Armer North, er ist schon seit einer Weile völlig fertig und gereizt. Ich kann ihn ja verstehen, denn dieses Weihnachten ist aber auch wirklich der Wurm drin. Das fing schon mit der ersten Ladung Holzleim an. Der Leim hat nicht richtig geklebt und alle Spielzeuge sind auseinander gefallen. Danach war eine ganze Palette Farbe fehlerhaft und ist von den bemalten Spielzeugen abgeblättert und dann sind auch noch viele Yetis krank geworden, weil der schlechte Holzleim Chemikalien ausgedünstet hat. Mittlerweile geht es ihnen zwar besser, aber mitarbeiten können sie noch nicht wieder. Und in ein paar Wochen ist Weihnachten. Natürlich bemühen sich alle nach Kräften den Zeitplan wieder herzustellen, was auch ziemlich gut klappt, aber bei North liegen die Nerven trotzdem blank. Ich seufze nochmal und mache mich auf den Weg zum Frühstücksraum.
Als ich den großen Raum mit den weihnachtsroten Wänden betrete, sitzt Tooth bereits am Tisch. Das wundert mich, denn sonst ist sie immer im Zahnpalast.
"Ist alles in Ordnung Tooth?", frage ich sie deshalb.
"Hallo Jack. Wie wäre es erst mal mit einem 'Guten morgen'?"
Ich ignoriere ihren Einwand und frage nochmal nach: "Tooth, was ist passiert?" Auch sie seufzt und antwortet nach einer kurzen Pause:
"Ich mache mir Sorgen um North. Bunny hat mir erzählt, was los ist, im Zahnpalast bekommt man ja nichts mit. Er ist sonst nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen. Sandy sagt, dass er selbst im Schlaf nicht entspannt ist. Und jetzt, wo so viel schiefläuft, dachte ich... Ach ich weiß auch nicht, was ich dachte. Vielleicht kann ich ja helfen..." Doch ich sehe in ihren Augen, dass das nicht der Grund war, weshalb sie hier ist. Sie ist wegen des Holzleimes und der Farbe hier. Sie hat Angst, oder zumindest eine Befürchtung. Ich bin ein Hüter und kann die Gefühle anderer Spüren. Ich schätze, der Mond hat uns allen diese Eigenschaft verliehen, damit wir die Kinder besser einschätzen können und so besser auf sie eingehen können. Deshalb kann ich mir über Tooth's Ängste so sicher sein und der Grund ist auch nicht allzu schwer zu erraten. Sie befürchtet, dass Pitch es wieder versucht. Das letzte Mal ist noch kein Jahr her, und da hat er nicht versucht Weihnachten zu sabotieren.
Sie befürchtet, dass er das jetzt nachholen könnte.
Deshalb antworte ich ihr auf die unausgesprochene Frage im Raum.
"Er ist es nicht. Er würde es anders versuchen und zu erst mich außer Gefecht setzen. Außerdem kann er es noch gar nicht sein. Niemand glaubt an ihn und er hat keine Unterstützung, geschweige denn einen Plan. Du kannst mir glauben, dass er es so schnell nicht versuchen wird." Tooth sieht mir in die Augen und ich halte ihren Blick fest. Langsam schwindet ihre Angst, doch sie ist noch nicht restlos überzeugt. "Tooth, du weißt dass ich recht habe. Du kannst beruhigt nach Hause fliegen. Dort herrscht bestimmt schon Chaos. Hier passiert nichts, ich passe schon auf."
Sie sieht mich noch ein paar Sekunden an, bis ihr Blick warm wird.
Mit den Worten: "Danke, Jack.", erhebt sie sich und fliegt aus dem Saal. Ich blicke noch einen Moment auf die Tür, durch die sie hinaus geflogen ist. Für den Moment habe ich sie zwar überzeugt, aber sie ist nicht die einzige, die Pitch verdächtigt. Auch North ist deswegen unruhig. Wahrscheinlich ist das einer der Hauptgründe für seine Anspannung und ich bin mir sicher, dass auch Bunny und Sandy daran gedacht haben. Wie gesagt, es ist noch nicht lange her und wir sind alle etwas.....ähm.....schreckhaft. Besonders da zwischen seinem letzten Angriff und heute kein weiteres Fest lag, an dem die Hüter eine besondere Rolle spielen.
Fast hätte ich nochmal geseufzt.Ich esse eine Schale Cornflakes und mache mich dann auf den Weg, schließlich habe ich noch etwas vor: Ich möchte Jamie einen Besuch abstatten.
Mit meinem Stab in der Hand schwinge ich mich aus dem nächstbesten Fenster und bitte den Wind mich zu ihm zu tragen. Seitdem wir Pitch mit Hilfe der Kinder und besonders Jamie besiegt haben, besuche ich ihn regelmäßig. Er ist das erste Kind, dass mich sehen konnte und ich habe ihn sofort ins Herz geschlossen.Der Wind setzt mich direkt vor der Haustür der Bennetts ab, doch ich fliege hoch zu seinem Fenster und spähe hinein. Niemand da. Eine Windböe lässt mich leicht in der Luft taumeln, doch sie bringt noch etwas anderes mit sich: Kinderlachen.
Ich ändere meine Richtung und fliege darauf zu. Nebenbei bessere ich den Schnee aus (Der versucht doch tatsächlich zu tauen. Tsiss.) und nach kurzer Zeit bin ich am Ursprung des Geräusches angelangt. Auf einer Waldlichtung, ein Stück hinter Jamie's Haus, spielen um die 15 Kinder im Schnee. Auch Jamie ist dabei.
Ich lande und als er mich sieht rennt er auf mich zu und umarmt mich.
"Jack! Du bist wieder da!"
Mittlerweile habe ich die Aufmerksamkeit aller Kinder auf der Lichtung und höre ich meinen Namen aus ihren Mündern.
"Natürlich Jamie. Dachtest du ich lasse euch alleine und verpasse den ganzen Spaß?"
"Jack, bitte mach irgendwas. Lass es schneien oder so.", drängen mich einige Kinder. Na das lasse ich mir doch nicht zweimal sagen.
Kurzerhand ist auf dieser Lichtung ein Scheeparadies entstanden. Es schneit unaufhörlich und an den Bäumen ranken sich Eisblumen empor. Einige Iglus bilden ein winziges Dörfelein, viele Kinder rodeln auf Schlitten eine Hügel hinab und immer wieder lugt ein Schneehase (Was für ein Wortspiel, da er tatsächlich aus Schnee ist) aus einer der Schneewehen hervor. Und nicht zu vergessen die gigantische Schneeballschlacht. Für mich ist es bereits die zweite heute Morgen, bemerke ich erfreut.
Als alle anderen beschäftigt sind, kann ich mit Jamie alleine reden.
"Und Jamie, ist alles okay bei dir?"
"Na klar Jack! Nachdem alle wissen, dass ich mit Jack Frost befreundet bin, habe ich total viele Freunde. Aber kannst du nicht öfter vorbei kommen? Mit dir ist alles viel lustiger als sonst. Ich vermisse dich.", er sieht mich mit großen Augen an und ich bekomme ein schlechtes Gewissen.
"Ach Jamie, du weißt dass das nicht immer geht. Ich muss doch dafür sorgen, dass überall an Weihnachten Schnee liegt und, dass überall der Winter kommt.", antworte ich ihm, aber er hat ja recht. Ich war in letzter Zeit wirklich nicht so oft bei ihm, größtenteils wegen der Weihnachtsprobleme. Ich war bei North und und habe dafür gesorgt, dass nicht alle durchdrehen und natürlich müsste ich gleichzeitig für den Winter sorgen. Das mit Weihnachten konnte ich ihm natürlich nicht sagen, aber vernachlässigen sollte ich Jamie trotz allem nicht. Mein schlechtes Gewissen wird noch schlechter.
"Ich verspreche dir, dass ich in nächster Zeit öfter da bin. Oh, da fällt mir ein, dass ich dir von North's etwas ausrichten soll. Du solltest deinen Wunschzettel schreiben. Er sagt, er hätte von dir noch keinen bekommen." Ich sehe sofort, dass ich damit ins Schwarze getroffen habe, denn Jamie scheint sofort mit den Gedanken ganz wo anders zu sein.
"Das stimmt. Ich weiß noch nicht, was ich mir wünsche."
"Dann denk nochmal in Ruhe darüber nach. Dir fällt sicher noch was ein."
Komisch.... Die Kinder die ich sonst kenne haben tausend verschiedene Wünsche. Aber vielleicht ist Jamie einfache in besonders zufriedenes Kind. Aber trotzdem...
"Jack...?"
"Ja?"
"Als du zum Hüter geworden geworden bist, da warst du doch erst ein normaler Junge..."
"Das weißt du doch."
"Und...vermisst du deine Familie?"
Die Frage überraschte mich, denn das hatte mich tatsächlich noch nie jemand gefragt.
"Du weißt ja, dass ich nicht so viele Erinnerungen an sie habe, aber aus denen, die ich habe, weiß ich, dass ich sie sehr mochte. Und jetzt habe ich eine neue Familie. Jetzt habe ich die Hüter und dich. Ihr seid meine Familie." Und das stimmte auch, doch dann kommt mir ein Gedanke und ich werde misstrauisch.
"Wieso fragst du Jamie?"
Er läckelt verschwörerisch.
"Vielleicht habe ich da zufällig etwas herausgefunden..."
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Jelsa - Wie Eis und Schnee
FanfictionTEIL 1: Jelsa - Wie Eis und Schnee TEIL 2: Jelsa - gefrorener Kuss Wie geht es mit Elsa weiter? Niemand kann sofort so tief verankerte Ängste ablegen und natürlich hat Elsa immer noch mit ihnen zu kämpfen. Doch wie passt Jack Frost in die ganze Ges...