Als er schließlich auch meinen ganzen Rücken verbunden hat, streife ich mir wieder den Pulli über. "Packst du deine Sachen? Komm bitte mit zu mir, ich kann das nicht verantworten dich bei deinen Eltern zu lassen..." "Aber meine Schwester!" "Sie wird es überleben, sie wird ja nicht geschlagen, wir können sie auch jeden Tag besuchen, aber alleine lasse ich dich nie wieder hier rein!" Ich nicke etwas benommen, packe die wichtigsten Anziehsachen und mein Schulzeug ein und wir gehen nach unten. Wir schleichen uns raus, weil meine Eltern mich sonst bestimmt hier behalten wollen würden.

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Mobbing und Liebe || Tardy FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt