Kapitel 39

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Alex hielt sich nicht lange mit Förmlichkeiten auf und kam direkt zur Sache. 'Kennen Sie einen Martin Fischer?'
'Mh, der Name sagt mir was.'
'Er war früher Stripper.'
'Ja, jetzt erinnere ich mich. Guter Mann. Aber wieso suchen Sie mich deswegen auf?'
'Er wurde ermordet.'
'Wie? Wann?'
'Vorgestern Nacht zwischen 22 und 23 Uhr. Wo waren Sie da?'
'Sie verdächtigen mich?'
'Seine Ehefrau hatte ausgesagt das Sie ihn anderst behandelt hätten.'
'Das ist doch verständlich. Der Mann hat jahrelang gestrippt und war für uns immer unantastbar gewesen. Dann kommt aufeinmal ein junges Mädchen und er schmeißt alles für sie hin. Natürlich haben wir die Situation mit Argwohn beobachtet.'
'Wer ist "wir"? '
'Janin, Mira, ich und Klara.'
'Was ist danach passiert?'
'Wir sind alle weggezogen. Zum einen weil uns nichts mehr verband und zum anderen wurde das Viertel zu ungemütlich.'
'Inwiefern ungemütlich?'
'Es zogen immer mehr junge Frauen hin, meistens hatten sie auch noch Kinder.'
'Um nochmal auf meine Frage zurückzukommen was haben Sie vorgestern Nacht gemacht?'
'Erst habe ich geputzt und danach bin ich in mein Bett schlafen gegangen.'
'Kann das jemand bezeugen?'
'Nein ich lebe alleine.'
Den letzten Satz sprach ungewöhnlich sauer aus.
Ich sah mich um. Meistens waren Fritz und Alex nicht genug aufmerksam um die winzigen wichtigen Details zu bemerken. Ihre Wohnung war tatsächlich sauber. Man fand kein einziges Staubkorn. Die Wände waren weiß und fast jedes Zimmer war gefliest. Und auch sonst war alles eher steril gehalten, es gab kaum eigene Elemente von ihr. Meistens konnte man einen Menschen an seinen Wohnungs- und Einrichtungsstil erkennen, doch bei Jutta Klein war dies nicht der Fall. Es stellte sich als schwierig heraus überhaupt was über sie in Erfahrung zu bringen. Damit hatte sich die Sache mit dem Umsehen wohl erledigt. Auch Alex war gerade fertig geworden mit seiner Befragung. 'Wenn Ihnen noch etwas einfällt dann melden Sie sich.', er drückte ihr unsere Karte in die Hand. Zurück im Auto, analysierte ich die Umstände. 'Die Freundschaft der Frauen ist zerbrochen, weil ein Mann aufgehört hat zu strippen? Das ist doch Unsinn.'
'Denkst du da steckt etwas Anderes dahinter?', fragt Alex interessiert.
'Ich weißt nicht genau. Aber wenn Frau Klein die Wahrheit gesagt hat, dann war das aufjedenfall keine Freundschaft.'
'Viele Freundschaften zerbrechen wegen Männer.', warf Alex ein.
'Du hast dich gerade angehört wie Karin.', sagte ich belustigt.
'Wieso? Glaubst du etwas nicht daran?'
Ich lehnte mich zurück und seufzte. Mir war bewusst das sich Fritz mit im Auto befand, trotzdem hatte Alex in irgendeiner Art und Weise recht. Also griff ich das Thema einfach auf. 'Das kommt ganz darauf an wie stark die Freundschaft oder eben die Liebe ist.'
'Was ist stärker die Freundschaft oder die Liebe?'
'Du meinst welches Gefühl durchsetzungsfähiger ist?'
'Genau.'
'Auf kurze Sicht gesehen die Liebe, auf Dauer eher die Freundschaft. Aber was von beiden stärker und wichtiger ist kann ich nicht sagen. Kommt das nicht auf jeden Menschen individuell an? Aufjedenfall sollte man beides in seinen Leben haben und sich nicht entscheiden müssen zwischen den Beiden.'
Das diese Worte ausgerechnet von mir kommen überrascht mich. Bin ich nicht diejenige die sich gegen die Liebe zu Fritz und für die Freundschaft zu meinen Vater entschieden hat?
'Stimmt.', Alex grinste zufrieden.
'Was lächelst du so glücklich?'
'Ich habe nur festgestellt, dass ich beides in mein Leben habe.' Er schaute zuerst auf seinen Ehering, dann zu Fritz und schlussendlich zu mir. Ich hätte niemals gedacht das Alex mich so sah, als einen guten Freund. Der Abschied fiel mir immer schwerer. Tatsächlich hatte ich in den einem Jahr, meine Kollegen sehr lieb gewonnen. Alex, Patrick, Karin, Amann, Dr. Tereza Sma und Fritz. Vorallem Fritz. Die Gedanken ohne ihn zu sein hatte ich verdrängt. Doch jetzt überraschten sie mich und brachten eine unendliche Trauer mit sich. Ich möchte unsere Diskussionen, unsere Streits, seine Sturköpfigkeit, seine Direktheit, seine Witzigkeit, seine Zärtlichkeit und sein Kampfgeist. Außerdem sein unglaublich süßes Lächeln, seine Haare die früh am Morgen total verwuschelt waren, seine braun grün gesprenkelten Augen in denen man so viele Gefühle ablesen konnte. Und das war nur ein kleiner Teil von dem was ich an ihm mochte oder sogar liebte. Doch wiedermal erinnerte mich mein Kopf daran, dass meine Liebe zu Fritz nichts an meiner Entscheidung änderte. Egal wie oft mein Herz zu diesen Mann "ja" schrie, niemals wird es die Oberhand gewinnen. Es geht einfach nicht. Mittlerweile sind wir im Kommissariat angekommen. 'So das war es für heute. Wir treffen uns morgen in aller Frische wieder.' Fritz stieg wortlos aus. Er hatte während der Fahrt kein einziges Wort gesagt. Es war so als ob Fritz ständig seine Gefühle und seine Denkweise über mich änderte.
Zuhause angekommen empfang mich, zu meiner Überraschung, kein Stefan. Etwas verwundert aber auch froh betratt ich meine Küche. War Stefan etwas weg? Mein Kühlschrank war bis auf wenige Joghurts leer. Also begnügte ich mich damit. Stefan brachte mich dazu eine unabsichtliche Diät zu machen. Da er einfach meine Lebensmittel weg aß, es aber nicht für nötig hielt einkaufen zugehen. Müde zog ich meine Klamotten aus und schleppte mich nach oben. Ich öffnete die Schlafzimmertür und war augenblicklich hell wach.

Josephine Klick - Allein unter CopsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt