Kapitel 43 - Teil 1

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Nachdenklich saßen wir alle im Kreis. Ehrlich gesagt kam ich mir vor wie in einer Selbsthilfegruppe, fehlte nur noch das einer von uns anfing über seine Probleme zu reden. Es verstrichen weitere 10 Minuten bevor mir endlich eine Lösung einfiel. 'Frau Thom hat uns angelogen.' Alle schauten auf. 'Inwiefern?'
'Sie meinte sie hätte kein Sportzimmer. Doch ich habe eins gefunden.'
'Wann das denn?', fragte Alex erschrocken.
'Als sie auf „Toilette" war.', antwortete Fritz.
'Na gut, wir könnten sie wegen dieser Sache auf das Revier bestellen. Und dann?'
'Das Einzige was bei uns Frauen hilft ist emotionaler Druck.', stellte Karin fest.
Also saß Janin Thom eine halbe Stunde später im Verhörraum mit Alex und Fritz. Doch die Beiden schafften es einfach nicht sie zu einen Geständnis zu bringen. 'Das wird so nichts, geh du.', Karin stupste mich an. Normalerweise hätte ich mich mit Händen und Füßen gewährt, doch im Moment wollte ich einfach nur weg und die Sache hinter mich bringen. Weg von Fritz, weg von Stefan, weg von den ganzen Sorgen und Problemen. Also stand ich auf, betrat den Raum und gab Alex und Fritz ein Zeichen das sie mich mit ihr alleine lassen sollten. 'Frau Thom Sie haben das Leben einer glücklichen Frau zerstört. Sie hatte so viele Pläne und Ziele mit ihren Mann. Wissen Sie überhaupt was es bedeutet zu lieben? Und wie weh es tut wenn man weiß dass man diesen geliebten Menschen nie wieder nah sein kann. Dieses unglaubliche Gefühl ihn zu umarmen, ihn zu riechen, seine Lippen zu schmecken und neben ihn jeden Morgen wach zu werden.', waren das tatsächlich meine Worte? Doch noch immer schwieg Frau Thom, deswegen gab es jetzt nur noch eine Lösung. 'Seine Frau ist schwanger.', das war eine dreiste Lüge aber langsam schien auch Janin Thom aufzugehen was sie getan hatte. 'Ich habe ihn nicht umgebracht. Das war Jutta.' Tränen liefen über ihr Gesicht. 'Erzählen Sie mir was geschehen ist.'
'Er hatte was mit meiner Tochter gehabt. Die Beziehung lief nicht immer perfekt, häufig stritten sie sich. Es wurde mit der Zeit immer schlimmer, doch keiner von ihrem Umfeld bekam etwas mit. Nicht mal ich, denn niemals zeigten sie ihre Wut auf den anderen öffentlich. Eines Tages hatten sie, so wie ich später erfuhr, einen Streit der an Heftigkeit nicht zu überbieten war. Meine Tochter ist aus dem Haus gerannt zu ihrer Lieblingsbrücke, ganz in der Nähe. Ihr muss der Talisman mit dem sie oft spielte, aus der Hand gefallen sein. Anscheinend wollte sie ihn retten kletterte über die Brüstung rutschte aus, schlug sich den Kopf an und fiel in das Wasser. Wenig später fand man sie angespült an einen Ufer, sie war ertrunken. Den Talisman stellte die Polizei auf dem Geländer hinter der Brüstung sicher. Doch noch lange nach ihren Tot stritten sich unsere Familie und Freunde. Die einen waren der Meinung dass Martin an ihren Tod schuld war, andere wiederum meinten dass meine Tochter selbst die Schuld trug. Es gab sogar Gerüchte das er sie umgebracht hatte. Mich interssierte das ganze Gerede nicht und Glauben schenkte ich keiner Geschichte. Meine einzige Tochter war tot und damit musste ich weiterleben. Doch Jutta, die mein Kind seit klein auf kannte, steigerte sich in die Sache hinein. Sie wollte ein Geständnis von ihm, doch er schwieg weiterhin. Sie rief ihn jeden Tag und Nacht an, so ging das eine Weile bis wir weg zogen. Das alles tat uns viel zu sehr weh, mit der Zeit brach schlussendlich auch der Kontakt ab.'
'Also war er damals nicht zum strippen da?'
'Doch für die Anderen aus unserer Gruppe schon, aber Jutta hat sich ihn jedes Mal danach geschnappt um mit Martin zu reden.'
'Und wie kam es nun zu den Mord?'
'Nach fast 2 Jahren rief sie wieder an und war total aufgelöst. Martin sei tot aber sie könne nichts dafür, ich begriff anfangs nicht was dass alles sollte. Also fuhr ich zu Martins Wohnung wo sie sich angeblich aufhielt. Dort angekommen lag Martin blutend am Boden und Jutta saß verzweifelt daneben. Nicht einmal aufgeräumt hatte sie und das ist wirklich untypisch. Irgendwie hat Jutta mitbekommen das Martin geheiratet hat und glücklich mit seiner Frau zusammenlebte. Diesen Gedanken ertrug sie nicht also fuhr Jutta zu seinem Haus und wollte erneut ein Geständnis, doch dabei muss es zu einen Handgemenge gekommen sein und er ist unglücklich gestürzt. Wir haben zuerst das Chaos beseitigt und dann überlegt wie es weitergehen soll. Meiner Meinung nach war die Polizei die beste Lösung doch Jutta hatte eine andere Idee. Wir sollten es wie ein Selbstmord aussehen lassen, damit jeder denkt dass er sich aus schlechtem Gewissen umgebracht hatte. Ich habe nicht groß nachgedacht und so gehandelt wie sie es mir gesagt hat.'
'Ich nehme an das Frau Klein saubergemacht hat und sie haben in der Zeit Martin auf den Baum befördert, mit Hilfe eines Flaschenzuges?' Sie nickte. 'Und dabei soll sie keiner gesehen haben?'
'Nein wir wohnten mal in der Siedlung wir wussten ganz genau wann die Bewohner schlafen gehen. Es tut mir so leid, dass alles hätte nicht passieren dürfen.'
Alex kam herein und führte sie ab.
Ein paar Minuten später waren wir wieder alle im Büro versammelt. 'Frau Klein wurde gerade festgenommen und hat die Aussage ihrer Freundin bestätigt.' Obwohl der Fall gelöst wurden war, wirkte keiner fröhlich. Denn nun kam das was alle solange gescheut hatten: der Abschied. Langsam erwachte ich aus meiner Starre und packte meine übrig gebliebenen Sachen zusammen. Karin stand als Erste auf und umarmte mich, danach folgte Alex, dann Patrick und schlussendlich Fritz. Unschlüssig standen wir voreinander bevor er mich einfach in den Arm nahm. Ich roch seinen Duft und spürte seine starken Arme, die mich umschlossen und gefangen hielten. Doch damit war es ein für alle Mal vorbei. 'Wo ist Armann?', fiel mir ein nachdem Fritz mich losgelassen hatte. 'Der arbeitet seit heute nicht mehr hier.' Alle starrten Alex an. 'Bedeutet das etwa..', setzte Patrick an. 'Genau ich bin der neue Chef.' Von uns allen wurde er herzlich beglückwünscht, auch Fritz der anfangs nicht begeistert war, gratulierte seinen Freund. Um nicht zu weinen und um die Situation etwas aufzulockern sagte ich: 'Schade dann kann ich dich gar nicht mehr als Boss erleben. Das wäre bestimmt lustig geworden.' Alle nickten einstimmig. Ich wollte gerade aufbrechen da hielt mich Karin zurück. 'Wir haben noch was für dich.' Sie gab mir eine kleine silberne Schachtel, gespannt machte ich sie auf. Es war ein kleines Medaillon. Auf der einen Seite befand sich Berlin, während auf der anderen Seite Bielefeld stand. Ein besseres Geschenk gab es wohl nicht, denn im Moment war mein Herz wirklich in zwei Teile geteilt. Der eine Teil liebte Berlin und der andere Bielefeld. 'Danke.' Nun drehte ich mich um und ging endgültig, weinen konnte ich Zuhause aber auf keinen Fall vor meinen Kollegen. Oder besser gesagt Ex-Kollegen.

Josephine Klick - Allein unter CopsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt