16.

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Ich hatte Glück gehabt. Denn wenn diese Woche nicht frei gewesen wäre, wäre ich wohl kaum in die Schule gegangen. Nicht nur Schlafmangel – was eigentlich ein Normalzustand war – sondern auch seltsame Ereignisse bis zum Umfallen. Außerdem hätte die Party für Elisabetha wohl kaum mitten in der Woche stattgefunden, wenn wir am nächsten Tag Schule gehabt hätten. Am liebsten hätte ich mich davor gedrückt, aber Roxana hatte am Ende das letzte Wort.

Ein wenig unsicher, wartete ich in Roxis Wohnzimmer. Es war sehr später Nachmittag und die Sonne stand bereits tief. In grob einer halben Stunde würde die Feier beginnen, aber meine Freundin schien immer noch nicht bereit. Während ich auf der Couch wartete, schaute ich mich ein wenig im Zimmer um. Die Eltern meiner Freundin waren für die nächsten zwei Tage nicht da, irgendwelche Probleme mit irgendwelchen Verwandten, hatten sie dazu gezwungen, die Stadt für drei Tage zu verlassen. Genaueres, wusste ich nicht. Interessierte mich auch nicht.

Irgendwann interessierten mich die weißen Wände und hölzernen Möbel nicht mehr und mein Blick fiel auf das Wasserglas, welches Roxana für mich auf den Couchtisch gestellt hatte. Das Wasser war klar und ruhig. Ich begann ins Narrenkästchen zu starren und langsam drifteten meine Gedanken ab.

Die letzten beiden Tage, also Montag und Dienstag, waren nicht sonderlich spannend gewesen. Hauptsächlich bin ich vor dem Computer oder der Playstation gesessen und hab gespielt. Verschiedenste Dinge. Es begann mit Shootern und endete bei irgendwelchen RPGs(Role-Play Games). Die Spiele hatten mir geholfen, nicht mehr über das nachzudenken, was ich in meinen Albträumen – welche sich nicht auf diese eine Nacht beschränkten – gesehen hatte. Die einzigen wirklich beunruhigenden Momente, waren die, als wieder einmal einer dieser schwarzen Geister auftauchte. Beruhigend deswegen, weil es mir zeigte, dass sich einige Dinge doch nicht änderten, egal wie unangenehm sie waren. Ich habe nicht mit ihm gesprochen, aber unheimlich war es trotzdem. Das schlimmste an der Sache: In letzter Zeit tauchen sie nicht mehr nur mehr im Dorf, oder auf dem etwas abgelegnem Friedhof auf, sondern auch auf dem Grundstück meiner Familie. Das letzte Mal, als einer von denen auftauchte, stand er in meinem Zimmer. Ich habe ihn geradezu blöd nach seinem Namen gefragt, und der Geist hatte mich zerfressen und traurig angestarrt. Anschließend hatte Second ihn zur Hölle gejagt und mich noch einmal daran erinnert, dass diese 'Geister' definitiv nicht zu den Guten gehören.

Ein kühler Schauer lief mir den Rücken hinab und ich verdrängte die Erinnerungen an diese kaputte Gestalt. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt für solche Gedanken. In weniger als einer Stunde sollte eine Geburtstagsfeier stattfinden, bei der wahrscheinlich alles aus dem Ruder laufen wird. Nicht, weil Elisabetha so unverantwortlich war, sondern weil Menschen wie Stephan und Ed ihre Feier geplant, und eigentlich keine Ahnung von sowas, hatten. Ok, ich war auch dabei gewesen, aber von mir kamen maximal Einfälle wie Süßkram, Chips und Getränke. Ich war nicht sehr innovativ, wenn es um solche Dinge ging. Das letzte, was ich noch mitbekommen hatte, war, dass ein Bekannter von Stephan irgendwelchen Alkohol besorgt haben soll und da auch etwas ältere Jugendliche anwesend waren, durfte der nicht fehlen.

Eine ungute Vorahnung machte sich in meinem Magen breit. Es schien als hätte er sich in den letzten Sekunden mit Steinen gefüllt. Ich atmete einmal tief durch und stand dann auf. Wie lange brauchten Mädchen eigentlich um sich fertig zu machen. Natürlich, sie hatte gesagt, dass sie sich zusätzlich noch schnell duschen wollte, aber das war vor zwei ganzen Stunden gewesen...

Etwas irritiert, verließ ich das Wohnzimmer und ging einen abgedunkelten Gang entlang. An der Decke hingen flache, matte Lampen. Nichts für meinen Geschmack, aber ich musste ja auch nicht hier leben. Mit den Augen auf den Boden gerichtet, schlenderte ich weiter durch den Gang, bis ich an einer Tür ankam, unter der ein schmaler Lichtstreifen hervorlugte.

„Hey, Roxi ... bist du dann bald fertig? Du weißt, dass wir noch eine grobe halbe Stunde haben, bis wir dort sein sollten und ... nun ja ... Ich will dich ja nicht hetzen, aber ... wir brauchen eine grobe halbe Stunde dort hin.", sagte ich und hoffte, dass sie mich hörte.

Hidden - Insidious Friend (Creepypasta FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt