„Er ist mindestens ebenso verrückt wie wir alle. Mit Geistern spricht er ja schon." Jeffs Grinsen wirkte mit einem Mal größer. Durch die Spigelung im Glas der Fensterscheibe, beobachtete ich, wie Second ihm ein Glas gegen die Brust schleuderte, woraufhin dieser vor Schmerzen nach vorne bäugte. Ich unterdrückte ein selbstgerechtes Lächeln.
„Na, na Second.", tadelte ich ihn, auch wenn es mehr wie ein Lob, als eine Zurechtweisung klang. Jeff knurrte was und Lina versuchte die Situation zu entschärfen.
„Wieso hast du eigentlich die Glühbirne und das Glas zerstpringen lassen? Ein einfacher Stoß hätte es auch getan.", meine Stimme klang abwesend. Immer noch starrte ich aus dem Fenster, der immer größer werdenden Figur entgegen. Ein leichter Windstoß bließ mir meine Haare ins Gesicht. Ein wenig beleidigt meldete sich mein alter Freund bei mir.
„Hör auf dir so billige Ausreden auszudenken, das kannst selbst du besser..." Angewiedert verzog ich das Gesicht, als er erneut dieselbe Argumentation verwendete. Stumm schüttelte ich den Kopf.
„Second ... Du meinst das Teil, das dir als Kind angst gemacht hat?" Die Ungläubigkeit in Jacksons Stimme war unüberhörbar.
„Bleib ruhig!", befahl ich meinem unsichtbaren Begleiter, als ich merkte, wie dieser ärgerlich nach etwas Schmeißbarem suchte. Wie ein ertapptes Kind umringte er mich mit einer schwachen Wärme. Den Kopf schüttelnd wandte ich mich an Jackson, „Wenn du nicht willst, dass er dir was tut, und dazu ist er durchaus in der Lage, dann solltest du solche Aussagen besser vermeiden."
„Was für eine interessante Art von Freund.", kicherte der Clown neben mir. Seine Augen bekamen ein seltsames Funkeln. „Dein Freund ist nicht zufällig eine gespaltene Persönlichkeit, oder?" Mir gefiel nicht, wie er das Wort „Freund" bethonte. Ich schüttelte den Kopf erneut. Nein, Second war kein ehemaliger Teil von mir, er war, eigenständiger und hatte durchaus mal ein eigenes Leben besessen. Zumindest, wenn man den Akten glauben schenken durfte.
Nummer 17 kam immer näher. Mittlerweile konnte ich sie sogar bereits erkennen. Und sie zog etwas hinter sich her. Was war das? Ein Koffer?
„Das heißt er hat durchaus mal einen eigenen Körper besessen, nicht wahr?", die Frage kam von Eyeless Jack, welcher sich auf eine geradezu groteske Art und Weise zu mir umgedreht hatte. Ich blickte über die Schulter. Alle starrten mich an. Das war mir unangenehm. Um ehrlich zu sein, hatte ich nicht vor ihm die Frage zu beantworten. Es hatte keinen wirklichen Grund, wieso ich es nicht tat. In meinen Augen, war Second jedoch jemand, oder etwas, das nur mir gehörte und mich, so blöd es sich auch anhören mochte, komplettierte.
„Lina, hab ich dir Second nicht eh schon mal vorgestellt? Damals, als wir noch kleiner waren..." Ich selbst wusste nicht einmal, wieso ich diese Frage stellte. Sie war nicht wichtig, geradezu belanglos. Lina überlegte kurz. „Nein, ich glaube nicht. Du hast nur gemeint, dass es da etwas gäbe, dass dich nicht loslässt." Erneut nickte ich.
Dann klingelte es auch schon an der Tür. Leicht zuckte ich zusammen. Ich hatte nicht erwartet, dass sie so schnell sein würde. Für einen Moment war alles still. Irgendwann riss ich mich aus meinen Gedanken und ging zur Tür. Keiner der ungebetenen Gäste machte Anstalten mich aufzuhalten. Second noch einmal zur ruhe ermahnend, öffnete ich die Eingangstür und blickte in die Goldenen Augen von Nummer 17. Ein breites Lächeln trat auf ihre Züge und mit einem Lachen in der Stimme rief sie begeistert „Aideeeen!". Schnell hob ich die Hände vor die Brust und wich zurück, als sie mit offenen Armen auf mich zutrat. „Oh, ja ... stimmt. Sorry.", sagte sie und wirkte ein wenig zerknirscht. Für eine 21-jährige war sie aber so gar nicht erwachsen. Ich lächelte leicht schief und ließ die Hände wieder an meine Seiten hinabwandern. „Kein Problem.", meinte ich und blickte seitlich an ihr vorbei, auf die beiden Koffer.
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Hidden - Insidious Friend (Creepypasta FF)
FanfictionIch konnte ihre Blicke in meinem Rücken spüren. Wie sie nach etwas lechzen, und doch nicht wussten, wonach sie greifen sollten. Gründe, mich mobben zu können, gab es genug. Doch es traute sich niemand. Sie hatten alle Angst. Das konnte ich in der Sp...