Aufwachen

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ELSA

Irgendetwas stimmt nicht.
Der Gedanke verschwindet so plötzlich wie er gekommen ist und ich mache mich weiter daran Pitch zu besiegen. Eine Salve Eis nach der Anderen muss er einstecken.
Komischerweise scheint ihm das Eis an sich nichts auszumachen. Er zuckt lediglich zusammen, friert aber nicht ein, so wie ich es eigentlich geplant habe.
Fragend sehe ich mich nach Jack um, der ermutigend lächelnd am Rand steht. Ich kann nicht, sagt sein zerknirschter Blick, aber ich bin bei dir.
Also kämpfe ich verbissen weiter.
Für Anna. Für Jack. Für uns.

JACK

"Elsa wach auf!", schreie ich ihr zu, doch sie hört mich nicht.
"Elsa, bitte.", flehe ich. Ich kann sie nicht verletzen, nicht mal mit harmlosem Eis. Deshalb blocke ich ihre Schüsse so gut wie möglich ab und stecke die ein, denen ich nicht ausweichen kann. Pitch steht höhnisch am Rand, betrachtet das Schauspiel. Er wartet nur darauf,  dass ich schwach werde, damit er mir den letzten Stoß verpassen kann.
Den, dem ich nicht ausweichen kann.
"Elsa hör auf! Ich bin es, Jack.", probiere ich es erneut.
Weiterhin keine Reaktion.

ELSA

Komisch, dass Pitch sich nicht wehrt...
Umso einfacher für mich.
Aber etwas stimmt immernoch nicht, flüstere eine Stimme in meinem Kopf beharrlich. Ich ignoriere Sie und mache weiter.

JACK

Wir kommen gefährlich nahe zu der immer noch bewusstlosen Anna. Sollte ein verwirrter Eisblitz sie und nicht mich treffen, wäre das ihr Tod.
Mit einem Hechtsprung werfe ich mich schützend über sie.
In einer fließenden Bewegung schiebe ich die Arme unter ihre Knie und Rücken und hebe sie hoch.
"Wind! Hilfe mir!"
Sofort trägt uns eine kräftige Böe nach oben.
"Bring sie auf die andere Seite!", befehle ich dem Element, worauf in es mir Anna abnimmt und sie fort trägt.
Nur einen Bruchteil einer Sekunde nachdem ich Anna losgelassen habe, wirft mich ein Stoß nach vorne und ich weiß, dass es vorbei ist.
Aus meinem Bauch ragt die blutrote Spitze eines Eiszapfens.
Wie ein Stein falle ich vorm Himmel und lande hart auf dem Eis.
Knochen knacken beim Aufprall, doch ich nehme den Schmerz kaum war, bin wie paralisiert.
Das muss der Schock sein.
Gegen Eismagie bin ich resistent, doch ich kann genau wie jeder andere  an meinen Verletzungen sterben.
Und höchstwahrscheinlich werde ich das jetzt auch.
Unerbittlich kommt Elsa auf mich zu.
Drohend steht sie über mir, einen weiteren Eiszapfen zum stoß bereit in der Hand.
"Elsa, das willst du nicht."
Mehr als ein flüstern bringe ich nicht zu stande.
In meiner Lunge rasselt es.
"Ich liebe dich.", flüstere ich.
Auch wenn es ungehört bleibt, wird es immer das letzte sein, das ich sage.

ELSA

P

itch liegt am Boden. Ich habe ihn endlich getroffen, als er versucht hat mit Anna zu fliehen.
Tonlos spricht er mit mir. Es ist mir egal, was er zu sagen hat.
Unerschrocken, fast schon liebevoll sieht er mir in die Augen und ich...ich zögere.
Seine Augen, sie sind blau.
Eisblau.
Verwirrt sehe ich zu Jack am Rand. Er lächelt mir zu, aber...aber es stimmt nicht.
Er... Sein Blick ist schwarz, genau wie seine seine Augen.
Das ist falsch, ganz falsch.
Der Eiszapfen rutscht mir aus den tauben Fingern.
Wie in Zeitlupe fällt er zu Boden. Ein scheidende Ton, mit dem Eis auf Eis zerschellt.
Ich wache auf.

Plötzlich liegt nicht Pitch am Boden, sondern Jack.
"Oh Gott nein!"
Ich sinke zu ihm auf die Knie.
Was habe ich nur getan!
"Nein, Jack. Es tut mir leid. Ich wusste nicht... Ich dachte... Du darfst nicht sterben!"
Tapfer lächelt er mich an und hebt die Hand an meine Wange.
"Es ist...okay. Ich...liebe...dich.",jedes Wort scheint ihn zu quälen und mir laufen kalte Tränen über das Gesicht.
"Geh."
Nein. Ich kann dich nicht verlieren, sagt mein Herz, aber mein Kopf weiß, dass der Kampf nicht vorbei ist. Dass Pitch hinter mir steht.
"Ich liebe dich.", schluchze ich, bevor ich mich umdrehe und Pitch gegenübertrete.

Verbissener als je zuvor vor dränge ich den schwarzen Mann zurück, aber es ist kein fairer Kampf. Immer wieder verschwindet er und taucht an anderer Stelle wieder auf.
Nur im Licht des Vollmondes ist es schwer ihn zwischen den Schatten auszumachen.

Und dann kommen die Albträume.
Riesige schwarze Pferde mit roten Augen stürzen auf mich zu und kesseln mich ein, unmöglich sie alle zu besiegen.
Und während seine Armee ihren Kreis immer enger um mich zieht, steht Pitch gelassen daneben und geht langsam auf Jack zu.
"Nein! Lass ihn in Ruhe."
Pitch lacht nur und ignorierte meine wütenden, verzweifelten Rufe.

Bis der Boden bebt und alle für einen Moment inne halten lässt, Albträume wie Menschen.

Ein Brüllen zerreißt die Nacht und ich wage zu hoffen.
Marschmallow.
Als die ersten weißen Figuren auf den See stürmen weiß ich es genau.
Er hat seine Freunde mitgebracht.
Die Baby-Schneemänner stürzen sich auf die Pferde und ringen sie auf den Boden. Es sind einfach zu viele von meinen kleinen Helfern, als dass die Pferde ein konkretes Ziel für Ihre Attacken hätten.
Jetzt haben wir wirklich eine Chance, denke ich und sehe mich nach Jack um.
Und erstarre.
Er rührt sich nicht, atmet nicht.
Ich laufe los, um die Strecke die uns trennt zu überwinden, als ein helles Strahlen von ihm ausgeht.
Genauer gesagt von seinem Amulett. Ich hätte schon fast vergessen, dass er es immernoch besitzt.
Offensichtlich hat Pitch es auch bemerkt, denn er steht plötzlich neben Jack, kurz davor es ihm vom Hals zu reißen.
"NEIN!"
Ich schreie es heraus und werfe mich mit meinem ganzen Gewicht auf den schwarzen Mann, reiße ihn mit mir zu Boden.
Mit aller Willenskraft, die ich besitze, denke ich ein Wort.
Schmelzen.
Und wir brechen ein.

Um Pitch zu schlagen brauche ich mehr Kraft. Oder mehr Eis.
Also tue ich, während ich ihn mit nach unten ziehe, das was ich am besten kann: Ich lasse los.

Schlagartig friert der ganze See bis auf den letzten Tropfen Wasser ein und hält uns in seine Tiefen gefangen.

Meine Lungen schreien nach Luft, aber ich lasse das Eis nicht schmelzen. Im Gegenteil, ich stecke all meine Kraft in das Eis und Sorge dafür, dass Pitch mit mir hier unten erstickt. Nur, wenn ich hier unten bleibe, teilt er mein Schicksal.
Und es ist okay.

Mein letzter Gedanke gilt Jack.
Dass er jetzt in Sicherheit ist.

Dass er in seine Welt zurück kehren kann.
D

ass ich ihn liebe.

Dann wird alles schwarz.

Jelsa - Wie Eis und Schnee Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt