Wie mich ein sprechender Schneemann kidnappte...

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Ich sitze hier in einem Schloss vollkommen aus Eis in einem Verließ  (schon wieder!!!) und um mich herum sind ca. 1000 kleine, mit Eisspeeren bewaffnete Schneemänner, ein mittelgroßer sprechender Schneemann -anscheinend ihr Befehlshaber- und ein RIESIGES Eismonster names Marschmallow. Wie es dazu gekommen ist? Ihr bekommt die Kurzfassung: Nachdem Elsa gegangen ist, kamen nach kurzer Zeit Dick und Dünn zurück, um mich wieder total sanft in den Thronsaal zu schleppen und vor dem Thron auf die Knie zu drücken. Auf diesem saß natürlich Elsa und musste mich erstmal abschätzig mustern. Ich denke mal, das gehörte alles zu unserem kleinen Theaterstück vor dem ganze Hofstaat und deshalb habe ich natürlich fleißig mitgespielt. Ich habe also genau so böse zurück geguckt, denn offiziell wusste ich ja noch nichts von meiner Freisprechung. Dann hat Elsa ziemlich viel zu ihrem Gefolge gesagt, wie z.B, dass ich ja gar kein richtiges Verbrechen begangen habe und dass ich einsichtig bin und alles bereuen würde und dass ich im Endeffekt nur ein verwirrter Verrückter bin, der keine Ahnung von Leben hätte (an diesem Punkt gab es eine Oskar reife Showeinlage von mir, wie verwirrt und verrückt ich wirklich bin) und sie letztendlich Gnade vor Recht walten lassen würde. So wurde ich samt Stab, auf den ich mich nun stütze, als würde mein Leben davon abhängen, vor die Tür gesetzt. Da stand ich nun: völlig alleine...(traurige Musik setzt ein)...In einer völlig fremden Stadt...hilflos...mitten im Winter.... Na gut, so schlimm war es jetzt auch nicht, aber dass ich nicht wusste wo ich hin sollte, stimmt schon, denn Elsa hat mir nicht gesagt, wo wir uns wieder treffen wollen. Deshalb habe ich beschlossen dahin zu gehen, wo der meiste Schnee liegt. Ich meine, es ist doch nur logisch zum Üben mit Eismagie dahin zu gehen, wo es nicht so auffällt. Und das ist sicher nicht die Innenstadt dieses kleinen Dörfleins... Das heißt ich bin in die Berge gegangen. Schwerer Fehler, wenn ich so im Nachhinein darüber nachdenke.
Glücklicherweise habe ich festgestellt, dass ich trotz allem noch fliegen kann und konnte so natürlich schnell voran kommen. Da bin ich also nichts ahnend über die Berge geflogen, als ich plötzlich ein zweites Schloss gesehen habe. Natürlich muss Jack Frost so etwas sofort überprüfen und kopflos hinein spazieren. Zu meiner Verteidigung muss man sagen, dass das ganze Schloss aus Eis ist und wer, wenn nicht ich wäre davon mehr begeistert? Ich konnte ja nicht wissen, dass mich jemand von hinten bewusstlos schlagen würde und mich anschließend auch noch verschleppt.
Wieder aufgewacht bin ich vor ca. 5 Minuten mit dem starken Verdacht, dass die Platzwunde an meinem Hinterkopf von der leicht zermatschten Möhrennase des mittelgroßen Schneemanns vor mir stammt. Wieso aber arme Touristen hier sofort zusammen geschlagen und gekidnappt werden, ist und bleibt mir schleierhaft.
"Wer bist du?", fragt mich Matschnase mit verhältnismäßig hoher Stimme,  die gewollt und nicht gekonnt bedrohlich klingen soll.
"Jack Frost, der nicht findet, dass ihr hier besonders gastfreundlich mit Besuchern umgeht."
"Was willst du hier?", macht Matschnase mit seiner betont coolen Nummer weiter, während ich mir angesichts der Absurdität der Lage das Lachen krampfhaft verkneifen muss. Hallo?! 1000 Baby-Schneemänner mit Baby-Speeren hören auf einen Matschnasigen obercool-tunden Schneemann, gemeinsam mit einem Eismonster namens Marschmallow (?!) und bedrohen Jack Frost, den Jungen, der das Eis kontrollieren kann.
"Kennt ihr Königin Elsa?", probiere ich es statt eines Lachanfalls mit einer Gegenfrage.
"Wieso?" Aha! Er kennt sie und nach dem zu schließen, das er misstrauisch wird, kennt er sie ziemlich gut. Vielleicht hat sie ihn sogar erschaffen. Respekt.
"Och, naja... Ich sollte mich irgendwo mit ihr treffen und mit ihr ein bisschen üben."
"Was denn üben? Elsa kann doch alles."
"Z.B. das hier!", ist meine letzte Antwort, bevor ich alle Eisspeere in diesem Raum einschließlich der Gitterstäbe meines Gefängnisses schmelzen lasse. Das führt dazu, dass mich wirklich jeder hier mit Bewunderung ansieht.
"Wer bist du?", fragt mich Möhrensalat zum zweiten mal, aber diesesmal mit unverhohlener Neugier.
"Habe ich doch schon gesagt, Jack Frost."
"Komm mit!" Damit dreht er '
-ich bin jetzt einfach mal die ganze Zeit davon ausgegangen, dass es ein er ist- sich um und watschelt durch die Menge, der mittlerweile gaffenden Schneemännlein davon. Einen Moment stehe ich unschlüssig da. Soll ich ihm wirklich einfach so folgen? Das letzte mal, als ich unbedacht irgendwo hinein gegangen bin, hat es mit einem schmerzhaften Schlag geendet, der übrigens immernoch weh tut. Und der von ihm kam. Aber ich bin Jack Frost und dieses mal bin ich vorbereitet!  Zögerlich folge ich Matschmöhre durch die sich vor mir teilenden Horden.
Das Schloss ist riesig und wirklich kunstvoll gebaut. Die Wände sind aus massivem, mal klarem, mal mattem Eis und an viele Stellen beeindruckend verziert. Wenn Elsa das gemacht hat, ist sie wirklich stark. Ich gestehe es mir ja nur ungern ein, aber ich glaube nicht, das ich so etwas mal eben aus dem Hut zaubern könnte.
"Ich bin übrigens Olaf.", klärt mich Matschnase auf,"Und ich liebe Umarmungen."
"Das kannst vergessen, Matschnase." Etwas beleidigt guckt er zu mir auf und zeigt in ein leeres, großes Zimmer. "Hier kannst du warten bis Elsa kommt. Ich sage ihr Bescheid, dass du da bist." Und er watschelt von dannen.
"Danke.", ich fürchte, dass hat er nicht mehr gehört. Na ja, egal.
Das Zimmer in dem ich bin, ist wirklich vollkommen leer und wirkt selbst auf mich ziemlich kalt. Kurzerhand bestücken ich es mit einem bequemen Sofa und einigen weichen Kissen. Ihr fragt euch jetzt sicher, wie Eis weich und bequem sein kann? Also in eurer Welt kann ja auch niemand Eis entstehen oder sich verformen lassen, geschweige denn, dass Schneemänner sprechen könnten. Ich kann mit Eis umgehen und für mich ist es alltäglich die Moleküle neu anzuordnen. Stellt es euch so vor, als ob die Moleküle ein Eigenleben hätten und ihre einzige Aufgabe darin besteht, sich so anzuordnen, dass es für mich bequem und weich erscheint.
Ich sitze noch gar nicht lange in meinem Sofa, als ich eine verschwommene Gestalt auf der anderen Seite der Eiswand ausmachen kann.
Sie betritt den Raum. "Jack Frost." Mit einem Lächeln auf den Lippen antworte ich:
"Elsa." 

Jelsa - Wie Eis und Schnee Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt