Angst

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ELSA

"Komm schon, Jack! Wir haben nicht ewig Zeit."
Gut gelaunt und die voller Tatendrang  bin ich die Treppe hinuntergestürmt und stehe jetzt leicht außer Atem im Schnee.
Nur stehe ich allein hier, von Jack weit und breit keine Spur.
"Ähm, Jack?" Eben war er doch noch da...
"Ich bin hier."
Erschrocken fahre ich mit wild klopfendem Herzen zusammen, als seine Stimme so nah an meinem Ohr erklingt.
"Himmel! Erschreck mich doch nicht so."
"Tut mir leid. Ich dachte du hättest mich gehört."
"Wie denn?" Seine Füße schweben immer noch ein paar Zentimeter über dem Boden.
"Angeber.", necke ich ihn und boxe ihm leicht gegen den Arm.
"Vielleicht sollte ich das nächste mal Husten, oder so."
"Ja, das solltest du wirklich. Oder einfach laufen.", ergänze ich trocken.
"Was, ich darf Beine unzähligen Begabungen jetzt nicht mehr einsetzten?"
"Wie gut, dass du so gar nicht arrogant bist."
"

Bescheiden ist mein zweiter Vorname."
"Nein, das kann nicht sein." Gespielt schockiert reiße ich die Augen auf. "Dein Zweitname ist eindeutig Frostbeule."
"Hey! Das trifft mich jetzt aber wirklich-", ich sollte nie erfahren was er sagen wollte, denn Jack gefriert mitten in der Bewegung. Eine Bein noch zum nächsten Schritt angehoben  bleibt er wie versteinert stehen.
"Jack?"
Keine Antwort.
Jeder Schalk, der bis vor einem Augenblick noch in seinen Augen geglänzt hat, ist verschwunden. Stattdessen wirken seinen Augen düster und-.
Mit schmerzvezerrtem Gesicht beugt Jack sich vor und fällt auf die Knie.
"Ahhh. Was ist das!" Mit beiden Händen hält er sich den offensichtlich schmerzenden Kopf und sackt weiter in sich zusammen.
"Jack!"
Ich stürze zu ihm, weiß nicht was ich machen soll. Die weißblonden Haare verdecken seine Augen.
"Was hast du?"
Stöhnend sackt er zur Seite in den Schnee. Seine Augen blicken ins Leere. Offensichtlich sieht er etwas, das ich nicht sehen kann.
Hilflos knie ich mich neben ihn und zieht seine Kopf auf meinen Schoß.
Mein schlimmster Albtraum scheint war geworden zu sein und jetzt kann mir kein Jack mehr helfen mich daraus zu befreien.
Was wenn er stirbt!
Tränen brennen in meinen Augen und laufen mir gefroren über die Wangen.
"Nein! Jack, bleib bei mir."
Er windet sich unter Schmerzen und verkrampft sich. Sein Stab liegt nutzlos neben ihm.
"Anna.", presst er mit zusammen gebissenen Zähnen hervor.
"Pitch.... hat .....sie."
Oh Gott!
"Was soll ich tun?" Verzweifelt bete ich zu allen Göttern, dass Jacks Qualen aufhören.

Und dann ist es plötzlich vorbei. Wie von Geisterhand entspannt sich Jacks verkrampfte Haltung und er bleibt schwer atmend im Schnee liegen, den Kopf mit zerzausten Harren weiterhin in meinen Schoß gebettet.
"Jack!"
Erleichtert küsse ich ihn auf die Stirn, die Nase, das Kinn, den Mund- egal wo, solange er nur lebt.
Ächzend richtet er sich auf.
"Es ist vorbei, mir geht es gut."
Seine Augen sprechen allerdings eine andere Sprache. Matt schimmert eine unendliche Traurigkeit ihn ihnen, die nicht von ihm selbst zu kommen scheint.
"Was ist mit Anna?" Die Panik von vorhin kehrt zurück.
"Pitch hat sie. Ich kann ihre Gefühle bis hier spüren." Er greift nach seinem Stab. "Sie ist voller Angst, das spüre ich ganz deutlich. Das eben.... Das kam von ihr. Ich war in ihrem Kopf."
Oh Gott, nein!
"Er foltert sie."

JACK

Angst fließt in meinen Adern und macht meine Bewegungen langsam.
Das bist nicht du. Es ist nicht deine Angst.
Nur mühsam kann ich das alles einnehmende Gefühl zurück drängen und nach klaren Gedanken suchen.
Wir müssen zu Anna.
"Komm, Elsa. Ich weiß wo sie ist."
Besorgt sieht sie mich an und ich erkenne Panik in ihren Augen.
Doch dafür haben wir jetzt keine Zeit. Ich will sie an mich ziehen und uns so schnell wie möglich zu Anna transportieren, aber sie endwindet sich meinem Griff.
"

Du willst fliegen?!"
"Ja?"
"Vergiss es. Was ist, wenn er sie.... wenn er  ihr wieder Angst macht? Wir werden Abstürzen."
"Nein, das werden wir nicht. Er gibt uns jetzt Zeit zu ihm zu kommen. Das andere war nur ein Warnschuss."
Sie sieht nicht wirklich beruhigt aus -wahrscheinlich weil ich von meiner Theorie auch nicht restlos überzeugt bin- kommt aber trotzdem zurück und hält sich an mir fest.
Der Nachtwind ist kalt und obwohl Kälte mir schon lange nichts mehr ausmacht, läuft es mir eiskalt den Rücken herunter.

