Als ich aufwachte, lag ich in meinem Bett. Alleine. Unbekleidet. Und vollkommen verstört. Ein kühler Luftzug glitt durch mein Zimmer. Ich fröstelte. Mein Kopf war so leer und hohl, wie noch niemals zuvor. Für ein paar Sekunden schaute ich mich in meinem Zimmer um. Mein Blick wanderte zu der Uhr, welche die Zeit in sehr großen, glühenden Zahlen anzeigte. Nur schwer konnte ich die Zahlen entziffern, doch irgendwann schaffte ich es.
11:39 Uhr. Fast Mittag.
Dann schloss ich meine Augen wieder und ließ mich von meiner Erschöpfung weit, weit wegtragen...
Nach gefühlten fünf Minuten wachte ich wieder auf. Mein Kopf fühlte sich immer noch bleischwer an. Ich kam mir vor wie eine schlecht geölte Maschine. Alle meine Gedanken funktionierten langsamer, als ein Stein laufen konnte, und dass muss schon was bedeuten.
Das Atmen fiel mir schwer. Jeder Atemzug brannte wie Feuer in meinen Lungen. Meine Sicht war verschwommen und das – praktisch nicht vorhandene – Licht schmerzte in meinen Augen. Ich lag auf meiner rechten Seite. Meine Hände nah bei meinem Kopf. Die Beine abgewinkelt. Geduldig wartete ich, bis mein Kopf langsam hochfuhr, wie bei ein steinalter PC. Mindestens dreißig Minuten lang, lag ich einfach nur da.
Die Jalousien waren heruntergezogen. Dünne helle Lichtflecken zeichneten sich an der Wand gegenüber der Fenster und auf dem Boden ab. Ich hatte das Gefühl in einem völlig falschen Körper zu stecken. Alles an meinem Körper fühlte sich falsch und taub an. Ich atmete einmal tief ein, und bereute es noch in derselben Sekunde. Nicht nur, dass mein Kopf wie die Hölle zu schmerzen begann, nein, mein Rücken bildete sich ein, meinen Kopf imitieren zu müssen. Aber, wieso mein Rücken?
Dann traf es mich wie ein Schlag. Ich war ja die ganze Nacht lang am Boden gelegen, aber wie bin ich dann ins Bett gekommen? Eine weitere Faust der Erkenntnis erwischte mich mitten im Gesicht, als ich mich an ein kleines, entscheidendes Detail von letzter Nacht erinnerte: Ich war nicht alleine gewesen.
Unter Höllenqualen, bei denen ich befürchtete, dass ich mich nie wieder bewegen können würde, setzte ich mich vorsichtig auf. Tränen schossen mir in die Augen, so schmerzhaft war es. Mein Herz schlug mir bis zum Hals hinauf. Ich konnte kaum atmen.
Behutsam versuchte ich mich dann auf die Bettkante zu setzen und aufzustehen. Alles war mir recht, solange ich nur nicht saß, denn wie aus dem Nichts traf mich eine weitere Welle aus Schmerz, welche ihren Ursprung jedoch eher in den Regionen weiter unten fand. Das Hinsetzen ging noch, zumindest, wenn ich meinen entsetzlich schmerzenden Arsch ignoriert. Als ich es jedoch wagte Aufstehen zu wollen, knickten meine Beine unter mir weg. Schmerzhaft schlugen meine Knie auf dem Boden auf. Ich biss mir auf die Unterlippe und blieb vorne übergebeut, auf allen vieren kniend. Ein eiserner Geschmack breitete sich in meinem Mund aus. So verharrte ich eine endlos lange Weile, bis sich mein Rücken, mein Kopf und der ganze ungeliebte Rest meines Körpers wieder halbwegs beruhigt hatten.
Für eine schreckliche Sekund breitete sich eine einsame Leere in mir aus. Ich war allein. Und das machte mir Angst. Mein gerade noch in Flammen stehender Körper, kühlte schneller ab, als mein Kopf begreifen konnte. Ungeachtet der Schmerzen setzte ich mich vorsichtig auf meine Fersen und schlang mir die Arme um den Körper.
„Second...?", fragte ich zittrig.
Stille.
Tränen stiegen mir in die Augen, als ich ein weiteres Mal nach ihm rief, „Second?"
Nichts.
Meine Stimme hatte unendlich laut in meinem Kopf wieder. Ich ignorierte die aufkommenden Schmerzen. Mein Atem bebte. Ziellos wanderte mein Blick durch den leeren Raum. Nach einiger Zeit schloss ich die Augen und konzentrierte mich. Second..., fragte ich gedanklich, doch eine Antwort würde nicht kommen. Tränen rannen mir über die Wangen. Du kannst mich doch nicht einfach hier alleine lassen...
Mindestens eine Stunde kniete ich auf dem Boden und heulte. Heulte darüber, ein weiteres Mal vollkommen alleine zu sein. Zuerst mein Bruder. Dann mein Vater. Dann meine Mutter. Und jetzt auch noch Second.
Irgendwann rappelte ich mich auf. Meine Beine fühlten sich schwach und zittrig an. Mit einem Taschentuch, welches ich aus der Packung der obersten Schublade meines Nachtkästchens nahm, wischte ich mir die Tränen von den Wangen. Ganz langsam und bedächtig wanderte ich durch mein Zimmer. Holte mir frische Kleidung und machte mich dann auf den Weg ins Badezimmer. Als ich mein Zimmer verließ, stoppte ich jedoch noch einmal. Mein Blick glitt zu meiner rechten.
Zwei Türen für zwei Zimmer. Zwei Türen Für zwei leere Zimmer, die ich nicht betrat. Eigentlich war mein Zimmer mit dem daneben verbunden, doch ich hatte einen Kasten vor die Tür gestellt. Diese Zimmer betrat ich nicht, auch wenn es eigentlich keinen Sinn machte warum. Das erste, welches mit meinem Zimmer verbunden war, war ein Badezimmer. Es war wesentlich geräumiger und ein Großteil der äußeren Wand, war wie in meinem Lieblingszimmer aus Glas. Während dem duschen konnte man so nach draußen sehen. Natürlich, konnte man von draußen nur verschwommene Silhouetten erkennen, sollte man hereinblicken wollen. An sich hatte ich dieses Bad lieber, aber es war mit Erinnerungen verbunden, welche ich am liebsten vergessen würde.
Das zweite Zimmer war ebenfalls mit dem Badezimmer in der Mitte verbunden. Es war genauso geblieben, wie es verlassen wurde. Ich hatte es nicht gewagt, es zu betreten, nicht einmal mit Second. Dieses Zimmer zeigte mir jeden Tag aufs Neue, was einfach nicht mehr da war ... mein Bruder ...
Als ich merkte, wie meine Maske ein weiteres Mal zu bröckeln begann, wandte ich meinen Blick ab und ging auf die Tür des Badezimmers zu, welches ich immer verwendete.
Die Dusche half ungemein. Am Anfang, war es zwar die Hölle, aber mit der Zeit ging es. Meine Glieder entspannten sich und der Großteil der schmerzen verzog sich. Leider blieb jedoch das Vakuum in meinem Kopf, aber damit würde ich wohl auskommen müssen.
Nachdem ich mindestens sieben Mal fast gestolpert wäre – bei dem Versuch die Dusche zu verlassen und beim Anziehen – machte ich mich langsam auf den Weg nach unten. Und wenn ich langsam sage, dann meine ich auch langsam. Sehr langsam. Und bescheuert sah ich dabei wahrscheinlich auch noch aus.
Die ganze Zeit über schwirrte die Angst um mich herum, Second verloren zu haben. Schwach und klein fühlte ich mich. Geradezu hässlich unbedeutend. Doch wovor ich mich am meisten fürchtete war, wenn sie wieder aus den Schatten krochen. Bei diesem Gedanken begann ich zu zittern. Ich redete mir ein, vollkommen normal zu sein und doch sah ich Dinge, die andere nicht sahen... Hässliche, grauenvolle Dinge, die nichts mit den außerkörperlichen Wanderungen zu tun hatten. Wie ich bereits mehrere Male gesagt hatte: Second ist beinahe allmächtig. Er konnte Sachen machen, von denen andere nicht einmal träumen können. Dafür, konnte ich sehen, was kein anderer jeh sehen sollte, wenn es mit einem zu Ende war.
Mein Blick wanderte zu einem der Fenster. Eine eisige Kälte fuhr mir den Rücken hinab, als ich in das zerstörte Gesicht einer alten Bekannten blickte. Zugegeben, ich habe sie nicht wirklich gekannt, aber Gerüchte und der geleichen, reichten um über sie Bescheid zu wissen. Ich holte einmal tief Luft und erwiderte den starren Blick von Lina Dais damaliger bester Freundin, Naomi Hall...
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Hidden - Insidious Friend (Creepypasta FF)
FanfictionIch konnte ihre Blicke in meinem Rücken spüren. Wie sie nach etwas lechzen, und doch nicht wussten, wonach sie greifen sollten. Gründe, mich mobben zu können, gab es genug. Doch es traute sich niemand. Sie hatten alle Angst. Das konnte ich in der Sp...