„Aiden! Aiden, ist alles in Ordnung? Komm schon, mach auf, oder sag zumindest irgendetwas!" Ich konnte einen Hauch von Panik in Jacksons Stimme mitschwingen hören, während er erfolglos gegen die Tür hämmerte. Es wunderte mich, dass mein Bruder nun auch schon begonnen hatte, mich mit diesem Namen anzusprechen, doch wenn er es nicht lassen konnte, wieso nicht?
„Das hat keinen Sinn..." Jeff klang sichtlich genervt und Lina versuchte es rational. „Bitte Aiden, mach auf, was auch immer ist, lass uns drüber reden, es wird schon eine Lösung geben." Eine Lösung? Natürlich würde es eine Lösung geben, doch ich wollte keine. Für all meine Probleme, wollte ich im Moment keine Lösung. Ich wollte darin vergehen. Und zumindest, wenn auch nur für kurze Zeit, mich selbst bemitleiden, auch wenn es nur für ein paar Minuten war, danach würd ich eh wieder in die Rolle von Aiden Kwon zu schlüpfen müssen.
Das Wasser rann mir warm über den Kopf und die Überschüssige schwarze Farbe war schon seit einer Stunde herausgewaschen. Meine Brille hatte ich immer noch auf und die Kleidung, welche ich nicht abgelegt hatte, war klatschnass. Meine Beine an mich drückend und den Kopf auf die Knie gelegt, saß ich da und ließ das Wasser einfach laufen. Über meine Haare, den Nacken hinab, unter meine Kleidung. Second versuchte mit verschiedensten Methoden mich zum Aufstehen zu bewegen, damit nicht noch einer der Vollidioten vor der Tür auf die Idee kam sie einzuschlagen, doch ich wollte nicht. Ich wusste, was ich als nächstes tun würde. Als erstes musste ich mein Kindermädchen loswerden, und wenn möglich nicht auf Jackson-Art, denn das würde sie nicht lange überleben. Ich würde sie kündigen müssen. Darüber würde ich mir jedoch erst wieder Gedanken machen, wenn ich hier raus war, vorausgesetzt ich kam hier überhaupt irgendwann wieder raus...
Das zweite Problem, welches es zu „lösen" galt, war Roxana. Nur ungern hätte ich, dass jedes Mal, wenn sie mit mir konfrontiert werden würde, eine Szene in ihrem Kopf aufpoppte, in der ich mit einem anderen Typen schlief. Mir wurde schlecht und ich würgte wieder. Ich spuckte zur Seite und hoffte, dass der Gallegeschmack aus meinem Mund verschwinden würde.
Problem Nummer drei war meine momentane Situation als „Nummer 96". Von was ich noch keinem erzählt hatte, waren die Akten, welche ich gefunden und während einer stillen Minute durchstöbert hatte – wobei die stille Minute so aussah, dass ich mich in einem Raum einschloss und hoffte, dass das Ding vor der Tür nicht durchbrechen würde ... Wie auch immer, ich war auf Informationen gestoßen, wofür die dort draußen, vor der Badezimmertür, mit Sicherheit noch mehr Unschuldige töten würden, als ohnehin schon. Informationen, welche das gesamte Spiel, welches hier betrieben wurde auf eine ganz neue Ebene anhoben...
Nummer vier auf meiner Problemliste war simpel und einfach mein Bruder. Ich wusste nicht, was ich mit ihn anfangen sollte, und ich hatte auch nicht vor mich mit ihm zu versöhnen, zumindest noch nicht.
Und das letzte Problem, zumindest für den Moment, war das offensichtlichste, welches auch meine nun Ex-Freundin zum Heulen und mich schon mehrere Male fast zum kotzen, gebracht hatte: Jeff. Was ich mit dem anfangen sollte, war eine Frage, welche nicht einmal die Toten hätten klären können. Ich glaube die einfachste Lösung wäre es ihm aus dem Weg zu gehen und diese „Angelegenheit" vorerst auf sich beruhen zu lassen.
Mit einem Mal stoppte das Hämmern. Leises Geflüster vor der Tür. Dann schritte, welche sich vom Badezimmer entfernten. Na endlich, dachte ich mir im Stillen und schloss die Augen. Noch ein wenig fester zog ich meine Beine an mich heran. Auf einmal war ich allein. Nur Second war noch an meiner Seite, aber das half nicht. Ein leichter Luftzug striff meine Wange.
„Lass das...", murmelte ich und gab Second somit deutlich zu verstehen, dass es keine positiven Effekte haben würde. Zum Glück schien er dies verstanden zu haben. Ein leises Klicken an der Tür in der gegenüberliegenden Wand, ließ mich zusammenzucken. Das fahle Mondlicht, war das einzige, was den Raum ein wenig erhellte, wie spät es genau war, wusste ich nicht. Mit angespannten Muskeln blickte ich die Tür an. Mein Herzschlag wurde schneller, als ich hörte, wie die Türschnalle nach unten gedrückt wurde. Mit einem Mal war das Wasser nicht mehr so angenehm. Es war eiskalt geworden und schien auf meiner Haut zu schmerzen. Dann öffnete sich die Tür, und eine menschliche Figur schlüpfte durch den schmalen Spalt, den sie geöffnet hatte, in den Raum. Ich gefror und Second, welcher meine Anspannung durchaus spürte, rempelte den Fremden kurzerhand mit voller Wucht gegen die Wand. Erst, als dieser, mehr vor Überraschung als vor Schmerz, aufschrie, erkannte ich meinen Bruder.
DU LIEST GERADE
Hidden - Insidious Friend (Creepypasta FF)
FanficIch konnte ihre Blicke in meinem Rücken spüren. Wie sie nach etwas lechzen, und doch nicht wussten, wonach sie greifen sollten. Gründe, mich mobben zu können, gab es genug. Doch es traute sich niemand. Sie hatten alle Angst. Das konnte ich in der Sp...