23.

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Mit trockenem Mund und höllischen Kopfschmerzen erwachte ich. Mein Körper schien in Flammen zu stehen und sehen, konnte ich nur helle Flecken. Mein Kopf funktionierte nur langsam und blinzelnd fragte ich mich, ob es vielleicht doch schon mit mir zu Ende war. Dumpfe Geräusche drängten sich an meine Ohren. Sehr langsam wurde meine Sicht klarer, auch wenn sie selbst auf ihrem Höhepunkt immer noch verschwommen war. Anscheinend hatte ich meine Brille nicht auf. Irritiert und orientierungslos sah ich mich um.

Ich lag. Alles um mich herum war weiß. Eckige Geräte zierten den Raum. Einige hatten schwarze, ich vermutete, Bildschirme mir leuchtenden Linien. Genaueres konnte ich nicht erkennen. Dafür sah ich zu schlecht. Selbst das bisschen, was ich sah, war leicht verschwommen und schien an den Rändern ineinander zu fließen.

„Er ... holt ... sofort!", hörte ich die aufgeregte  Stimme eines Mannes. Mehr verstand ich nicht. Eine Gestalt beugte sich über mich und leuchtete mir mit etwas in die Augen. Ich drehte meinen Kopf zur Seite und blinzelte. Die Gestalt richtete sich wieder auf und verschwand aus meinem Sichtfeld.

Die nächsten paar Minuten bekam ich kaum etwas mit. Meinen Körper konnte ich nur schwer bewegen. Kraftlose Anhängsel, welche im Moment keinen Nutzen erfüllten - auch Gliedmaßen genannt.

Nach einiger Zeit wurde ich mit dem Bett weggeschoben. Am Anfang fragte ich mich, wie so etwas möglich war, doch dann fiel mir ganz schnell wieder ein, dass es sowas wie fahrende Betten ja im Krankenhaus gibt. Wahrscheinlich lag ich auf eben so einem Bett. Ein beißender Geruch stieg mir in die Nase und ich fragte mich, ob ich nicht tatsächlich in einem Krankenhaus gelandet war. Doch irgendwie fühlte es sich nicht an wie ein Krankenhaus.

Schmale Lichtstreifen striffen in regelmäßigen Abständen über mir vorbei. Eine monoton einschläfernde Sache.  Meine Augenlieder wurden immer schwerer.

Ich fühlte mich furchtbar. Leer und ausgelaugt. Wie wenn mir etwas fehlen würde. Etwas, dass mir einmal sehr viel bedeutet hatte. Etwas, das ich um keinen Preis der Welt hätte freiwillig hergegeben. Nur mein Kopf wollte mir nicht sagen was. Ein stechender Schmerz durchzuckte meine Brust und ich merkte wie mir heiße Tränen seitlich meinen Kopf hinabrannen. Alles in mir schien zu brechen. Wie wenn ein prächtiges Gebäude zusammenbrach, das nur fiel, weil man ihm einige Säulen entfernt hatte, welche für den Zusammenhalt des Hauses unentbehrlich gewesen waren. Meine innere Leere schien mich aufzufressen und breitet sich so schnell in meinem Körper aus, dass dieser nicht einmal fähig war, eine Abwehr zu bilden.

Und doch drang kein einziger Ton aus meiner Kehle. Alles war still. Nur die Räder des Bettes, auf bereits geschundenen Fließen, und die Schritte der Schiebenden waren zu hören. Alleine mit mir selbst schloss ich meine Augen und trieb in etwas, das weder Schlaf noch Tagtraum war. Eines wusste ich jedoch genau, angenehm würde es nicht sein...

Schwer atmend schlug ich die Augen auf. Ich lag immer noch in diesem Krankenhausbett, in dem ich auch schon zuvor gelegen hatte. Immer noch sah ich nur verschwommen, doch mein Kopf war nun wesentlich klarer. Sogar ein wenig Kraft war in meinen Körper wiedergehehrt. Eine zarte Melodie begann in meinem Kopf gestalt anzunehmen. Woher diese auf einmal kam, blieb mir ein Rätsel, doch sie war so traurig, dass mir erneut die Tränen kamen. Kennt ihr zufällig Pan's Labyrinth? Wenn ja, kenn ihr sicherlich auch den Theme song (https://www.youtube.com/watch?v=qzZgNKJxmgs). Eine traurige Melodie. Wie eine Endlosschleife wiederholten sich die Töne in meinem Kopf. Unaufhaltsam liefen mir die Tränen aus den Augen.

Wieso machte es mir auf einmal so viel aus alleine zu sein? Es traf mich erst, als ich mich ein wenig im Raum umgeblickt hatte und in einer der Glaswände mein Spiegelbild erblickte.

Weil ich bisher noch nie wirklich alleine gewesen war.

Immer war irgendjemand da gewesen. Und selbst wenn nicht, gab es eine Sache, auf die ich mich immer hatte verlassen können. Eine Sache, die, so nervig sie auch manchmal sein konnte, mir immer zur Seite stand, egal, was passierte. Ihn jetzt nicht in meiner Nähe zu spüren, in so einer Situation, war das schlimmste, was mir hätte passieren können. Meine Haut juckte und kratzte wie verrückt. Igitt. Ich war schmutzig. Mich selbst widerte ich im Moment am meisten an.

Hidden - Insidious Friend (Creepypasta FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt