Zwischen den Zeilen

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Der Geruch von alten Büchern kitzelt in meiner Nase und bringt mich zum Niesen.
"Gesundheit.", wünscht mir Elsa.
"Danke."
Ich ziehe ein weiteres Buch aus dem Regal und schlage es auf. Der, durch das Fenster fallende Lichtschein beleuchtet die umher tanzenden Staubpartikel und macht sie so sichtbar.
Kurz betrachte ich den schwebenden Staub und mir fällt auf, dass es fast wie Schneeflocken in einer Schneekugel aussieht. Dann widme ich mich wieder den alten Buchstaben auf dem Papier vor mir. 
Seit Stunden wälzen Elsa und ich die vergilbten Seiten auf der Suche nach der Lösung unseres Problems, aber nichts ist zu finden!
"Hast du etwas gefunden?", frage ihn in der Hoffnung auf Erlösung. Theoretisch habe ich nichts gegen Bücher, jedoch habe ich Lesen schon immer gehasst.
Elsa beantwortet meine Frage mit einem müden Kopfschütteln.
Ich seufze.
Wieso finden wir denn nichts? Es muss eine Lösung geben.
Motivationslos widme ich mich wieder dem porösen Papier.

Doch es bleibt nicht lange so. Nur ein paar Minuten später wird die Tür aufgerissen und Elsas Schwester stürmt in die Bibliothek.
"Elsa, hier bist du!", ruft sie atemlos und geht schnellen Schrittes auf meine Eisblume zu.
"Ich habe dich schon überall gesucht!"
"Ist etwas passiert?", fragt Elsa alarmiert.
"Ja, also nein. Da so ein Prinz von den Südlichen Inseln, der dir bestimmt zehn Blumensträuße geschickt hat und sich einfach nicht abwimmeln lässt. Er will unbedingt zu dir."
"Von den Südlichen Inseln sagst du?!" Elsas Stimme durchläuft bei diesem Satz ca. drei Oktaven nach oben.
Ich hingegen habe andere Gedanken im Kopf. Wie kann es jemand Wagen sich an meine Königin heran zu machen. Er kann froh sein, wenn der diesen Versuch überlebt und im Moment stehen seine Chancen schlecht.
"Ich könnte ich schockfrosten.", mische ich mich ein. Elsa's Blick nach zu urteilen habe ich dabei wohl ein bisschen zu euphorisch geklungen.
Anna hingegen scheint mich erst jetzt zu bemerken. Aus der Größe ihrer Augen zu schließen, habe ich sie wohl ein wenig schockiert.
"Ach, du bist auch hier.", stellt sie an mich gerichtet fest, als sich wieder gefangen hat, und zieht ihre Wort dabei künstlich in die Länge. Es ist offensichtlich, dass ihr diese Situation unangenehm ist. Man muss weder Gefühle lesen können, noch ihre rote Wangen sehen um das zu bemerken. Allein wie ihr Blick zwischen Elsa und mir hin und her huscht spricht Bände.
Elsa übergeht Annas Verhalten einfach und gibt stattdessen Anweisungen.
"Dieser Prinz, das muss einer von Hans' sieben Brüdern sein. Wir können ihn zwar nicht ohne Grund des Landes verweisen' aber der Stadt schon. Außerdem soll er sofort mein Schloss verlassen. Wache!",ruft Elsa plötzlich laut.
Einer der Rüstingsträger zockelt in den Raum und, nein, es ist weder Dick noch Doof.
An ihn gewant fährt sie fort.
"Werft diesen Prinzen sofort aus dem Schloss. Ich verbanne ihn hiermit aus der Stadt. Sollte er sie je wieder widerrechtlich betreten wird er unser Verließ kennenlernen."
Der Ritter nickt zur Bestätigung und verlässt dann klappernd die Bibliothek um seine Aufgabe zu erfüllen.
Hätte ich diesen Prinzen schockgefrostet, wäre das sicher effektiver gewesen. Vielleicht kann ich ihn ja später...
"Jack.", reißt Elsa mich aus meinen Gedanken und ich blicke unschuldig auf.
"Denk nicht mal daran. Seine Körpertemperatur wird sich nicht verändert, ist das klar?"
Ich verziehen das Gesicht.
"Jack!"
"Ja.", antworte ich seufzend.
"Gut."
"Sagt mal...", beginnt Anna einen Satz nach mehreren Minuten peinlichen Schweigens. "Sucht ihr irgendwas?"
"Ja. Die Lösung zu einem Problem.", antworte ich ihr freundlich.
"Was denn für ein Problem?", kommt die neugierige Antwort.
"Es...", ich werfe einen Blick zu Elsa, "...hat mit Magie zu tun."
"Dann könnt ihr in diesen Büchern aber lange suchen."
Elsa und die ich sehen sie verwundert an.
"Weißt du das denn nicht?", fragt sie an Elsa gewand, "unser Vater hat, als wir noch klein waren, alle Bücher über Magie von hier entfernt. Wärscheinlich hat er darin nichts gefunden, dass dir helfen könnte und ... naja... Ich habe mich hergeschichen, um ein wenig zu recherchieren, weil du ja nie da warst. Nur ein einziges Mal konnte ich einen Blick in die Bücher werfen. Am nächsten Tag waren alle zu diesem Thema verschwunden."
"Mist!", ruft Elsa aus.
"Also wirklich, euer Hoheit!", ziehe ich sie auf, um meine Bestürzung zu überspielen.
Nein Jack, so schnell gibst du nicht auf!

"Aber ihr könntet es bei den Trollen probieren.", schlägt Anna vor.
"Natürlich!", Elsa schlägt sich mit der flachen Hand vor die Stirn, "Die Beziehungsexperten!"
Vor Überraschung verschlucke ich mich glatt und bringe gerade noch so ein "Die was?!", hervor.
Elsa und Anna brechen in Gelächter über mich aus.
Schließlich ist es Anna, die sich als gnädig erweist und es mir erklärt.
"Beziehungsexperten. Als ich Elsa suchen gegangen bin war Kristoff dabei. Er hat mich zu den Trollen gebracht, weil er sozusagen bei ihnen aufgewachsen ist und, naja, sie haben versucht uns zu verkuppeln. Sie bezeichnen sich übrigens selbst so, also wundere dich nicht, wenn sie auch euch verkuppeln wollen.
Jedenfalls kennen sie sich mit Magie aus. Sie haben mich z.B. von dem Eisblitz geheilt."
"Dann müssen wir dahin!", meine ich euphorisch uns springe sofort auf.
Auch Elsa sieht optimistisch aus.
Ich gehe zu ihr und ziehe sie von ihrem Stuhl hoch.
"Ja, wir gehen zu ihnen!", bestätigt sie begeistert. "Aber ich kann jetzt noch nicht los. Ich muss noch einiges regeln und...", fährt sie enttäuscht fort und senkt den Kopf.
"Hey, Schneeengelchen." Vorsichtig hebe ich ihr Kinn, damit sie mir wieder in die Augen sieht. "Das ist ok. Wir haben doch Zeit. Am besten machen wir es später, dann können wir auch besser planen, was wir sie eigentlich fragen wollen."
"Ja.", haucht sie mit entgegen und lehnt sich dabei an meine Brust. Ich schieße meine Arme um sie und drücke sie noch ein bisschen fester an mich.
"Aww, ihr seid so süß zusammen."
Dass Anna auch noch da ist habe ich völlig vergessen. Doch damit scheine ich nicht alleine zu sein, denn ich spüre, wie Elsa leise lacht und sich schließlich von mir löst.
"Anna!"
"Es stimmt doch. Meiner Meinung nach passt ihr perfekt zusammen."
Da bist du nicht die einzige.
"Ich glaube du solltest jetzt gehen."
Mit diesen Worten schiebt sie ihre Schwester vor die Tür und lehnt sich seufzend von innen dagegen.
"Manchmal ist sie einfach..."
"Ich weiß was du meinst.", vollende ich ihren Satz lächelnd.
"Ohne sie wären wir niemals auf die Idee mit den Beziehungsexperten gekommen." Beim Sprechen gehe ich auf sie zu und hebe eine Augenbraue.
Darauf hin muss Elsa lachen.
"Brauen wir etwa keine?!", frage ich gespielt schockiert.
Sie schüttelt immernoch kichernd den Kopf.
"Gut, denn du wirst mich sowiso nicht mehr los."
Jetzt stehe ich direkt vor ihr. Sie scheint mir antworten zu wollen, doch das verhindere ich geschickt mit einem Kuss, der sie zum Schweigen bringt.
Als wir uns von einander lösen holt sie Luft, um etwas zu sagen.
"Fros...."
"Nein, sag es nicht." ,unterbreche ich sie. "Ich weiß schon was du meinst, aber ich könnte mich nicht erinnern, dass es dir nicht gefallen hätte."
"Du bist so...", sie schüttelt den Kopf, "Du Schneeschieber!"
Ein fresches Grinsen liegt in meinem Gesicht.
"Ja, aber dafür dein Schneeschieber."

Jelsa - Wie Eis und Schnee Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt