Kapitel 40

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Vor mir, um genau zu sein auf meinem Bett, lag ein nackter Stefan. 'Naaaa.', versuchte er erotisch zu sagen. Für mich klang das eher wie eine Drohung. 'Komm her zu mir.' Kurz nachdem ich die Situation einigermaßen überblickt hatte, fand ich meine Sprache wieder. 'Was soll das?'
'Ich dachte wir machen uns einen schönen Abend.'
'Vergiss es.'
'Ach komm schon. Hab dich nicht so.'
'RAUS AUS MEINEM BETT! SOFORT!'
Er stand auf und hielt sich meine Bettdecke vor seine Kronjuwelen. Was wollte er damit bezwecken? Ich kannte alles an ihm auch die kleinen Dinge. 'Aber du warst doch so nett zu mir und ...'
'Nett hat nichts mit Liebe und Verliebtheit zu tun.'

'Bist du nicht in mich verliebt?'
'Nein.'
'Ich dachte wir  hätten uns wieder angenähert.'
'Tut mir leid. Da musst du was falsch verstanden haben.'
Traurig ging er aus meinen Schlafzimmer. Kurz danach betratt Stefan erneut den Raum und wollte mir meine Bettdecke wiedergeben. 'Lass nur ich habe noch eine Zweite.' Mir war unwohl bei dem Gedanken, dass die Decke Stefans bestes Stück berührt hatte und ich darin schlafen musste. Trotzdem tat er mir leid. Schließlich war ich an der ganzen Katastrophe schuld. Nach einiger Zeit schlief ich ein und fand mich auf einen Stuhl wieder. Erneut ein Hochzeitstraum? Nein diesmal klatschten Leute im Hintergrund und die hellen Scheinwerfer, die von der Studiodecke hingen, blendeten mich. Vor mir saß ein dünner großer Mann mit Brille und wenig Haaren. Es dauert etwas bis ich merkte, dass dies Günther Jauch war. 'So Frau Klick sie stehen bei 64.000 €. Sehen wir uns die nächste Frage an.' Die Scheinwerfer drehten sich bis sie schlussendlich wieder auf mich und Herrn Jauch zeigten. 'Wen liebt Josephine Klick wirklich obwohl sie ihn belogen und hintergangen hat?'
Was war das hier eine schlechte Kopie von Doctors Diary?
'A. Fritz Manro, B. Fritz Monro, C. Stefan oder D. Fritz Munro.' 
Selbstbewusst und ohne groß nachzudenken loggte ich D ein. 'Da muss ich Sie leider enttäuschen, die richtige Antwort wäre C gewesen.' Empört sprang ich auf und wollte Widerspruch einlegen. Das Publikum johlte. 'Das kann nicht sein.'
'Du hast dich für Stefan entschieden.' Seit wann war ich mit Günther Jauch per Du? 'Nein, das stimmt nicht.'
'Doch!' Das war Fritz der nun die Treppen hinunter ging und sich vor uns aufbaute. 'Fritz das ist alles ganz anderst gewesen. Ich hatte nichts mit Stefan.'
'Darum geht es mir schon lange nicht mehr. Du verschweigst mir die Wahrheit, ganz einfach gesagt du vertraust mir nicht. Unsere Beziehung und das was wir hatten ist dir nicht wichtig genug.'
Als ich gerade erklären wollte, sah er mich an und sagte:'Lass mich und meine Freunde in Ruhe. Josephine verschwinde!'
Und aufeinmal war Fritz weg. Verzweifelt suchte ich ihn, doch er war weg. Für immer. Kurz danach schreckte ich auf. Meine Lippen bebten und mir war schlecht. Könnte Fritz wirklich so denken oder war das nur mein schlechtes Gewissen? Ich spürte etwas Nasses an meinen Augen mit meiner Hand tastete ich danach, ess waren Tränen. Der kommende Abschied von Fritz war für mich und meine Psyche anscheinend ein Höllentrip. Entweder das oder ich sah zu oft Serien.
Überrascht wieder eingeschlafen zu sein, öffnete ich meine Augen. Die Sonne schien durch mein Fenster und es versproch ein wunderschöner Tag zu werden. Mein Gemütszustand war das komplette Gegenteil vom Wetter. Bald träumte ich womöglich noch von Karin, Alex, Patrick, Amann oder am schlimmsten von Stefan. Sein nackter Körper ging mir nach wie vor nicht aus dem Kopf. Aufmerksam horchte ich aber es waren keine Geräusche zu vernehmen. Also zog ich mich schnell an, ging in den Flur schnappte dort den Autoschlüssel und fuhr weg. Wenigstens ein peinlicher Moment blieb mir erspart.
Im Kommissariat wedelte Karin mit einer Tüte frischen Croissants. 'Woher weißt du es?'
'Frauen haben für so etwas ein Gespür.'
Nickend gab ich ihr recht in der Hoffnung Karin reichte mir die Tüte. 'Stopp.'
'Wieso?'
'Erst möchte ich die Geschichte hören!'
'Es gibt keine.'
'Gut, dann gibt es auch keine Croissants.'
'Das ist Erpressung.'
'Falsch das nennt man Klugheit.'
Kopfschüttelnd gab ich mich geschlagen und erzählte ihr alles. Karin war meine engste Vertraute geworden. Wie die Zeit ohne sie wohl werden würde?
Karin hörte einfach nur zu, stellte keine Fragen und bestätigte mich darin weiter zu reden indem sie dauernd nickte. Am Ende meiner Erzählung schwieg sie.
'Und?', fragte ich neugierig. Denn Karin's Meinung interessiert mich.
'Ich sage es nur ungern aber SPRICH MIT IHM.'
'Nicht so laut. Außerdem kam der Tipp schon gefühlte hundertmal von dir.'
'Ja, weil dies auch der einzig richtige Weg ist.'
'Wer sagt das?'
'Josephine, der leichtere Weg ist nicht immer der Schönere. Fühlst du dich wohl? Kannst du diese Entscheidung tragen ohne Probleme?'
'Nein. Aber mein Leben war nie einfach oder bequem.'
Wir schwiegen beide.
'Und Stefan lag wirklich nackt auf deinem Bett und wollte dich verführen?', kicherte Karin.
'Ja.', aufeinmal kam mir die Situation gar nicht mehr so schlimm vor.
'Mach dir nichts draus. Alle Männer halten sich für unwiderstehlich.'
'Das bezweifel ich. Aber davon mal abgesehen gibt es tatsächlich Männer die unwiderstehlich sind.'
'Redest du von jemand bestimmten?'
'Du hast nicht mit Stefan geschlafen, obwohl er sich extra nackt auf dein Bett trapiert hat?'
Nein, lass das nicht wahr sein. Sag nicht das Fritz alles mit angehört hat. Langsam drehte ich mich um und tatsächlich stand ein amüsierter Fritz hinter mir. Auch Karin konnte sich nicht mehr halten und lachte lauthals los. 'Findet ihr mein Elend lustig?'
'Du hast dir diesen Mann in's Haus geholt nicht wir.', konterte Fritz. Und beide lachten los. Ich genoss den Augenblick. Seit langem sah ich Fritz wieder glücklich und befreit. Ich wünschte nur, dass es für immer so bleiben könnte.
 

Josephine Klick - Allein unter CopsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt