Wer ich bin

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"Wie hast du mein Schloss gefunden?", kommt Elsa sofort zum Punkt.
"Ich weiß nicht, aber als ich so umher geflogen bin, war es ja schlecht zu übersehen."
"Warte...Du bist geflogen?"
Wirklich erstaunlich, wie man in der Betonung eines einzigen Wortes Unglaube, Abschätzigkeit und Ironie vereinen kann. Zu Demonstrationszwecken hebe ich schnell einmal vom Boden ab.
"Wie....?"
"Auf die gleiche Art, wie du wohl dieses Schloss gebaut hast: mit Magie. Sag mal, wie lange hast du dafür eigentlich gebraucht?"
"So ca. 4 Minuten. Aber die Feinheiten habe ich nach und nach noch gemacht.", erläutert sie desinteressiert und betrachtet mich dabei mit zusammengezogen Augenbrauen. "Könntest du bitte runter kommen, das irritiert mich irgendwie." Und mich irritiert, dass sie verdammte 4 MINUTEN gebraucht hat. Ich gebe es ja nur ungern zu, aber das kratzt jetzt irgendwie an meinem Ego... Langsam schwebe ich zu ihr hinunter.
"Ach, ich irritiere dich also?" Herausfordernd ziehe ich eine Augenbraue hoch. Sie verdreht die Augen und ich unterdrücke ein Lachen.
"Du weißt, was ich meinte. Und wieso steht hier ein Sofa rum?" Wow. Sie hat definitiv Temperament.
"Weil ich weich sitzen wollte?"
"Ja, aber jetzt steht das hier rum!" Langsam treibt sie mich in den Wahnsinn.
"Und Eis ist sowiso nicht weich!"
"Natürlich kann Eis weich sein! Fass es doch einfach an! Und wenn es dir nicht gefällt, dann lass es doch einfach wieder verschwinden!" Das erste wirkliche Gespräch seit ca. 5 Minuten und sie bringt mich zur Weißglut. Na das kann ja noch was werden...
"Das kann ich nicht.", sagt Elsa plötzlich erschreckend leise, ruhig und...weint sie etwa? Diese Stimmungsschwankungen sind ja regelrecht schwindelerregent. Langsam gehe ich auf sie zu und lege ihr eine Hand auf die Schulter: "Hey, dafür bin ich doch jetzt da. Das kriegen wir schon hin." Sie nickt zögerlich und ich führe sie zum Sofa, damit sie sich setzten kann.
"Das ist ja wirklich weich.", sagt sie immernoch etwas schniefend, aber mit einem leichten Lächeln im Gesicht.
"Sag ich doch."
"Wie machst du das?"
"Das zeige ich dir später. Wir fangen erstmal mit etwas Leichterem an."
"Okay."
"Lass es schneien."
Elsa zieht ihre Handschuke aus, schließt kurz die Augen und prompt wirbelt ein ganzer Blizzard um uns herum.
"WENIGER!" Ich muss schreien um gegen den Lärm anzukommen. Sie schließt wieder die Augen, um sich zu konzentrieren, doch statt schwächer wird es nur noch schlimmer. Kurzerhand stoppen ich das Chaos mit einer Bewegung meines Stabes. Elsa sackt in sich zusammen und sieht wie ein einziges Häufchen Elend aus. Von der Großspurigkeit von vorhin ist nichts mehr zu erkennen.
"Du steuerst deine Magie über die Hände, stimmt's" Ein knappes Nicken.
"Gut. Konzentrier dich darauf. Stell dir vor, wie sie in deinen Händen steckt, aber lass sie nicht los. Stell dir vor, deine Hände wären von einer unsichtbaren Wolke, wie von einem Strudel, umgeben. Das ist deine Magie. Jetzt Fang sie ein und drück sie zusammen. Lass vor deinem inneren Auge aus einem großem Strom ein kleines Band werden. Schaffst du das?" Ein konzentriertes Nicken.
"Sehr gut. Jetzt stups deine Umgebung dort, wo die Schneeflocken entstehen sollen mit dem Faden leicht an und stell dir vor, wie es aussehen soll." Bitte lass es klappen.
Und tatsächlich, es schneit. Ein leichtes beständiges Rieseln. Elsa lächelt nun breit und ich bin irgendwie Stolz.
"Siehst du. Es geht doch."
"Danke, Jack." Als Reaktion lächele ich nur.
"Seit wann hast du diese Kräfte eigentlich?"
"Schon von Geburt an."
"Und sie sind mit der Zeit stärker geworden, stimmt's?"
"Ja." Elsas Gesicht wird traurig und ich lasse das Thema, über das sie anscheinend nicht sprechen will, auf sich beruhen.
"Okay... Dann lass uns weiter üben. Wir sind noch lange nicht fertig."
Voller Tatendrang stürzt sie sich auf die Übungen und schafft die Einfachen, wie Eiskristalle an den Fenstern oder einen Schneeball entstehen lassen spielend, doch wenn sie unkonzentriert ist läuft alles aus dem Ruder.
"Probier es mit noch einem Schneeball, aber dieses mal etwas größer." Sie formt einen kleinen Ball. Naja, mit größer meine ich schon etwas mehr...
Elsa wirft das Bällchen in meine Richtung, doch das was dann passiert hätte ich beim besten Willen nicht erwartet. Im Flug scheint er zu wachsen und wird RIESIG.
Ich habe keinen Chance auch nur an etwas wie Ausweichen zu denken.
Natürlich trifft er mich und natürlich werde ich vollständig unter dem Monster begraben. Was auch sonst? Ich sehe nur noch weiß und kann mich nicht mehr bewegen.
"Jack! Alles in Ordnung? Das tut mir leid!", dringt ihre Stimme dumpf zu mir. Mist. Ich habe meinen Stab vor Schreck fallen gelassen. Dann also die konventionelle Methode.
Mühsam kämpfe ich mich frei und schütteln den Schnee aus meinen Haaren. War ja klar, dass der jetzt überall hängen muss: Als Klümpchen in den Haaren, im Kragen meines Shirts, ja sogar in meiner Hose...
Ich höre ein  Lachen und schaue verwundert auf. Da steht Elsa mit Tränen in den Augen und kriegt sich vor Lachen nicht mehr ein.
"Na warte! Das gibt Rache!" So einen Angriff lässt Jack Frost doch nicht auf sich sitzen! Spontan schleudere ich eine ganze Salve Schneebälle in ihre Richtung. Das ist wohl der Moment, an dem die größte Schneeballschlacht der Geschichte beginnt...