ELSA

Als Jack landet stelle ich verwundert fest, dass wir wieder an seinem Haus am See sind. Es ist ruhig und niemand zu sehen, außer einem schwarzen Fleck in der Mitte des zugefrorenen Sees.
Jack verzieht schmerzverzerrt das Gesicht und deutet auf den schwarzen Fleck.
"Anna.", presst er hervor und ich laufe noch im selben Moment los.
Hinter mir höre ich einen dumpfen Aufprall und ich wage nicht zurück zu blicken, denn auch vor mir erfüllt ein herzzerreißendes Schreien die Luft.
Anna.
Er foltert sie wieder und Jack gleich mit.
Als ich bei Anna ankomme, sitzt sie versunken in ihrer Kleidung auf dem Eis.
"Anna!" Ich schüttele sie. Keine Reaktion.
Mit glasiert Augen starrt sie ins Nichts.
"Anna" Ich schüttele sie heftiger. Weiterhin nichts.
"Du kannst sie nicht wecken.", erklärt eine tiefe Stimme ruhig hinter mir.
Ich fahre herum, kann aber außer Dunkelheit nichts erkennen.
"Wer bist du?"
"Ich glaube, du weißt wer ich bin."
"Pitch."
"Wunderbar, wie mein Ruf mir voraus eilt, nicht?"
Langsam tritt er aus den Schatten und ragt vor mit auf.
"Schön dich kennen zu lernen, Königin Elsa von Arendell. Anna hat mir schon viel über dich erzählt."

JACK

Verdrängen. Vergessen. Ausschließen.
Ich darf Anna nicht mehr in meinen Kopf lassen.
Hätte ich es doch nur früher bemerkt, schießt es mir durch den Kopf. Doch dann fällt mir ein, dass ich es sehr wohl früher bemerkt habe.
Als leise Andeutung, als ich eines Nachts zu Elsa geflogen bin. Da wusste ich, dass noch jemand Angst hat. Ich hätte es verhindern können, wenn ich nur einmal nicht so selbstsüchtig und unvorsichtig gewesen wäre.
Eine weitere Angstwelle durchzieht mich und verdrängt meine Gedanken.
Verdrängen.
So konzentriert ich kann, schiebe ich Annas Angst von mir und konzentriere mich auf das Hier-und-Jetzt.
Schnee. Sterne. Dunkle Äste. Vollmond.
Wie ein Mantra halte ich mir all das vor Augen, bis es funktioniert.
Bis ich allein aufstehen kann und zur Mitte des Sees fliege, an der ich mehrere Gestalten ausmachen kann.

ELSA

"Lass sie gehen." Meine Stimme zitterte nicht.
"Nein."
"Du willst mich und nicht sie."
Er lacht.
"Woher willst du wissen, was ich will? Ist es nicht eher so, dass ich weiß, was du willst? Angst war schon immer dein Feind Elsa."
Die Worte des Häuptlings  Woher weiß er...?
"Ich sehe alles, Elsa. Jede Angst und all das Schlechte in euch. Alles, was ihr jemals gefürchtet habt"
"Was zählt ist, was jetzt ist und nicht was war. Lass sie frei."
"Ah! Sind wir jetzt wieder bei unseren Wünschen angelangt?" Er behandelte mich wie ein Kleinkind.
Wenn reden nichts bringt, dann eben Eis. Ich schleudern Eiszapfen, Eisblitzen und viele weitere auf ihn, aber er blickte alles ab. Der schwarze Mann ist nicht zu schlagen.
"Wie ich sehe hat er dich wunderbar trainiert.", verhönt er mich.
"Kommen wir nun zu meinen Wünschen." Wie jeder Bösewicht es perfektioniert hat verzieht er die Lippen zu einem Boshaften Lachen.
"Ich wünsche mir Jack Frosts Tod."
"Das wird nicht passieren."
Seine Stimme wärmt mich und erlöst mich aus der Angst um ihn.
Jack ist zu uns gekommen. Gemeinsam können wir es schaffen.
"In Ordnung, dann ist es jetzt zeit für einen Wechsel." Er sieht Jack in die Augen.
"Was es ja nicht, ihm weh zu tun."
"Oh nein, ich doch nicht. Aber du!"
Damit schnippst er einmal mit den Fingern und ich merke wie ich falle. Gedämpft und seltsam haltend höre ich Jacks Schrei und Pitchs Stimme. "Dein Leben gegen Annas. Sie wacht auf und du bleibst bei mir. So lauten die Regeln."

JACK

Ich rufe ihren Namen und muss den starken Impuls zu ihr zu laufen unterdrücken.
Wende niemals deinem Feind den Rücken zu.
"Was willst du Pitch?"
"Das habe ich schon gesagt. Aber ihr wiederhole es gerne nochmal. Deinen TOD!"
Ich schieße Eis auf ihn, merke aber, dass ich bei weitem nicht so stark bin, wie in der realen Welt.
Scheiß Buch!

Hart werde ich in den Rücken getroffen und nach vorne Geschleudert, doch es war nicht Pitch, der auf mich geschossen hat.
D

rehe niemals deinem Feind den Rücken zu, kommt es mir wieder knapp den Sinn.
Pitch lacht schallend.
Noch während ich nach hinten blicke, weiß ich ,dass ich nicht sehen will, welcher Anblick sich mir da bietet.
Elsa sieht mich mit leeren Augen und unfokussiertem Blick an.
Und sie schleudert einen Eisblitz nach dem anderen auf mich.

-♡-

Das Ende kommt heute oder morgen.

Jelsa - Wie Eis und Schnee Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt