Liebe Grüße aus dem Theater,
ZeroHopes
___Das erste, was ich machte, als ich in meinem Zimmer war, hinter mir die Tür zugemacht und alle Fenster nochmal überprüft hatte, war mein Handy herauszuholen und Linas Nummer zu wählen.
Tut ... Tut ... Tut...
„Ja?", meldete sich Lina, welche offensichtlich geschlafen hatte.
„Lina, ich habe mich entschieden: ich erzähl dir alles." Auf meiner Zunge konnte ich den Geschmack von bitterer Galle ausmachen. Schwer schluckte ich und versuchte das gerade eben geschehene auszublenden, auch wenn mich momentan eine Menge Fragen quälten.
Mit einem Mal schien Lina hellwach zu sein. Im Hintergrund konnte ich das rascheln der Bettdecke und eine leise Stimme ausmachen. „Einen Moment...", konnte ich sie murmeln hören. Jack schien es wohl nicht zu gefallen, dass sie sich so ausgiebig bewegte.
„Wieso schläft er eigentlich schon?" Die Frage kam aus meinem Mund, ohne, dass ich richtig nachgedacht hatte. Ein mattes Lachen von der anderen Seite der Leitung. „Ach, weißt du ... hier ist es am Ende doch recht unheimlich bei Nacht und daran gewöhnt man sich nie. Jack bleibt für gewöhnlich nur, bis ich eingeschlafen bin, aber anscheinend hat es ihn heute selbst erwischt." Ein weiteres gedämpftes Lachen drang aus ihrer Kehle und vor meinem inneren Auge konnte ich förmlich sehen, wie sie im Bett saß und ihrem Freund mit einer Hand durch die Haare fuhr. Schnell schob ich den Gedanken beiseite und konzentrierte mich auf das bevorstehende. Ich hatte nicht vor ihr von wirklich alles zu erzählen, auch wenn ich das gesagt hatte, denn mein „alles" bezog sich auf die Informationen ich dort unten gefunden hatte und nicht auf das, was ich erlebt hatte.
Noch einmal atmete ich tief durch, dann begann ich, „Also, ich werde einfach mal mit Nummer 17 anfangen ... Ihre Fähigkeit, wie sie bereits sagte, geht von der Kontrolle der Emotionen, bis hin zur vollkommenen Persönlichkeitsumschreibung, was du wahrscheinlich jedoch nicht weißt, ist ihr vollständiger Name ... und bitte, bleib ruhig und hör dir erst einmal an, was ich zu sagen habe. Mit vollem Namen heißt sie Evelyn Miceals, zumindest steht das in allen Dokumenten, in denen sie unterschrieben hat. Doch nachdem ich ein paar der Ordner durchgesehen habe, habe ich auch noch einen anderen Namen gefunden, nun ja, eigentlich ihre Geburtsnamen, auf ihrer Geburtsurkunde..."
„Und?"
„Evelyn Spin..." Ich zögerte. Wartete ein wenig um Lina Zeit etwas zu geben darüber nachzudenken. Persönlich war ich ja aus allen Wolken gefallen, als ich las, dass Nummer 17 genau den gleichen Nachnamen hatte, wie meine verhasste Ex-Psychologin. „Aber da ist noch mehr ... Du erinnerst dich doch sicher daran, wie dich dein Vater ins Programm geholt hat, oder? Also ich weiß ja nicht, wies bei dir war, aber ich erinnere mich noch, dass die erste Person, welche mich begrüßt hatte, eine großgewachsene, hübsche, blonde Frau war ... ich hatte das vergessen, doch als ich mich so durch die Akten gewühlt habe, ist es mir wieder eingefallen." Eine weitere kurze Pause. „Ich nehme an, dass du etwas Zeit für dich brauchst. Ich hätte zwar noch etwas, aber-"
„Nein! Bitte, erzähl weiter. 17 ... Evelyn hat für mich nichts mit Dr. Spin zu tun. Sie hat auf uns aufgepasst und nicht uns ausgenutzt. Sie ist selbst Opfer ihrer Familie geworden." Ich schloss die Augen, atmete noch einmal tief durch und sagte, „Spin ist auch unser geringstes Problem ... denn sie ist nur eine sehr kleine und unbedeutende Instanz in einer Organisation, welche sich über den gesamten Globus erstreckt."
„Wie bitte?"
„Ja, das dort unten ist nur eines von vielen Laboren, auch wenn mir versichert wurde, dass das was Dr. Spin und ihr Team gemacht haben gegen die eigentlichen Vorschriften verstößt und somit das ganze Konsequenzen haben wird."
„Warte, warte ... einen Moment, ich stell dich auf Lautsprecher ... ok, du hast gesagt, dass dir das ‚versichert wurde', von wem?"
