"Marschmallow! Wo bist du mein Großer?", flötet Elsa, als würde sie nach einem Hund rufen.
Argwöhnisch sehe ich mich um. Auf mich hat das Monster das letzte mal nicht den Eindruck gemacht, als würde er in irgendeiner Form einem verspielten Hündchen ähneln. Wohl eher einem Dobermann.
Doch Elsa lässt sich nicht beirren und ruft weiter in bester Hundemanier nach ihm.
Na, wenn sie meint...
Ich lehne mich an eine Eissäule und beobachte sie.
Elsa bemerkt meinen Blick und streicht sich empört die Haare aus dem Gesicht.
"Du könntest mir ruhig helfen.", tadelte sie mich.
"Nie im Leben.", entgegne ich entscheiden und verschränke lässig die Arme vor der Brust, "Unsere letzte Begegnung war nicht gerade positiv. Das ist dein...", ich ringe nach Worten, "...Tier."
"Marschmallow ist doch kein Tier!" Empörung blitzt in ihren Augen und lässt mich schmunzeln.
"Was denn dann?", reize ich sie spielerisch weiter.
"Er ist ein...-"
"Hund?", schlage ich vor.
"Nein? Ein-"
"Hamster? Ne, das glaube nicht mal ich."
"Jack!", wütend funkelt sie mich an und ich lächele in mich hinein, als ihre Wangen langsam rot werden.
Ich liebe es, wie ihre Wangen sich verfärben. Ich liebe es, wenn sie auf meine Neckereien eingeht. Ich liebe sie.
Doch bevor ich ihr antworten kann, um ihr genau das zu sagen, erschüttern schwere Schritte das Schloss. Die große gläserne Tür wird aufgestoßen und Marschmallow stürmt herein. Mit einem Laut, irgendwo zwischen Angrifsschrei und Lachen, stürzt er sich schwungvoll auf Elsa und begräbt sie unter sich.
Ich reiße die Augen auf und löse mich blitzschnell aus meiner Starre.
Er wird doch nicht...!
Panisch und voller Angst um Elsa gehe ich auf die Beiden zu, bereit es mit diesem Vieh aufzunehmen, als mich etwas innehalten lässt.
Elsa's Lachen klingt gedämpft unter den Schneemassen hervor.
Ihr ist nichts passiert.
Erleichtert lasse ich meinen Stab sinken und lehne mich dagegen.
Offensichtlich ist ihr Haustier zumindest ihr gegenüber harmlos.
Wenigstens etwas.
Nach kurzerzeit lässt Marschmallow von ihr ab und richtet sich auf.
Er lässt eine vor sich hin kichernde schneebedeckte Elsa auf dem Boden zurück. Ich gehe zu ihr, um ihr aufzuhelfen, als ein Brüllen hinter mir mich zusammen zucken lässt.
Seufz.
Marschmallow hat mich offensichtlich nun auch bemerkt.
Er kann so groß sein, wie er will, aber seine Reaktionszeit ist bedenklich. In der Zeit hätte ich schon längst das Schloss ausrauben können.
Ich drehe mich mit erhobenem Stab schützen vor Elsa und überlege mir, wie ich am besten vorgehe.
Dass Marschmallow mindestens mich hier nicht haben will, ist außer Frage. Aus seinem weißen Schneekörper ragen scharfe Einsspitzen und er brüllt ohrenbeteubend Laut.
Vielleicht ist es schlauer, wenn ich ihn von Elsa weg ziehe?
Mit einem Sprung fliege ich hoch und bewege mich in die entgegengesetzte Richtung, von Elsa weg. Er verfolgt meine Bewegung mit dem Kopf und scheint darüber nachzudenken, wie er mich mich am besten fangen kann.
Denken kann er also doch!
"Erinnerst du dich nicht an mich?", fordere ich ihn heraus.
"Ich war doch schon mal hier."
Vielleicht fällt ihm dann ja wieder ein, der er mich damals auch nicht fressen durfte.
Er quittierte meinen Einwand mit einem Brüllen und läuft er auf mich zu und versuch nach mir zu schnappen.
Dann eben nicht.
"Marschmallow, Nein!", ruft Elsa, wird aber von besagtem ignoriert.
Ich weiche Marschmallow's riesigen Händen aus und verschwinden durch die nächste Tür.
Na komm schon Großer. Bringen wir Elsa außer Reichweite.
Nicht dass sie am Ende noch getroffen wird.
Mit dem Geräusch von berstendem Eis folgt er mir und mach sich nicht die Mühe die Tür erst noch zu öffnen.
"Marschmallow!", ruft Elsa erneut.
Weiterhin laut brüllend versucht er mich zu fangen, scheint aber einzusehen, dass daraus nichts wird.
Schlaues Kerlchen.
Kurzerhand beginnt er mit Eisblitzen auf mich zu schießen.
Das Lob nehme ich zurück.
Klar, damit kann er mir genaugenommem nichts anhaben, aber angenehm ist es nicht von einem Eisblitz getroffen zu werden.
Gekonnt weiche ich den geschossen aus und locke den großen Schneeberg in den nächsten Raum.
Dieser Schachzug stellte sich wiederum als fataler Fehler heraus, denn in dem großen Saal, in dem ich mich nun befinde, sitzen unzählige Baby-Schneemänner einschließlich Olaf auf dem Boden.
Seufz.
Das kann auch nur mir passieren.
Ich spinge gerade noch rechtzeitig von der Tür weg, ehe Marschmallow sie durchbrechen kann und fliege hoch, um aus der Reichweite der Schneemännlein zu kommen.
Na toll. Jetzt habe ich noch die Kleinen am Hals.
Marschmallow macht sich nicht einmal mehr die Mühe hinter mir her zwischen den Schneemänner hindurch zu stapfen. Er brüllt noch einmal lautstark in die Runde, um auf sich aufmerksam zu machen.
Und die Kleinen... -jubeln ihm zu?!
Na vielen Dank auch.
Als wäre er ein Rockstar feuern sie ihn an.
Marschmallow scheint das allerdings ziehmlich egal zu sein, denn er greift achtlos in die Menge und hebt sechs oder sieben der Baby-Schneemänner hoch. Und dann wirf er sie einfach auf mich.
"Hey!", schreie eich über die lärmende Menge hinweg.
"Es ist unhöflich mit Schneemänner zu werfen!"
Er quittiert meinen Einwand mit einer weiteren Salve Schneemännern kombiniert mit Eissblitzen.
Dem kann nicht einmal Jack Frost ausweichen und so ernte neben einigen Blauen Flecken nun auch noch Schneemänner, die sich in mich klammern. Sie hängen an meinen Armen, Beinen und an meinem Pullover und krallen sich mit ihren kleinen Ästen an mir fest.
Das wäre theoretisch auch noch nicht all zu schlimm gewesen, doch die Kleinen fangen an mich zu zwicken.
"Au! Mist! Was soll das denn?", fahre ich einen von ihnen an und versuche ihn abzuschütteln. Er hält sich eisern an mit fest und lenkt mich gemeinsam mit seinen Freunden soweit ab, dass ich nächste Salve nicht kommen sehe.
Dieses mal sind es so viele, dass ich von ihrem Gewicht nach unten gezogen werde.
"Das REICHT!", rufef ich wütend aus.
Jetzt war ich wirklich sauer.
Adrenalin rauscht durch meine Adern und und ich spüre das Eis in mir.
Darauf habe ich nur gewartet und ich gebe dem Druck nur all zu gern nach.
Von Energie durchströmt richte ich mich auf und stoße meinen Stab in den Boden.
"STOPP!"
Augenblicklich überzieht sich von der Spitze meines Stabes ausgehend der ganze Saal zentimeterdick mit Eis und begräbt die Schneemänner einschließlich Marschmallow unter sich.
Sie sind sofort bewegunsunfähig.
Mein Atem erscheint mir in der plötzlichen Stille laut, welche nur von Elsas hysterischem Schrei unterbrochen wird.
"Jack!"
Sie steht mit aufgerissenen Augen kreidebleich in dem Türrahmen der zerstörten Tür und rennt nun über die Eisdecke hinweg auf mich zu.
Nur langsam schaffe ich es mich zu beruhigen. Mein Atem geht stoßweise. Ich könnte glatt nochmal den Saal vereisen.
Mittlerweile ist Elsa bei mir angekommen und fällt mir um den Hals.
"Jack, ist alles in Ordnung mit dir?"
Sie drückt sich fast an mich und gibt ein schluchzen von sich.
Weint sie etwa?
Das bringt mich wieder zu Besinnung und ich drücke sie auch an mich, streiche ihr sanft über den Rücken.
"Hey, es ist alles in Ordnung.", rede ich beruhigend auf sie ein.
Mit einem Blick über ihre Schulter spüre ich eine Anflug schlechten Gewissens und ergänze noch einen Satz.
"Deinen eisige Freunden geht es gut. Du wirst sehen, sie wachen alle putzmunter wieder auf."
"Mir geht es doch nicht um die anderen!", spricht sie mit tränenerstickter Stimme in meinen Pulli, "Mir geht es um dich."
Ich drücke ihr einen Kuss auf den Scheitel.
"Mit geht es auch gut."
"Es -hicks- Es tut mir leid. Ich -hicks- wusste nicht, dass er das -hicks- machen würde.", entschuldigt sie sich von Schluckauf unterbrochen.
"Elsa.", ich schiebe sie sanft von mir, "Ich habe doch gesagt, dass es okay ist." Damit drücke ich ihr einen Kuss auf die Nasenspitze und sehe ihr in die eisblauen Augen.
"Und die geht es -hicks- wirklich gut?", fragt sie zögerlich erneut.
"Ja, wirklich."
Ein halbes Grinsen schleicht sich auf mein Gesicht.
"Und was machen wir jetzt? So ganz allein..." Ich hebe eine Augenbraue.
"Nein, Jack, denk gar nicht erst daran." Spielerisch schubst sie mich von sich. "Wir haben wichtigeres zu tun."
"Leider."
Bedauernd lasse ich sie los.
Einen Moment lang bleibt sie noch vor mir stehen, bevor sie sich umdreht und schnellen Schrittes mit mir im Schlepptau das Schloss verlässt. Sie ist der Meinung, dass es wohl schlauer wäre draußen mir gigantischen Schneemänner zu experimentieren.
Ich fände es ja drinnen deutlich lustiger, aber Elsa fand meine Idee irgendwie nicht so lustig. Warum auch immer.
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Jelsa - Wie Eis und Schnee
FanfictionTEIL 1: Jelsa - Wie Eis und Schnee TEIL 2: Jelsa - gefrorener Kuss Wie geht es mit Elsa weiter? Niemand kann sofort so tief verankerte Ängste ablegen und natürlich hat Elsa immer noch mit ihnen zu kämpfen. Doch wie passt Jack Frost in die ganze Ges...