Er versuchte sich zu wehren, aber der Griff war viel zu stark, und alles, was er erreichte, war, dass das Messer in seine Haut schnitt. Ein leises Wimmern entfuhr ihm in Todesangst.
„Du!", hörte er Jaz Stimme, dann wurde er wieder gegen die Wand gestossen und das Messer entfernte sich. Im schwachen Licht, das durch das Fenster hereinfiel, sah er, wie Jaz einen Schritt zurücktrat und sich gegen die Wand fallen liess. Sein Gesicht war kreideweiss. „Mach das nie wieder", sagte er keuchend.
„Tut mir leid, die Türe war abgeschlossen und ich dachte..."
„Mach. Das. Nie. Wieder", sagte Jaz noch einmal. „Ich hätte dich fast umgebracht."
Darauf schwieg Falrey und tastete nach seinem Hals. Die Wunde blutete kaum, nur die obere Schicht der Haut war wirklich eingeschnitten. Dann sah er Jaz an. „Du bewegst dich wieder."
Ein müdes Lächeln huschte über Jaz Mundwinkel, aber er sagte nichts. „Wie bist du überhaupt reingekommen?", fragte er schliesslich.
Falrey beschrieb es ihm.
Jaz runzelte die Stirn. „Das ist so leicht? Heilige Scheisse!"
Er richtete sich auf und blickte nach oben in den Schlacht. Er schloss die Luke, dann liess er sich auf eine Kiste sinken. Falrey sah, dass er noch bleicher war als vorher und dass seine Hände zitterten. „Du brauchst etwas zu essen", meinte er.
„Nein", sagte Jaz. „Was zu trinken."
Falrey ignorierte den Kommentar und ging die Treppe hinunter in die Küche. Nach einer Weile folgte Jaz ihm. Falrey zündete eine Laterne an, stellte zwei Becher auf den Tisch und füllte sie mit Wasser, einen davon schob er Jaz hin. Der verzog das Gesicht. "Ich trink kein Wasser."
"Jetzt schon", meinte Falrey.
Jaz sah ihn an. "Du klingst grad wie Ela, weisst du das?"
Falrey biss sich auf die Unterlippe und verdrehte gleichzeitig die Augen. "Entschuldigung. Ich will nur nicht, dass du plötzlich umkippst."
Jaz murmelte irgendetwas unverständliches, aber er trank von dem Wasser. Falrey öffnete den Vorratsschrank und suchte nach etwas Essbarem, was man nicht lange kochen musste. "Brot mit Cuff?"
Jaz sagte nichts.
"Ein paar Surati?"
"Ich esse nichts."
Falrey ignorierte ihn. "Jaruks? Ah, da hat es vorgekochte Bohnen. Oder warte mal..."
Jaz packte ihn am Kragen und riss ihn hoch. "Hör auf damit!", fuhr er ihn an. "Ich lass mich nicht von dir verarschen!" Er nahm Falrey das Töpfchen mit den Bohnen aus der Hand, schnappte sich einen Löffel und begann zu essen. Er leerte das Töpfchen in wenigen Atemzügen und als er fertig war, warf er Falrey den Löffel an. "Bist du jetzt zufrieden?!"
Falrey duckte sich unter dem Geschoss weg und meinte gereizt: "Der Löffel gehört ins Waschbecken und nicht auf den Boden."
Jaz schnellte vor, packte ihn am Kragen und drückte ihn gegen die Wand, so dass Falrey den Boden unter den Füssen verlor. "Hör sofort mit dem Scheiss auf", knurrte Jaz. "Oder ich überleg mir das mit dem Umbringen nochmal!"
Falrey war es satt, sich einschüchtern zu lassen. Er zog die Beine an und trat Jaz mit Wucht gegen die Kniescheiben. Jaz fluchte und schlug Falrey die Faust ins Gesicht. Für einen Augenblick schwanden ihm die Sinne, doch dann schlug er zurück. Jaz fing den Schlag ab, aber Falrey spürte, dass er Schwierigkeiten bekam, ihn mit einer Hand in der Luft festzuhalten, also trat er erneut gegen die Knie. Dann erstarrten sie beide, als das Geräusch eines Schlüssels im Schloss ertönte.
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Niramun I - Nachtschatten
FantasyNiramun, die ewige Stadt, Kessel und Spitze, ein Schmelztiegel am Rande der Wüste. Ein Ort ohne Herrscher und Gesetze, an dem das Schicksal eines Halbwaisen nur eines ist unter hunderttausenden. Auf der Suche nach seinem Vater landet Falrey mit kau...