„Ähm ... Ich kenne ihren richtigen Namen nicht, doch sie hat sich noch relativ jung angehört. Ich habe sie nach dieser Organisation gefragt, doch sie hat abgebloggt. Sie hat nur gemeint, dass ich mir darum keine Gedanken machen sollte, dann hat sie mich gebeten ihr alles zu erzählen..."
„Und hast du ihr alles erzählt?", diesmal sprach Jack.
„Fast ... ich habe ihr von der Einrichtung erzählt, aber weder wer ich bin, noch, dass auch ihr darin involviert wart. Auf jeden Fall hat sie gemeint, dass sie sich darum kümmern werde, dass das die richtigen Leute erfahren und hat mich gebeten mir ihr in Kontakt zu bleiben."
Stille.
Nichts.
„Du hast ihre Nummer...?", Jacks Stimme bekam einen undeutbaren Klang, welcher mich erschaudern ließ. Ich nickte. Dann fiel mir jedoch wieder ein, dass er mich nicht sehen konnte. Schnell antwortete ich mit einem knappen „Ja". Schweigen legte sich zwischen uns. Die Sekunden vergingen, obwohl sie sich eher wie Stunden anfühlten. Dann fiel mir noch etwas ein. „Ach ja, da war noch etwas, eine Stimme im Hintergrund. Sie hat irgendwas von ‚Geed' oder ‚Greed' gerufen. Ich weiß zwar nicht, was das bedeuten soll, oder was Gier damit zu tun hat, aber vielleicht hilft es."
„Greed...", wiederholte Jack langsam, auch wenn es eher klang, als würde er den Namen ausspucken. „Ich glaub ich habe die Lösung."
„Und die wäre?", die Frage kam von Lina.
„Ich kenn da jemanden, der mir mal von einem anderen namens Greed erzählt hat ... vielleicht weiß die Person ja mehr. Morgen werde ich sie anrufen, dann sehen wir weiter ... und was deinen Kontakt zu dieser Frau angeht, melde dich vorerst mal nicht bei ihr, wer weiß, was sie wirklich will ... Hast du sonst noch etwas herausgefunden?" Zögerlich ließ ich meinen Bick durch mein Zimmer wandern. Den Rest würde ich für mich behalten. Zumindest vorerst. „Nein."
„Na dann, ", sagte Lina, „gute Nacht und ruh dich noch etwas aus."
„Mach ich. Dir auch ... und Lina, glaubst du, dass das aufhört?" Meine Stimme hatte einen zittrigen Klang, welchen ich jedoch versuchte so gut es ging zu unterdrücken.
„Aiden, du weißt, dass wir immer in der Nähe sind, wir werden das schaffen. Alle gemeinsam! Du, Evelyn, ich ... wir kommen da wieder raus. Und wenn das geschafft ist, dann müssen wir uns darum nie wieder Sorgen mehr machen."
„Hoffnung ist eine schöne Erinnerung an die Zukunft.", warf Jack ein.
„Von wem ist das? Das kommt sicher nicht von dir...", sagte Lina skeptisch.
„Gabriel Marcel", antwortete ihr Freund. Ein lächeln schlich sich auf meine Züge und die Dunkelheit des Raumes schien nicht mehr so bedrohlich.
„Danke Lina, und dir auch Jack. Nacht.", verabschiedete ich mich.
„Ja, gute Nacht Aiden. Vergiss nicht, du bist nicht allein." Mit diesem Satz legte Lina auf. Ich war mir nicht ganz sicher, ob sie mit letzterem sich selbst und Evelyn, oder Second gemeint hatte, doch ich beschloss es einfach hinzunehmen.
Noch mehrere Minuten, saß ich da und dachte nach. Beobachtete die Schatten, welche sich im Raum wie Diebe an die Wände drückten. Jetzt, da Nummer 5 nicht mehr lebte, war die Dunkelheit nur mehr halb so unheimlich, auch wenn sich noch ein gewisser Jemand gerne in fremde Zimmer schlich und diese verschmutzte. Irgendwann entledigte ich mich dann doch meiner Kleidung und wechselte zu meinem Pyjama. Mit einem dumpfen „Poff" ließ ich mich aufs Bett fallen und deckte mich zu.
Viel zu vielen Fragen schwirrten mir im Kopf umher. Und mit der Gewissheit, dass Second bei mir war, fiel ich in einen unruhigen Schlaf mit grauenhaften Albträumen, welche mir am folgenden Morgen unheimlich leer erschienen.
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Hidden - Insidious Friend (Creepypasta FF)
FanfictionIch konnte ihre Blicke in meinem Rücken spüren. Wie sie nach etwas lechzen, und doch nicht wussten, wonach sie greifen sollten. Gründe, mich mobben zu können, gab es genug. Doch es traute sich niemand. Sie hatten alle Angst. Das konnte ich in der Sp...