Nach fünf Minuten ist der ganze Saal voller Schnee uns wir sitzen beide lachend auf dem Boden.
"Also das kannst du jedenfalls schon perfekt.", gebe ich locker zu und sehe ihr dabei in die kristallklaren blauen Augen. Sie blickt ernst zurück und lässt meinen Blick nicht los. Das Blaue ist einfach fesselnd. Um die Iris herum ist es von silbernen Splittern durchsetzt und wirkt als könne man darin versinken. Es erinnert mich an kalte Wintermorgen und Sonne, die sich in Eiszapfen bricht. In mir tut sich etwas und ich möchte mich plötzlich zu ihr lehnen und sie vielleicht...
"Jack?", reißt sie mich aus meinen Tagträumereinen .
"Hmmmh.", antworte ich noch leicht benommen und zwinge meinen Blick von ihren Augen. Was ist nur los mit dir, Jack?
"Kann ich dich was fragen?"
"Klar."
"Wer oder Was bist du? Du bist nicht wie ich, denn deine Magie hängt von dem Stab da ab. Du bist aus dem Nichts in meinem Schloss aufgetaucht und du wusstest sofort von meiner Magie und das ich Hilfe brauche." Da hat aber jemand gut aufgepasst.
"Ich bin ein Hüter.", antworte ich wahrheitsgemäß.
Verblüffung spiegelt sich in ihrem Gesicht.
"Was ist ein Hüter?"
"Das ist jetzt ein bisschen schwierig zu erklären und eine lange Geschichte."
"Versuch es, bitte. Ich habe Zeit.", entgegnet sie, setzt sich demonstrativ bequemer in den Schnee und schaut mir erwartungsvoll entgegen.
Ein Lächeln schleicht sich unbewusst auf mein Gesicht und ich betrachte sie einen kleinen Moment. Die Haare geflochten über der Schulter und die eisblauen Augen aufmerksam auf mich gerichtet. Ich glaube, das war der Moment an dem ich beschloss ihr zu vertrauen und alles zu erzählen.
"Ok. Also, alles fing damit an, dass ich mit meiner Schwester Schlittschuhlaufen gegangen bin. Schon nach kurzer Zeit bekam das Eis unter ihr Risse und sie drohte einzubrechen. Ich habe ihr vom Eis herunter geholfen, nur leider bin ich dabei selbst eingebrochen und gestorben.", fasse den Anfang kurz zusammen.
"Du bist....gestorben?"  fragt mich Elsa ungläubig.
"Schätze schon. Das Wasser war eisig und ich habe keinen Luft bekommen. Zusammenfassend war es nicht sehr angenehm, aber ich wusste, dass ich damit das Leben meiner Schwester gerettet habe und dass es das allemal wert war. Neija, und schließlich bin ich wieder aufgewacht. Ein kleines Stück neben dem See und mitten in der Nacht, den Vollmond über mir. Er sprach zu mir, dass ich Jack Frost heiße und jetzt ein Hüter bin. Oh ich habe ihm natürlich nicht geglaubt, denn der Mond redet da mit mir, aber als ich aufgestanden bin und mich an einem Baum abgestützt habe ist etwas seltsames passiert: er ist eingefroren." Ich erzähle ihr alles: dass ich keine Erinnerung an mein Leben von früher hatte und sie erst durch Tooth wiederbekommen habe. Dass mich 300 Jahre niemand sehen konnte. Ich erzähle ihr von dem Kampf gegen Pitsch und von den anderen Hütern und Jamie. Von dem Spaß, den wir gehabt haben und natürlich dass ich jetzt der Spaß bin. Ich erzähle ihr von meiner Reise hierher und dass ich vermute, dass ich jetzt in diesem Buch bin. Dass Manny mich über den Stein aus irgendeinem Grund hierher Geschichte hat. Kurz gesagt weiß sie, als wir im Licht der Sterne fertig sind, alles über mich und versteht wer ich bin.

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Hallöchen ihr Jelsa shipper!
Mal wieder ein neues Kapitel und dieses Mal auch etwas länger. Wenn es euch gefällt, dann schreibt doch ein Kommentar und lasst einen ☆ da. Wenn es euch nicht gefällt, lasst auch ein Kommentar da und sagt mir, was ihr nicht gut fandet.
Wer möchte kann auch gerne mal bei meinen anderen Geschichten 'Eisblume', 'Keep calm and read POEMS', 'Der Duft von Sommerregen' und 'Schau rein, dann weißt du wo rum es geht' reinschnuppern.
Viel Spaß und bis zum nächsten Kapitel ;)

LovingBooks1000

Jelsa - Wie Eis und Schnee Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt